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Dunkle Gebete

Dunkle Gebete

Titel: Dunkle Gebete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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ließ mich zusammenfahren. Ich reichte Joesbury das Fernglas zurück. Irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl bei dieser Geschichte, und ich wollte wirklich nicht mit ansehen, wie jemand anders im Wasser landete. Als Cooper und ich in den Fluss gefallen waren, hatte gutes Wetter geherrscht, und die Wasseroberfläche war glatt gewesen. Unter diesen Bedingungen wäre es fast hoffnungslos.
    »Scheiße«, knurrte Joesbury.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Die versuchen abzuhauen.«
    Das Schlauchboot schwenkte zum Nordufer herum. Jetzt schossen wir mit voller Fahrt über das Wasser. Das kleine Boot hatte keine Chance; es würde niemals schneller sein als wir. Über meinem Kopf hörte ich jemanden am Funkgerät. Bestimmt forderten sie Verstärkung an. Selbst wenn das Boot die fünfzig Meter bis zum Ufer schaffte, würde die Polizei auf sie warten. Es war blöd zu fliehen. Aber verzweifelte Menschen machen Dummheiten, verzweifelte Menschen geraten in Panik. Das wusste ich besser als jeder andere.
    Das Boot schwenkte abermals herum, und ich kippte gegen Joesbury. »Wenn ich Ihnen sage, dass Sie reingehen und den Kopf einziehen sollen, dann erwarte ich, dass Sie das tun«, sagte er. »Die Scheißer könnten bewaffnet sein.«
    Wir kamen jetzt schnell näher, und unser Boot nahm Fahrt weg. Joesbury ließ das Fernglas sinken und brachte es zurück in die Kabine, gerade als unser Suchscheinwerfer das Schlauchboot erfasste. Die Insassen starrten uns an wie verschreckte Rehe.
    Wir waren keine vierzig Meter entfernt. Joesbury hatte sich direkt vor mich gestellt, und ich musste um seine Schulter herumspähen. Zwei der Schlauchbootfahrer waren Männer. Der Dritte sah kleiner aus, und ich konnte Haare um ein blasses Gesicht wehen sehen.
    Das Schlauchboot brach nach links aus, und mir war, als hörte ich jemanden aufschreien. Dreißig Meter. Als unser Scheinwerfer das Boot wiederfand, sah ich weiße Hände, die sich an das Tau klammerten, das sich am Außenrand des Schlauchbootes entlangzog.
    Wieder schwenkte das kleine Boot herum, und Fred wiederholte seine Warnung. Diesmal steuerte das Schlauchboot geradewegs in eine hohe Welle hinein. Eine Sekunde lang schien es auf dem Wellenkamm zu schweben, dann raste es auf der anderen Seite hinunter, gerade als eine zweite Woge es traf. Als ich es wieder erblickte, schien es tiefer im Wasser zu liegen.
    Das Dröhnen einer anderen großen Maschine verriet mir, dass ein zweites Boot auf uns zuhielt. Ganz kurz wandte ich den Blick von dem Schlauchboot ab und konnte das Blaulicht eines weiteren Polizeibootes ausmachen, nur ein kleines Stück entfernt. Ungefähr dreißig Meter stromabwärts von dem Schlauchboot nahm es Fahrt weg. Wir waren stromaufwärts von ihnen. Jetzt würden sie doch bestimmt aufgeben?
    Die Leute in dem Schlauchboot trugen keine Schwimmwesten. Endlich konnte ich sie deutlich erkennen. Alle drei sahen aus, als seien sie nass bis auf die Haut. Die Männer hatten dunkles Haar und dichte Augenbrauen. Das Mädchen sah nicht viel älter aus als achtzehn.
    Dann stand einer der Männer in dem Schlauchboot auf und hob die Hände über den Kopf, gerade als die Bugwellen beider Polizeiboote frontal auf das kleine Boot trafen. Es schwankte erst in die eine, dann in die andere Richtung, ehe es vollständig kenterte. Augenblicklich setzte unser Boot zurück, positionierte sich so, dass die Besatzung die Menschen im Wasser ausmachen konnte.
    »Sehen Sie was?«, brüllte Joesbury mir zu, während der Suchscheinwerfer und starke Handlampen von beiden Polizeibooten aus über das Wasser fuhren.
    Ich konnte nichts sehen. Es war zu dunkel, das Wasser zu aufgewühlt. Dann tauchte das Schlauchboot wieder auf, lag verkehrt herum im Wasser, und zwei große Hände klammerten sich an das Seil, das es umspannte. Das andere Polizeiboot schnellte vorwärts.
    »Da ist noch einer«, sagte Joesbury, gerade als unser Scheinwerfer den zweiten Mann im Wasser erfasste; er schwamm auf das Ufer zu. Ein paar Sekunden lang kam er voran, dann packte ihn die auflaufende Flut, und er begann, stromaufwärts und zurück in die Mitte des Flusses zu treiben. Wir folgten ihm.
    Es dauerte nur ein paar Sekunden, ihn einzuholen, doch als wir ihn erreichten, ermüdete er bereits sichtlich. Ich warf einen raschen Blick nach hinten und sah, dass das andere Polizeiboot das umgekippte Schlauchboot erreicht hatte. Der zweite Mann war wahrscheinlich in Sicherheit.
    Auf unserem Boot waren Fred und einer seiner Constables auf dem

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