Duft der Unschuld - Tennington (German Edition)
löschte das Licht und augenblicklich fühlte ich mich wieder umarmt. Allein seine Nähe streichelte die Erinnerungen aus meinem Kopf. Wie sollte ich ihm jemals begreiflich machen, wie dankbar ich ihm war?
Ich konnte nicht sofort einschlafen und irgendwann nahm ich wahr, dass er genauso wenig erregt war wie ich. Dabei lagen meine Beine zwischen seinen, mein Becken an seinem Schritt.
„Ich will mit dir zusammen sein, Yves“, murmelte ich und war nicht sicher, ob er es hörte. Sein Atem strich schon einige Zeit warm und weich über mein Gesicht, ganz gleichmäßig und sanft.
Aber vielleicht war es auch egal, ob er es gehört hatte. Wichtig war nur, dass ich es wusste. Denn nun würde ich es ihm zeigen können. Aber … hatte ich genau das nicht bereits getan, indem ich hierhergekommen war? Auf der Suche nach Nähe und Trost, nach Wärme und Liebe?
Ein Lächeln glitt über mein Gesicht, ich kuschelte mich weiter an und schlief endlich ein.
~*~
Das Aufwachen hatte etwas sehr Intimes. Und das nicht nur, weil Yves mich mit sanften Küssen aus dem Schlaf holte.
Meine Augenlider flatterten kurz, dann schaffte ich es, ihn zu fokussieren und begriff, wo ich war. Ich lächelte. „Guten Morgen.“
„Guten Morgen, mon cher , hast du gut geschlafen?“ Er klang so fürsorglich, dass mein Herz ein paar Schläge lang den Dienst verweigerte.
„Ich muss dir ein paar Dinge erklären, Yves. Bevor … bevor ich es vollkommen verdränge und dich wirklich in ernsthafte Gefahr bringe …“
„Das klingt bedrohlich“, befand er und wieder stützte er den Kopf auf den angewinkelten Arm und musterte mich.
„Ich … meine Eltern sind nicht tot, Yves, ich bin vor ihnen geflohen.“
Seine Augen wurden groß, dann glitt sein freier Arm über meine Brust und um mich herum. Er drückte mich an sich, als könnte allein diese Geste mich beschützen. Und, das musste ich zugeben, genauso fühlte es sich an. Er sagte nichts, ließ mir Zeit, mein eigenes Tempo zu finden, um ihm mehr zu sagen.
„Ich kann dir nicht alles sagen, vielleicht werde ich das nie können, aber du musst wissen, wie böse das alles enden kann, wenn … wir zusammen sind.“
Er nickte nur.
„Sie suchen mich, weil ich etwas habe, das sie brauchen und wollen. Leider ist es nichts, das ich aus der Tasche ziehen und ihnen in die Hand drücken kann. Es ist in mir. Und deshalb werden sie alles daran setzen, mich zurückzubekommen.“
Yves atmete scharf ein und sein Griff verstärkte sich. Ich begriff, dass er echte Angst um mich hatte, aber das war nicht der Grund, wieso ich ihm davon erzählte.
„Ich sage dir das nicht, damit du dir noch mehr Sorgen um mich machst, verstehst du? Denn wenn sie mich jemals finden und merken, wie wichtig du mir bist, werden sie dich benutzen, um mich zu kriegen. Und das ist es, was das Ganze gefährlich macht. Zu gefährlich.“ Ich seufzte. „Wenn es nach meinen Wünschen ginge, wäre alles so einfach … Wir sind verliebt, wir wollen zusammen sein … Aber ich will nicht, dass sie dich zu einem Werkzeug machen können.“
Er ließ sich auf den Rücken rollen und zog mich auf sich, dann strichen seine Finger durch mein Haar und er hob den Kopf, um mich zu küssen. „Niemand will instrumentalisiert werden, auch ich nicht. Aber das bedeutet nicht, dass ich dich deshalb aufgebe. Schmink dir das ab. Du bist mir zu wichtig!“
Seine Worte klangen so liebevoll, ich schloss die Augen und schluckte. „Aber was, wenn sie mich finden?“
„Dann werde ich dich nicht allein lassen. Ganz einfach.“
Ich schnaubte. „Ganz einfach? Yves, ich habe erlebt, wie brutal sie werden können, wie wenig ihnen fremde Leben wert sind!“
„Scht, du bist hier doch in Sicherheit. Du hast Zacs Namen …“
Ich staunte. „Du weißt …?“
Er nickte nur.
„Hör zu, ich … als ich abgehauen bin, da haben sie … versucht, mich einzufangen. Sie haben einen komplett besetzten Zug geopfert, es sind so viele Menschen gestorben und ich war nicht einmal in diesem Zug, verstehst du? Die nehmen keine Rücksicht!“
„Sie haben …?! Aber wieso?“
„Ein Exempel. Sie wollten mir zeigen, wozu sie fähig sind. Wenn sie rausfinden, dass ich hier bin … Die brächten es fertig, ganz Tennington in Rauch und Asche aufgehen zu lassen! Glaubst du wirklich, dass ich das will?“
Er umfasste mich, drückte mich an sich. „Nein, natürlich willst du das nicht. Aber denkst du, sie vermuten dich ausgerechnet an so einer Nobelschule?“
„Ich weiß es
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