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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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Blick nicht von diesem Loch in der Wand wenden.
    Eingemauert.
    Das erfordert Zeit. Und Kaltblütigkeit. Er hätte sie doch auch einfach erschießen oder erschlagen können. Davon abgesehen hätte er sie zuerst töten und dann einmauern können. So wären alle Spuren des Mordes erst einmal verschwunden gewesen.
    Er konnte sie nicht töten , schoss es mir da wie eine Gewehrkugel durch den Kopf!
    Er konnte es nicht! Aber warum? Vielleicht aus … Leidenschaft?
    Warum auch immer, aber ich erkannte in der Tat eine gewisse, perverse Leidenschaft, die mir aber viel über den Täter verraten konnte. Es ließ auf gewisse Emotionen schließen.
    Liebe?
    Wie und warum konnte ich gerade jetzt an Liebe denken. Obwohl … so abwegig war der Gedanke gar nicht. Liebe ist eine der stärksten Emotionen überhaupt, die uns Menschen schon die unglaublichsten Dinge vollbringen ließ. Vielleicht war tatsächlich Liebe mit im Spiel. Aber wie passte das alles zusammen? Was übersahen wir?
    Es dauerte noch drei Sekunden, bis die Welle der Erkenntnis mich traf wie ein Hammerschlag.
    Eingemauert! Leidenschaft! Liebe! Das war doch fast wie - oh mein Gott! Bitte nicht!
    “Sprich mit mir, mein stummer Freund! Du siehst ja aus, als hättest du gerade ein Gespenst gesehen. Was ist los?” Ramirez schüttelte mich jetzt sachte an der Schulter und sah mich besorgt an.
    “Kommt dir das nicht auch irgendwie bekannt vor?” fragte ich ihn mit leiser Stimme. Ramirez sah noch einmal angestrengt das Loch in der Wand an. Zunächst ohne jede Reaktion. Die Sekunden verrannen. Doch dann weiteten sich seine Augen und er zog seine Stirn in tiefe Falten. Er wurde aschfahl um die Nase, als er fragte: “Du meinst doch nicht etwa - aber das kann doch nicht sein! Der ist doch -”
    “Im Gefängnis? Ja, das ist er, da bin ich ganz sicher. Aber das hier war er ganz sicher nicht!” entgegnete ich.
    “Aber wer dann?” Newman beobachtete uns verwundert und sah fragend von einem zum andern.
    “Wir hatten im letzten Jahr einen Fall bearbeitet.” erklärte ich es ihm. “Es ging um einen Mörder, der, wie sich später herausstellte, ein Polizist war, der seine Ex-Frau getötet und danach Frauen zu Tode geprügelt hatte.”
    “Ja, richtig.” Newman nickte bedächtig. “Ich erinnere mich. Er hatte doch seine Frau … nein ! Das kann doch nicht sein. Er hatte sie - eingemauert !”
    “Richtig! Und wir habe diese Geschichte gerade vor kurzem unserem neuen Partner erzählt. Was für ein Zufall ! - Aber ich glaube nicht an Zufälle!” rief ich, bevor ich losrannte, ungeachtet ob Ramirez und Newman mir folgen konnten. Über die Kellertreppe am blutenden Telefon vorbei ins Wohnzimmer, immer auf die Blutlinie achtend, um sie nicht zu betreten. Ich hörte Ramirez und Newman noch schnaufen, wie sie mir nachspurteten als ich schon im Wohnzimmer stand und konzentriert die Scherben am Boden durchsuchte.
    “Was suchen Sie denn?” fragte Newman keuchend.
    “Bilder.” gab ich kurz zurück.
    “Bilder?”
    “Familienbilder. Fotografien. Ich will wissen, wie das Ehepaar aussah, das hier lebt - oder viel mehr gelebt hat .”
    “Dann nehmen Sie doch das hier.”
    Ich sah auf und Agent Newman hielt mir ein etwas zerknittertes Foto entgegen. “Ich habe es im Schlafzimmer gefunden. In einem Liebesroman. Als Lesezeichen.”
    “Gibt es sonst noch irgendwo Bilder?”
    Wir sahen erst uns an, dann suchten wir im Kreis um uns herum den Boden ab, sahen uns noch einmal fragend an.
    “Und warum nicht? Normalerweise hat man doch Bilder von sich, in kleinen Rahmen an der Wand. Von sich, von Freunden, der Familie … und ich bin sicher,” sagte ich während ich mit dem Finger auf die hellen Stellen an der Wand zeigte und gleichzeitig einen Blick auf das Foto warf, “dass an diesen Stellen auch Bilder hingen. Der Einbrecher hat die Rahmen zertrümmert. Und dann vielleicht sogar die Fotos mitgenommen.”
    “Und warum?” fragte Newman irritiert.
    Ich antwortete ihm nicht, denn mein Blick hatte sich auf das Foto eingebrannt, das Newman mir gegeben hatte. Das konnte doch alles nicht wahr sein!
    Ich hielt Ramirez das Bild entgegen, den Zeigefinger an einer ganz bestimmten Stelle. Ramirez nahm langsam das Bild und betrachtete es lange. Dann wurde sein Gesicht kreidebleich.
    “Weil wir ihn schon kennen!” sagte ich langsam.

*** 64 ***
    Wir standen wie versteinert in dem Raum. Ich konnte erkennen, wie die Gedanken hinter Ramirez Stirn immer weitere Kreise zogen. Er zuckte mit dem Augenlid

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