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Dunkle Häfen - Band 1

Dunkle Häfen - Band 1

Titel: Dunkle Häfen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Malaria und Cholera starben...
    Während der Pause sprach fast keiner und wenn dann nur in gedämpften Ton. Wir hockten auf umgestürzten Baumstämmen und Steinen, die Gesichter müde und feucht.
    "Wann sind wir denn endlich da?" Was Parry da aussprach, hatten sie sich schon alle gefragt.
    "Es wi rd schon noch eine Weile dauern", antwortete ich langsam.
    Allen war bereits aufgefallen , dass der Weg immer steiler wurde. Ich hoffte von ganzem Herzen, dass wir nicht bis auf die Spitze hochsteigen mussten. Die Hitze an den Berghängen war sicherlich noch mörderischer als weiter unten. Ich bemühte mich um ein ermutigendes Lächeln. Doch ich sah sehr wohl, dass sie am Ende ihrer Kräfte waren, ebenso wie ich. Deshalb beschloss ich, erst am Abend, wenn es kühler geworden war, weiterzugehen. Ein Aufatmen der Erleichterung ging durch die Reihen. Wir machten es uns möglichst bequem und einige schliefen ein. Während ich träge auf einem Baumstamm saß, dachte ich nach. Doch meine Gedanken waren ebenso schwer wie die feuchte Luft, die man kaum einatmen konnte. Unser Wasservorrat schrumpfte beständig, weil wir das Ausgeschwitzte ersetzen mussten - und wir hatten bis jetzt keine Frischwasserquelle entdeckt. Das keuchende Atmen meiner Leute wurde allmählich leiser und ging in einen schläfrig machenden Rhythmus über.
    Edward lehnte neben mir m it halbgeschlossenen Augen am Stamm. Ab und zu öffnete er sie. Sein schwarzes Haar hatte sich in der Feuchtigkeit gekringelt. Er hüllte sich in verdrossenes Schweigen und brütete dumpf vor sich hin. Im Geäst über uns kreischte plötzlich ein Vogel auf und der schrille Ton erschreckte mich. Ich sah bunte Federn wogen und hörte das Rauschen, als das Tier seine Schwingen ausbreitete und schwerfällig davon flatterte. Es war ein Vogel, den ich nicht kannte, eines von diesen ungemein exotischen Tieren, wie es sie in den Wäldern zu Tausenden gab. Als ich den Blick von ihm abwandte, merkte ich, dass Thomas mich beobachtete. Sein Gesicht zeigte nicht, was er dachte. Ich vermutete jedoch, dass sich seine Abneigung über die Monate hinweg nicht geändert hatte, obwohl wir sehr viel zusammengearbeitet hatten. Er mochte die Frau, die er für einen Schwächling hielt, immer noch nicht akzeptieren. Und er hatte nicht einmal einen Grund, mich zu mögen. Bess hatte mich ihm vorgezogen, selbst wenn er viel besser geeignet gewesen wäre. Inzwischen habe ich mich zwar in meinen Rang hineingelebt, aber das war gewiss nicht immer so gewesen. Thomas schloss nun auch die Augen, ich bezweifelte allerdings, dass er schlief. Durchs Unterholz kroch eine leuchtend grüne Schlange. Ich behielt sie misstrauisch im Blick, sie sah giftig aus. Doch sie verschwand rasch wieder im Gebüsch, der fremde Geruch schien ihr zu missfallen. Der Rest des Nachmittags verging recht gemächlich.
    Als die Sonne unnachahmlich schön im Meer zu versinken schien, brachen wir auf. Rotes Licht beleuchtete die Baumwipfel. Die Pause hatte uns gut getan und für die folgende Kletterpartie brauchten wir unsere Kräfte. Abschnittsweise konnte man jetzt nur noch klettern und dauernd waren uns Pflanzen im Weg, die das Vorwärtskommen behinderten. Als das Abendlicht gerade seine größte Intensität an Rot erreicht hatte, kamen wir auf eine kleine Plattform. Überwältigt betrachtete ich das Meer, das sich unter uns ausbreitete. Eine tiefe Ergriffenheit befiel mich angesichts dieser unübertroffenen Schönheit und auf einmal schien es alles wert gewesen sein, nur um diesen Augenblick zu erleben. Wir waren - der Karte nach - nun fast am Ziel, mussten aber feststellen, dass die Karte nicht ganz zuverlässig war. Der andere Hang des Berges war wesentlich flacher und von einer anderen Bucht aus hätten wir uns sehr viel Mühe sparen können. Die Männer fluchten lästerlich über den Kartenzeichner, trotzdem waren sie sehr froh, den Weg hinter sich zu haben.
    Die Dunkelheit senkte sich bereits wie ein Schleier über uns herab, als wir auf einen überwucherten Pfad kamen, den die Tiere zu nutzen schienen. Wir mussten nun besser auf den Weg achten und ihn mehr als einmal mit unseren Macheten verbreitern. Unsere Verblüffung war vollkommen, als einer der Männer am Rand des Weges zwei verwitterte Steinhaufen entdeckte, die eindeutig von Menschenhand stammten. Sollte es hier etwa Menschen gegeben haben? Die Haufen sahen aus wie Eingangspforten und tatsächlich zweigte ein weiterer Trampelpfad ab und führte zwischen ihnen durch. Die Tiere

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