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Dunkel ueber Longmont

Dunkel ueber Longmont

Titel: Dunkel ueber Longmont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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seinem harten taifanischen Akzent und sah sich nervös um. Seine Männer hatten ihre Posten verlassen, um die Küchen nach Proviant zu durchsuchen. Ein paar Offiziere plünderten Sylvarrestas Schatzkammer, andere schlugen unten auf der Marktstraße die Fenster der Geschäfte ein. Jede Minute, die der Kommandant sich mit Gaborn unterhielt, bedeutete eine Minute weniger, um sich die Taschen vollzustopfen.
    »Ach, was weiß denn ich«, gab Gaborn zurück.
    Er machte kehrt und wollte losreiten, versetzte seinem Pferd einen leichten Stoß mit den Fersen und riß die vier Pferde herum, die er an der Leine hatte. Es war ein heikler Augenblick. Gaborns Pferd wurde unruhig, legte die Ohren an, rollte mit den Augen. Mehrere Soldaten kamen zum Bergfried der Übereigner gerannt, um beim Plündern der Schatzkammer zu helfen. Gaborns Hengst schreckte vor jedem zurück, der sich vorbei drängte, riskierte einen kleinen Tritt gegen einen Mann. Einer der angebundenen Hengste reagierte auf die plötzliche Bewegung und bockte. Gaborn sprach leise beruhigende Worte, um zu verhindern, daß die ganze Gruppe durchging.
    In den letzten Minuten hatten sich die Straßen plötzlich mit Menschen gefüllt – eine ganze Horde von Raj Ahtens Leuten war zum Zeughaus und zu den Stallungen gerannt, um sich Vorräte, Waffen und Pferde zu greifen, und Händler liefen panisch herum, um ihren Besitz vor den Plünderern zu schützen.
    »Halt!« rief der Kommandant, bevor Gaborn die Pferde wenden konnte. »Ich setze den König auf das Pferd. Welches ist für ihn?«
    Gaborn verdrehte die Augen, als sei die Antwort offenkundig. Wäre er tatsächlich ein Stallbursche gewesen, dann hätte er gewußt, welches Pferd am ruhigsten bleiben, welches verhindern würde, daß der schwachsinnige König herunterfiel. Wie die Dinge lagen, fürchtete er jedoch, daß alle fünf Pferde jeden Augenblick durchgehen konnten. Seinen eigenen Hengst, auf dem er tags zuvor in die Stadt geritten war, hatte man darauf trainiert, die Soldaten des Wolflords an ihrem Waffenrock zu erkennen und nach ihnen zu beißen und zu treten. Umringt von Soldaten warf sein Hengst den Kopf hin und her und trat ständig unruhig von einem Bein aufs andere. Sein Gebaren machte die anderen Tiere nervös.
    »Ach, wer weiß das heute schon?« meinte Gaborn. »Ich wittere ein Unwetter. Sie sind alle ein bißchen unruhig.«
    Er betrachtete die Pferde. In Wahrheit schien die Unruhe zwei Tieren eher weniger zuzusetzen.
    »Binde den König auf ›Erhebung‹ fest, und laß uns hoffen, daß er nicht stürzt!« Gaborn tätschelte ein rötlichgraues Pferd, erfand den Namen des Tieres einer spontanen Eingebung folgend. »Die Prinzessin sitzt auf seiner Schwester hier, ›Vergeltung‹. Ihre Days sollen von mir aus auf den unruhigen Pferden reiten und auf dem Allerwertesten landen. Ach, und achtet auf den Bauchgurt am Sattel des Königs. Er lockert sich.
    Und ›Todesgeläut‹ hier laßt Ihr am besten ganz hinten gehen.
    Sie tritt aus.«
    Gaborn reichte dem Kommandanten die Zügel der vier Pferde, drehte sich um und wollte gehen.
    »Warte!« rief der Kommandant, wie Gaborn erwartet hatte.
    Gelangweilt blickte er über die Schulter. »Du setzt den König auf das Pferd! Du setzt alle auf die Pferde. Ich will, daß du sie eigenhändig durch das Tor schaffst!«
    »Ich hab’ zu tun!« wandte Gaborn ein. Wenn man sich eine Arbeit sichern will, ist es manchmal das beste, so zu tun, als wollte man sie nicht. »Ich will zusehen, wie die Soldaten abziehen.«
    »Und zwar sofort!« brüllte der Kommandant.
    Gaborn zuckte die Achseln, drängte die Pferde durch das Fallgatter in den Innenhof des Bergfrieds der Übereigner neben den großen Karren.
    Bislang war es niemandem gelungen, die Kraftpferde zu überreden, den Karren zu ziehen, daher stand der Wagen einfach bloß da, und seine Deichsel lag auf dem Boden.
    Gaborn warf einen Blick in den Wagen und versuchte, Iome nicht zu sehr anzustarren. Er wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel aus der Stirn, dann stieg er ab und half ihr beim Aufsteigen. Er hatte keine Ahnung, ob sie reiten konnte, und war erleichtert, als sie ohne Schwierigkeiten auf dem Pferd saß und wie selbstverständlich nach den Zügeln griff.
    Mit dem sabbernden König war es schwieriger. Seine Augen füllten sich mit Angst, und er schrie und klammerte sich sofort mit beiden Händen an den Hals des Pferdes, nachdem Gaborn ihn in den Sattel bugsiert hatte. Anschließend versuchte er, sich hinuntergleiten zu

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