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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Leise stöberte sie herum. Sie wagte die feierliche Stille kaum zu durchbrechen. Hier, zwischen den hohen, mit Bücher n vollgestopften Regalen schien die Zeit stillzustehen. Es war leicht dämmrig und das Mädchen fragte sich, wie lange schon keine frische Luft in diesen Raum hineingelangt war. Neugierig trat sie vor eines der Regale und betrachtete die verschiedenen Buchrücken. Willkürlich wählte sie einen aus und mühte sich damit ab, den dicken Wälzer herauszuziehen. Sobald das geschafft war, trug sie das Buch zu einem Tisch, der an der Wand stand. 'Arzneien in jeder Lebenslage' stand in verzierten Lettern darauf. Es staubte, als sie es aufschlug und enthüllte vergilbte, fleckige Seiten, auf denen die Schrift kaum noch zu lesen war.
    Man nehme ein frisches Ei von einer Kreuzotter und vermische es mit dem Stiel eines Pilzes, den man um Mitternacht gepflückt hat und dem Herz einer schwarzen Katze und ge be es dem Kranken zu schlucken , konnte Ramis entziffern.
    Sie war höchst erstaunt, dass dieses Gebräu heilen sollte. Es schien vielmehr absolut ungenießbar, wenn nicht sogar giftig. Sie schaute nach, für was für eine Krankheit dieses Rezept gedacht war. Da stand doch tatsächlich: dieses Mittel ist anzuwenden im Falle eines Herzleidens oder der Pest. Aber Ramis wusste ganz sicher, dass es für die Pest kein Heilmittel gab. So ein Humbug! Sie las das nächste Rezept und das war nicht minder seltsam. Es entstand der Eindruck, dass die Zutaten willkürlich zusammengestellt waren, denn ein Kranker dürfte die meisten dieser Rezepturen nicht überleben. Der Verfasser dieses Buches musste ein Quacksalber und Scharlatan sein. Verärgert schlug sie das Buch wieder zu und stellte es zurück, obwohl sie fand, man sollte so ein Buch vernichten. Stattdessen holte sie ein anderes hervor. Es war ein dicker Band über Geschichte. Ramis schlug ihn auf und begann darin zu lesen. Wenn sie eine interessante Stelle fand, vertiefte sie sich ganz in den Inhalt. Es gab viele dramatische Berichte über Schlachten, Heldentaten oder die historischen Ereignisse vieler Jahrhunderte.
    Ramis vergaß ganz ihre Umgebung. Und so merkte sie nicht, dass sich die Tür öffnete und leise wieder schloss. Erst als das vernehmliche Rascheln von Kleidung zu hören war, fuhr sie überrascht auf. Sie nahm an, es wäre Lettice.
    „ Ah, Lettice, du...“
    „ Ich muss dich enttäuschen “, wurde sie unterbrochen, „aber ich bin nicht Lettice.“
    Beim Klang der unerwartet tiefen Stimme dicht hinter ihr durchzuckte sie ein furchtbarer Schreck. Verblüfft wirbelte sie herum und sprang auf. Ihr blieb fast das Herz stehen, als sie den Mann vor sich erkannte. Sir Edward. Er würde sie jetzt sicher bestrafen oder sogar aus dem Haus werfen, weil sie sich einfach wertvolle Bücher aus dem Regal genommen hatte. Entsetzt erwartete sie das Urteil, das sicher ihr Ende bedeuten würde.
    "Verzeihung, Sir ", versuchte sie sich zu rechtfertigen. "Ich wollte nur..."
    Sie stockte, als er noch näher kam. Er streckte die Hand aus, aber nicht um sie zu schlagen, sondern er strich ihr übers Haar. Ramis bekam plötzlich noch mehr Angst. Sir Edward schien das zu spüren, denn er sagte:
    "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, wirklich nicht, kleine Semi... ich schlage dich nicht." Er verkürzte ihren vollen Namen Semiramis auf semi , was die lateinische Vorsilbe halb war. Eine halbe Frau war sie erst.
    "Komm her, Semi!" Seine Stimme klang sehr sonderbar und sein Benehmen war verändert. Er wirkte unruhig. Lächelnd nahm er ihren Arm und zog sie zu sich heran. "Habe ich dir schon einmal gesagt, wie schön du geworden bist?" , murmelte er dicht an ihrem Ohr.
    Sie spürte seinen Atem und roch das Parfüm, das ihn umgab. Seine Hand streichelte ihre Wange. Das Mädchen wand sich unter seiner Berührung. Ramis Körper erstarrte, als Sir Edward ihn anfasste. Sie wollte schreien, aber kein Laut entrang sich ihrer Kehle, außer einem Krächzen, wie das eines Raben.
    "So jung und unschuldig bist du noch..."
    Gerade als er den Kopf neigte, wurde lautstark die Tür aufgerissen.
    "Edward, wo bist du?"
    Das war die durchdringende Stimme von Lady Harriet. Man konnte sie noch nicht sehen, weil zwischen der Tür und ihnen eines der meterhohen Regale stand.
    Sir Edward richtete sich wieder auf und war auf einmal wieder ganz normal. Als Lady Harriet in Sicht kam, lehnte ihr Mann unbekümmert an einem Regal und eines der Hausmädchen stand mit bleichem Gesicht mitten im Raum.
    "Was

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