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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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atmen.
    Ich kann ihn spüren!
    Ja, er konnte spüren, wie er noch da oben stand! Ob er etwas ahnte? Ob er mich hier unten witterte? Hatte er den Polizisten doch unterschätzt? Was, wenn er die Stufen herunterkommen würde?
    Vorsichtig glitt seine Hand hinter ihm an der Wand entlang. Kalter Stein. Weiter.
    Kalt.
    Plötzlich ertastete er etwas Rundes, Metallisches. Ein kurzes Rohr, etwa von der Dicke eines Baseball-Schlägers, wie er vermutete.
    Warum eigentlich nicht?
    Doch da verdunkelten sich die schwachen Sonnenstrahlen wieder. Ein rostiges Quietschen und Knarren - die Tür war wieder ins Schloss gefallen. Doch er verharrte weiter in seiner Ecke. Noch wagte er sich nicht, auch nur die kleinste Bewegung zu machen. Seine Hand hatte das Rohr fest umschlossen, es aber noch nicht in seiner Lage verändert.
    Er würde es sehr gut schwingen können. Ein gezielter Schlag in Kopfrichtung würde ausreichen - und es würde keine Probleme mehr geben! Mit aufgerissenen Augen lauschte er in die Dunkelheit. Aber außer dem Surren der Server hinter ihm vernahm er - nichts!
    Kein Laut. Dann aber doch wieder leise Stimmen, wie aus größerer Entfernung, verschwommen - von außerhalb des Gebäudes. Dann das Geräusch eines anspringenden Motors.
    Sie waren weg!
    Oder? Vorsichtig schob er sich an die Stufen heran und spähte millimeterweise empor. Nichts!
    Sie waren weg.
    Erleichtert atmete er auf. Er ließ die Metallstange los, die damit plötzlich in Bewegung geriet und polternd mit einem lauten, hellen Krachen zu Boden fiel. Zum zweiten Mal fuhr ihm an diesem Abend der Schrecken in alle Glieder. Sein Herz pochte bis zum Hals. Er atmete schwer.
    Sein Puls raste! Er schloss die Augen. Und da sah er sie!
    Ihre langen Beine. Ihre Fesseln. Die zarten Tücher. Die Handschellen. Dann Blut! Wieder ein weiblicher Körper, der sich lustvoll auf einem hellen Leintuch wand. Ein unschuldiges Gesicht, verschwommen und doch wunderschön zu erahnen. Es lächelte. Es lächelte ihn an.
    Nur ihn allein!
    Langsam beruhigte er sich wieder und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    Sie hatten ihn gefunden, soviel war sicher! Also gut. Er war darauf vorbereitet gewesen! Es gab dann nur noch eine kleine Kleinigkeit zu erledigen. Keine schöne Angelegenheit, wie er sich eingestehen musste. Er hätte gerne darauf verzichtet!
    Doch es musste getan werden, kein Zweifel!

*** 59 ***
    Die Sonne hatte bereits wieder an Kraft gewonnen, als ich am nächsten Morgen in meinem Auto saß und mich auf dem Weg zum Präsidium befand.
    Ich hatte merkwürdigerweise keine besondere Eile - jedenfalls sagte mir das mein Gefühl.
    Nachdem wir gestern bei den beiden Geschäftsführern von Chips Enterprises unser Ziel erreicht hatten, hatte ich plötzlich eine seltsame Leere in meinem Kopf verspürt.
    Ich kannte diese Leere sehr gut.
    Als Schüler hatte ich sie häufiger empfunden, als mir lieb war. Nämlich immer dann, wenn es um Klassenarbeiten und Klausuren ging. Doch im Gegensatz zu dem allgemein gefürchteten Blackout während eines Tests kam bei mir dieser Zustand immer erst danach ! Ich hatte mich dann in meiner Prüfung offensichtlich so konzentriert und ausgepowert, dass sich mein Gehirn zuerst einmal eine kleine Pause gegönnt hatte.
    Die gleiche Leere hatte ich am Abend zuvor auch wieder verspürt.
    Sarah war ganz besonders behutsam mit mir umgegangen. Sie hatte nicht viel geredet und gefragt auch nichts. Alles was sie tat war, mich mit ihrem zärtlichen Blick genau zu beobachten. Und als ich ihr dann in die Augen gesehen hatte, da war mir, als wäre mitten in der Nacht die Sonne für mich aufgegangen.
    Ich hatte ihr dann ansatzweise erzählt, welche Fortschritte wir bei unseren Ermittlungen gemacht hatten. Da hatte sie mich angesehen und gelächelt. Es war ihr ganz eigenes, besonders warmes, liebevolles und völlig entwaffnendes Lächeln, dem ich absolut nichts entgegenzusetzen hatte. Ich hatte dann nur noch die Augen geschlossen, meinen Kopf auf ihren Schoß gelegt, und mir von ihr den Kopf kraulen lassen.
    Ich war gerade dabei, sachte wegen einer roten Ampel zu bremsen, als mir wieder dieser warme, wohlige Schauer über den Rücken lief, den ich auch gestern Abend schon in diesem Zustand der fast völligen Entspannung gespürt hatte.
    Ich sah in den Rückspiegel und blickte zum ersten Mal seit langem wieder in ein lächelndes Gesicht. Die Augenringe waren zwar deutlicher als je zuvor zu erkennen, und auch die Sorgenfalten um die Mundwinkel und auf der Stirn waren

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