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Dunkle Herzen

Dunkle Herzen

Titel: Dunkle Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Jahren, als ich meinen Wehrdienst ableistete, war ich in Kalifornien stationiert und schlug dort die Zeit bis zu meiner Entlassung tot. Danach wartete ein langweiliges, unglückliches Leben auf mich. Doch dann kam ich mit einer Sekte in Kontakt, einer faszinierenden, jedoch überhaupt nicht durchorganisierten Gruppe, und ich erkannte, daß man mit Disziplin und Ausdauer eine solche Religion zu einem befriedigenden und profitablen Geschäft ausbauen konnte. Denk doch nur daran, wie mächtig und wie wohlhabend die Katholische Kirche ist. Wie dem auch sei, ich machte mir zu eigen, was mir nützlich war, und als ich nach Hause zurückkehrte, warb ich Gleichgesinnte an. Wundert es dich nicht, wie leicht man ehrenhafte Bürger in Versuchung führen kann?«
    »Ich finde es abstoßend.«
    Atherton lachte glucksend. »Zugegeben, man kann nicht jeden bekehren. Ich hatte große Hoffnungen in Cameron gesetzt, aber er erwies sich als ungeeignet. Ich fürchte, wir müssen ihn aus dem Weg räumen.« Als er den Ausdruck nackten Entsetzens in ihrem Gesicht bemerkte, lachte er noch lauter. »Keine Sorge, ich glaube nicht, daß wir Gewalt anwenden müssen. Ein bißchen Druck von höherer Stelle sollte ausreichen, damit er Emmitsboro verläßt. Ich habe bereits einige falsche Fährten gelegt. Er wird Biffs Mörder ganz woanders suchen, und solange das so bleibt, hat er von uns nichts zu befürchten. Aha, wir sind da.«
    Die Straße hatte vielleicht eine halbe Meile steil bergan geführt. Sie hielten direkt vor einem hohen Tor, und Atherton summte Chopin-Melodien vor sich hin, während Mick aus dem Wagen hinter ihnen stieg, das Tor öffnete und die Flügel aufstieß.
    »Mir ist gerade etwas eingefallen«, bemerkte Atherton, als er hindurchfuhr. »Du wirst für diesen Holzknoten jetzt keine Verwendung mehr haben. Zu schade. Ich hätte gerne gesehen, was du daraus machst.«
    Clare hatte die Feile unbemerkt zwischen ihre Knöchel bugsiert. »Wollen Sie mich hier töten?«
    »Aber nein, natürlich nicht. Als Jacks Tochter hast du ein Anrecht auf einen zeremoniellen Tod. Ich habe sogar beschlossen, zum Gedenken an ihn diesmal auf den sexuellen Teil zu verzichten.« Er hielt vor einer kleinen, niedrigen Hütte an. »Wir werden es dir bis zur Sonnenwende so bequem wie möglich machen.«
    »Mir wird schlecht.« Clare sackte gekonnt in sich zusammen, die Feile fest zwischen ihren Knien haltend. Als Mick die Tür aufriß, ließ sie den Kopf nach vorne fallen. »Bitte, mir wird schlecht.«
    »Drück ihr den Kopf zwischen die Knie«, befahl Atherton, als er die Tür an seiner Seite öffnete.
    »Ganz ruhig, Clare.« Mick löste den Sicherheitsgurt. »Das alles tut mir sehr leid, aber wir können nicht anders.« Vorsichtig drückte er ihren Kopf nach unten.
    In diesem Moment packte Clare die Feile mit ihren gefesselten
Händen, riß sie hoch und stieß zu. Blut sprudelte aus Micks Brust, und er taumelte nach hinten, so daß ihr zweiter Stoß nur seinen Oberschenkel ritzte. »Du hast meinen Vater umgebracht, du Scheißkerl!«
    Als Mick keuchend auf die Knie fiel, versuchte Clare, sich aus dem Wagen zu schlängeln, doch plötzlich explodierte ein greller Schmerz in ihrem Kopf, und sie brach zu Athertons Füßen zusammen.
     
    Wo zum Teufel steckte sie bloß? Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag streifte Cam durch Clares Haus. Sein gesunder Menschenverstand kämpfte mit der aufwallenden Panik. Sie konnte losgefahren sein, um einen Freund zu besuchen, oder sie konnte wieder Lust auf einen Flohmarktbesuch bekommen haben …
    Aber warum hatte sie nicht einmal angerufen?
    Der Zettel, den er ihr auf den Küchentisch gelegt hatte, nachdem er gestern abend vorbeigekommen war – und zwei Stunden auf sie gewartet hatte – lag unberührt da. Ihr Bett war wie immer ungemacht. Er hatte keine Ahnung, ob sie darin geschlafen hatte oder nicht. Auch ihre Handtasche war da, aber das hatte nichts zu sagen, weil sie sich oft nur ein paar Geldscheine in die Hosentasche stopfte und losfuhr.
    Vielleicht hatte er ihr wegen dieser Zeichnungen zu hart zugesetzt, und sie wollte eine Zeitlang allein sein.
    Aber als sie das letztemal zusammengewesen waren, hatte kein Wölkchen ihr Glück getrübt. Cam saß am Küchentisch, kämpfte gegen sein rabenschwarzes Unbehagen an und erinnerte sich an ihre letzte gemeinsame Nacht.
    Sie hatten engumschlungen auf dem Wohnzimmerteppich gelegen und den Songs von Bonnie Raitt gelauscht. Ein leichter Wind, Vorbote des nahenden Sommers, drang

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