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Dunkle Häfen - Band 2

Dunkle Häfen - Band 2

Titel: Dunkle Häfen - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elin Hirvi
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Charlotte immerhin noch ihre Amme und ihr Kindermädchen. Und sicher würde der Marquis die Kleine zu sich nehmen. Leider galt für sie offensichtlich ein Besucherverbot und sie durfte auch den König nicht sprechen. Natürlich, sonst hätte sie ihm ja die Wahrheit erzählen können. Es war schrecklich, nicht zu wissen, was um sie herum geschah. Seit man sie hierher gebracht hatte, hatte sie nichts Neues mehr erfahren. Die Welt draußen hätte in Trümmern liegen können, sie hätte dennoch nichts mitbekommen. Hier drinnen zählte die Welt draußen nicht.
    Unweit begann ein Kleinkind zu brüllen. Irgendjemand schimpfte und versuchte offenbar, es zur Ruhe zu bringen. Kurz brach das Geschrei ab, nur um einen Moment später mit erhöhter Lautstärke weiterzugehen. Ramis zog sich die dünne Decke über die Ohren. Alles hier war so unerträglich. Sie konnte nur warten, warten auf ihren Prozess, in dem man sie des Mordes an ihrem Mann, der ihr Freund gewesen war, für schuldig befinden würde. Doch eines würde sie trotz allem nicht tun, stellte Ramis fest, während sie aufstand und versuchte, einen Blick auf die Sonne zu erhaschen, die sich soeben anschickte, unterzugehen. Sie würde nicht aufhören zu kämpfen, auch in dieser aussichtslosen Lage nicht. Nein, es war erst zu Ende, wenn sie ihren letzten Atemzug am Galgen heraus geröchelt hatte. Bis dahin würde sie nicht mutlos am Boden liegen und jammern.
    Niemals gebe ich mich mehr auf! ritzte sie mühsam mit einem ihrer Diamanten in die Wand. Man hatte den Wächtern verboten, ihr ihren Schmuck wegzunehmen, solange ihre Schuld nicht bewiesen war. Aus diesem grauenhaften Fluch gehe ich stärker als je zuvor hervor. Das bin ich mir und denen, die mich liebten, schuldig. Keiner meiner Feinde wird mich am Boden finden, ich gebe mich nicht auf!
     
    Der Marquis begann damit, Nachforschungen anzustellen. Er wollte dem König beweisen, dass die Herzogin unschuldig war. Doch wie sollte er das schaffen, wenn er nicht einmal mit Seiner Majestät reden durfte? Dieses Problem war kaum zu übersehen, aber er hatte keine andere Wahl. Sein erster Gang führte ihn zu Adélaide. Er erwartete nicht allzu viel von Ramis ehemaliger Freundin, dennoch musste er es wenigstens versuchen. Es wäre sogar möglich, dass sie ebenfalls in die Verschwörung verwickelt war, denn nur ein Blinder hätte die Feindschaft übersehen können, die in der letzten Zeit zwischen den Frauen geherrscht hatte. Er wusste, welche Verbindung Adélaide zu dem englischen Lord gehabt hatte und er musste leider auch feststellen, dass der der Herzogin wichtiger war, als sie zugeben mochte. Ja, den würde der Marquis auch noch aufsuchen. Er hatte erfahren, dass Fayford kurz vor ihrer Verhaftung bei ihr gewesen war. Allerdings schien er keine Anstalten zu machen, ihr irgendwie zu helfen, überhaupt hatte der Marquis ihn seitdem nicht gesehen.
    Wie es wohl der armen Anne genau in diesem Augenblick ging? Eine dumme Frage, wie sollte es ihr schon gehen? Sie war allein mit ihrer Trauer um ihren Mann und ihren Sorgen und letztlich gewiss auch ohne Hoffnung. Wenn er jetzt nichts unternahm, würde er wirklich verrückt werden. Sie beobachteten ihn bei seinen Bemühungen und starrten ihn an, wenn er versuchte, den König zu erreichen. Ihr Getuschel und ihre Bemerkungen machten es nicht leichter. Aber er musste zugeben, dass er ihnen mit seiner hartnäckigen Werbung um die Herzogin reichlich Anlass zu Gerüchten gegeben hatte. Jetzt schien ein Komplott gegen den Herzog nur allzu glaubhaft. Ja, er trug einen guten Teil der Schuld daran, dass Ramis verhaftet worden war. Gewiss, sie hätten auch ohne das genug Motive für einen Mord finden können, aber kaum offensichtlichere oder welche, die den König wütender gemacht hätten.
     
    Adélaide war bereit, mit ihm zu sprechen, doch es kam nicht viel dabei heraus. Entweder sie wusste nichts oder sie war eine gute Schauspielerin. Dem Gespräch war lediglich zu entnehmen, dass Adélaide beleidigt war und sich außerdem vernachlässigt fühlte. Anscheinend hatte ihr undurchsichtiger Liebhaber kein Interesse mehr an ihr. So verabschiedete sich der Marquis suchte ebendiesen auf. Als er vor dem großen Haus stand, das der Lord bewohnte, teilte man ihm mit, dass Mylord ihn nicht sprechen wollte. Erst als er hartnäckig blieb und sich auch durch Gewaltandrohungen nicht vertreiben lassen wollte, gestand man ihm ein paar Minuten zu. Fayford empfing ihn in seinem Arbeitszimmer, das zwar

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