Dunkle Rosen: Roman (German Edition)
Socken hereinkam. »Mein Held. Lasst mir nur noch ein paar Minuten Zeit, dann will ich euch erklären, was passiert ist.«
Harper wartete, bis Roz in Davids Wohnbereich verschwunden war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Ich habe sie im Anzuchthaus gefunden – dort saß sie auf dem Boden und weinte. Sie … schluchzte ganz herzzerreißend. Dabei weint sie fast nie. Manchmal kommen ihr die Tränen, wenn sie besonders glücklich oder gerührt ist, aber wenn sie traurig oder verletzt ist – das lässt sie sich nicht anmerken.«
»Was ist denn in den letzten Tagen los gewesen?«, wollte Mitch wissen und sah, wie David und Harper einen Blick wechselten. »Ich weiß, dass irgendwas war. Roz ist mir aus dem Weg gegangen.«
»Das erzählt sie Ihnen am besten selbst. David, sie sollte einen Tee trinken, findest du nicht?«
»Ich setze einen auf. Hol mal die Schachtel mit den Nirvana-Karamellpralinen aus dem Kühlschrank. Ein bisschen Schokolade wird Roz aufheitern. Mitch, warum machen Sie nicht das Feuer an? Ich hatte heute keine Lust dazu.«
Als Roz wieder hereinkam, brühte David Tee auf, Harper servierte edle Pralinen und Mitch päppelte ein Feuer im Küchenherd auf.
»Wenn ich das sehe, frage ich mich, warum ich nicht schon früher einen Heulkrampf bekommen habe – drei gut aussehende Männer, die um mich herumwuseln und mich bedienen wollen. Bevor wir uns setzen, Mitch, ich hätte dir das gleich sagen sollen. Ich schätze, du brauchst deinen Kassettenrekorder.«
»Ich hole ihn.«
Das gab ihr noch ein bisschen Zeit, sich zu beruhigen, bis sie endlich alle zusammensaßen. Dann erzählte sie ihnen alles, und es gelang ihr, sachlich Bericht zu erstatten. Auch wenn ihre Hände wieder kalt wurden, wärmte sie sie einfach an ihrer Teetasse und schilderte zu Ende, was sie im Gewächshaus erlebt hatte.
»Ich hatte ja immer eine Schwäche für die Braut«, begann David, »aber inzwischen denke ich, sie ist ein absolutes Rabenaas.«
»Das lässt sich kaum leugnen.« Roz nahm sich eine Praline. »Aber mir scheint, sie glaubt das alles wirklich. Männer sind Lügner und Betrüger und nichtsnutzige Dreckskerle. Sie will auch mich davon überzeugen, damit ich nicht wieder ausgenutzt und gekränkt werde.«
»Mutter.« Harper starrte angestrengt in seine Teetasse. »Glaubst du, Papa ist dir nicht treu gewesen?«
»Ich glaube nichts dergleichen. Mehr noch, mein Schatz, ich weiß, dass er mir treu war. Ohne jeden Zweifel.«
»Aber sie hat dich gezwungen, ihn so zu sehen.«
»Sie hat mich dazu gezwungen«, wiederholte Roz. »Und es
hat mir das Herz gebrochen. Ihn zu sehen, genau wie er war. So jung und lebendig und lebensecht. Nur außer Reichweite für mich. Außer Reichweite, obwohl all meine Gefühle für ihn in mir wieder auflebten, und zwar ebenso stark und wahrhaftig wie früher. Ich wusste, dass das Ganze eine Lüge war, noch während ich es sah. Und die grausamen Worte, die sie ihm in den Mund gelegt hat, waren niemals seine. Er war nie grausam.«
»Sie hat deine Erfahrung mit Bryce benutzt, eine schmerzliche Erfahrung«, begann Mitch. »Und die hat sie auf Bryces Vorgänger übertragen. Auf John. Und auf Bryces Nachfolger – auf mich. Sie würde dir eher wehtun, sie muss dir wehtun, um dich davor zu bewahren, dich auf mich einzulassen.«
»Ein bisschen spät dafür.«
»Tatsächlich?«
»Glaubst du, ich bin so willensschwach, ich habe so wenig Rückgrat, dass ich mich von ihren Tricks beeinflussen lasse?«
»Ich halte dich für willensstark, sogar so sehr, dass es fast schon ein Fehler von dir ist. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, inwieweit du anders denkst als sie.«
»Verstehe. So ist das also. Gut, ich glaube, ich habe euch allen erzählt, was ich konnte. Jetzt gehe ich nach oben und erledige einigen Papierkram. Harper, es wäre mir eine Beruhigung, wenn du noch einmal in die Gärtnerei gehen würdest, um nachzuschauen, ob dort alles in Ordnung ist. David, der Tee war gerade richtig. Danke.«
Roz erhob sich und ging hinaus, ohne sich noch einmal umzusehen.
»Also, sie auf die Palme zu bringen hat wenigstens wieder Farbe in ihre Wangen gebracht«, bemerkte David.
»Dann wird sie wahrscheinlich auf Dauer gesunde rote Wangen haben, wenn ich fertig bin. Entschuldigen Sie mich.«
»Tapfer, tapfer«, stellte David fest.
»Oder ganz schön dämlich«, sagte Harper. »Wie auch immer, ich glaube, er ist in sie verliebt. Wenn er dämlich ist, wird
sie ihn gnadenlos herunterputzen. Wenn er
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