Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Welt waren früher die wichtigsten Unterhaltungskünstler des Imperiums gewesen. Sie reisten zwischen königlichen Häusern umher und erzählten Geschichten oder sangen Lieder, um die großen Familien zu unterhalten. Doch das Haus Jongleur fiel in Ungnade, als einige der umherziehenden Geschichtenerzähler sich in Fehden zwischen den Häusern als Doppelagenten erwiesen und ihnen niemand mehr traute. Als die Adligen die Dienste der Unterhaltungskünstler nicht mehr wollten, verlor das Haus Jongleur seinen Status im Landsraad und damit sein Vermögen. Gilden-Heighliner steuerten den Planeten nicht mehr an. Gebäude und Infrastruktur, einst auf der Höhe des Fortschritts, verfielen. Der Niedergang der Jongleurs hatte zur Folge, dass viele Neuerungen im Bereich der Unterhaltungsindustrie entwickelt wurden, unter anderem Holoprojektoren, Filmbücher und Shigadraht-Rekorder.
» Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Onkel. Bring mich zurück nach Caladan. Ich will nicht hier sein.«
»Das kann ich nicht, mein Junge«, antwortete er traurig. »Wir stecken hier alle fest.«
»Lass mich glauben, dass ich dort bin, so wie nur du es kannst. Ich will nicht in diesem Elendsloch sterben.«
Mit einem durchdringenden Kreischen kehrten die beiden Distrans-Fledermäuse zurück. Verwirrt flatterten sie durch das Gewölbe, während Scovich versuchte, sie wieder einzufangen. Nicht einmal sie hatten einen Fluchtweg gefunden ...
Obwohl die gefangenen Soldaten sich wenig Hoffnung gemacht hatten, ließ das Scheitern der Fledermäuse sie entsetzt aufstöhnen. Onkel Hoh schaute sie an und richtete den Blick dann auf Elto. Seine Miene verhärtete sich zu einem Ausdruck grimmiger Entschlossenheit.
»Ruhe! Allesamt.« Er kniete sich neben seinen verletzten Neffen. Hohs Augen glänzten von Tränen ... oder auch noch von etwas anderem. »Dieser Junge muss hören, was ich ihm zu sagen habe.«
Elto lehnte sich zurück und ließ die Augen halb zufallen, während er sich für die Worte bereitmachte, die ihm Erinnerungsbilder auf die Innenseiten seiner Lider malen würden. Feldwebel Vitt saß steif da, holte mehrmals tief Luft, um sich zu sammeln, sich auf seine außergewöhnliche Fähigkeit einzustimmen und das Feuer der Vorstellungskraft anzufachen. Um die Art von Geschichte zu erzählen, die diese Männer brauchten, muss ein Meister von Jongleur zur Ruhe kommen. Er bewegte die Hände und Finger auf althergebrachte Art und Weise, vollführte die Bewegungen, die Generationen von Geschichtenerzählern ihn gelehrt hatten, die rituellen Vorbereitungen, die die Geschichte gut und rein werden ließen.
Fultz und Scovich rutschten unruhig hin und her und rückten dann näher heran, ebenfalls begierig, seinen Worten zu lauschen. Hoh Vitt schaute sie aus glasigen Augen an. Er sah sie kaum, doch er gab ihnen eine barsche Warnung. »Es ist gefährlich.«
»Gefährlich?« Fultz lachte und hob die dreckverschmierte Hand zur matt erleuchteten Decke und den sie umgebenden Felswänden. »Erzähl uns etwas, das wir noch nicht wissen.«
»Nun gut.« Hoh war zutiefst betrübt. Er wünschte, er hätte nicht seine Beziehungen spielen lassen, um Eltos Versetzung in diese prestigeträchtige Einheit zu erwirken. Der junge Mann sah sich noch immer als Außenseiter, doch ironischerweise hatte er – indem er im feindlichen Feuer ausgeharrt und eins der Artilleriegeschütze zerstört hatte – mehr Mut gezeigt als all die kampferprobten Soldaten.
Jetzt verspürte Hoh Vitt das überwältigende Gefühl eines drohenden Verlusts. Dieser wunderbare junge Mann, der nicht nur von seinen eigenen Hoffnungen und Träumen erfüllt war, sondern auch die seiner Eltern und seines Onkels in sich trug, würde sterben, ohne jemals sein großes Potenzial umgesetzt zu haben. Hoh blickte sich zu den Gesichtern der übrigen Soldaten um, und als er sah, mit welcher Erwartung und Verehrung sie ihn ansahen, verspürte er einen Moment des Stolzes.
Im ländlichen, hügeligen Hinterland von Jongleur, wo Hoh Vitt aufgewachsen war, lebte eine bestimmte Sorte von Geschichtenerzählern. Selbst die Einheimischen verdächtigten diese »Meister von Jongleur« der Zauberei und gefährlicher Machenschaften. Sie konnten Geschichten weben, die wie tödliche Spinnennetze waren, und um ihre Geheimnisse zu beschützen, ließen sie sich bereitwillig meiden und versteckten sich unter einem Mantel des Geheimnisvollen.
»Beeil dich, Onkel«, sagte Elto mit leiser und dünner Stimme.
Feldwebel Vitt beugte sich
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