Dunkel ist die Sonne
wir sie hier. Nach einer Weile wird sie uns schon folgen. Was könnte sie sonst tun?“
Sie schnallten dem Pflanzenmenschen das zusamme n gefaltete Schiff auf den Rücken und aßen noch etwas Obst. Es machte nicht zu satt, sondern schmeckte mit jedem Bissen noch köstlicher. Sie verbrachten eine ang e nehme Zeit, wie sie so dasaßen und über vieles plaude r ten. Sie stellten fest, daß bald das Schwarze Tier den Himmel über ihnen bedecken würde. Sie hatten vor, das Gebiet mit den Sandfallen erst dann zu durchqueren, wenn fast vollständige Dunkelheit eingetreten war, so daß ihre Wanderung von den Tharakorm aus so gut wie gar nicht zu sehen sein würde. Aber jetzt würden sie nicht mehr länger warten.
Kurz darauf hörten sie Vana laut rufen, und sie beg a ben sich langsam an den Waldrand, der an den Sumpf angrenzte. Da kam sie durch das dunkle, stinkige Wasser gelaufen; an ihrem Arm und an der Spitze ihres Speers war Blut. Hinter ihr her schwammen etwa ein Dutzend geschmeidiger grünlicher Wesen, die ungefähr fünfzig Zentimeter lang waren. Sie hatten Köpfe wie Wiesel mit langen, dicken Schnauzhaaren und großen blauen Augen.
„Etwas nicht in Ordnung?“ rief Deyv.
„Etwas nicht in Ordnung?“ schrie sie zurück. „Für deinen sonderbaren Humor habe ich jetzt wirklich keine Zeit!“
Sie rannte aus dem Sumpf und die sanft ansteigende Böschung hinauf und in den Wald hinein. Dort ließ sie sich keuchend zu Boden fallen. Die glucksenden Tiere folgten ihr eine Minute später. Die scharfen Zähne hatten sie mit einem bösen Grinsen entblößt. Aber sie blieben stehen, als sie bis auf wenige Schritte an den Waldrand herangekommen waren. Einige von ihnen setzten sich auf die Hinterbeine und wedelten mit breiten, mit Schwim m häuten versehenen Tatzen.
Als sie wieder zu Atem gekommen war, stand Vana auf. Das Blut floß ihr in Strömen den Arm hinunter. Deyv empfahl ihr, das Blut mit Schlamm zu stillen.
„Was ist eigentlich los mit euch?“ schrie sie. „Ihr b e nehmt euch alle, als ob es euch vollkommen egal wäre, daß ich jetzt immerhin tot sein könnte und daß diese Ungeheuer Aejip auf einen Baum gehetzt haben. Ich habe sechs mit dem Pfeil und zwei mit dem Speer getötet. Sie hätten mich kriegen können, als ich im Wasser war, aber sie waren so sehr damit beschäftigt, ihre eigenen Toten zu fressen, daß sie mich entkommen ließen. Und außerdem …“
„Nun, jetzt bist du ja in Sicherheit“, sagte Deyv. „Aber jetzt werden wir wohl Aejip retten müssen.“
„Wohl retten müssen!“ schrie sie. „Was ist los mit dir, Deyv? Was habt ihr alle?“
„Gar nichts“, meinte er. „Es geht uns wirklich gut.“
Er fuhr damit fort, ihr zu erklären, was er und die a n deren vorhatten.
Vana ließ ihn mit wachsender Ungläubigkeit ausreden. Sie sagte jedoch nichts, bis sie ihre Wunde mit Schlamm beschmiert hatte.
„Wißt ihr, ich habe ungefähr dasselbe empfunden wie ihr. Nicht annähernd so stark zwar, aber immerhin habe ich noch diesen Morgen überlegt, ob wir uns nicht völlig über Feersh geirrt hätten. Aber als ich dann mit Aejip auf die Jagd ging, war ich zu beschäftigt, um noch an irgend etwas anderes als die Jagd zu denken.“
Sie hielt inne, um sie anzusehen.
„Ihr alle eßt von diesen Früchten. Steht kauend herum und schaut vollkommen hingerissen drein. Was gesch e hen ist, kümmert euch überhaupt nicht, obwohl ihr euch eigentlich alle wahnsinnig aufregen und diese Ungeheuer vertreiben solltet, um Aejip zu retten. Vielleicht ist sie ja schon tot. Diese Tiere können auf Bäume klettern, müßt ihr wissen.“
Deyv begann sich ein wenig unwohler zu fühlen.
„Was meinst du damit?“
Mit zusammengekniffenen Augen sah Vana ihm scharf in die seinen, dann in die von Hoozisst und Sloosh.
„Ja, sie sehen tatsächlich glasig aus. Ich wäre b e stimmt in der gleichen Verfassung, wenn ich nicht auf die Jagd gegangen wäre und die Wirkung dadurch nicht etwas nachgelassen hätte. Das muß es sein.“
„Wie meinst du das?“ fragte Deyv.
„Das Obst ist schuld! Das ist es, was uns so verrückt macht! Ich wette, daß Feersh die Bäume hier gepflanzt hat. Das hat sie deshalb gemacht, damit die Leute, die sich wegen ihr hier verstecken, von dem Purpurzeug e s sen und sich den Kopf verdrehen lassen.“
Die drei Männer sahen sich gegenseitig an. Deyv und Hoozisst brachen in schallendes Gelächter aus. Der Pflanzenmensch summte das, was bei ihm dem Ausdruck lauter, spöttischer Heiterkeit
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