Dunkle Spiegel
kleinen Wohnung. Langsam durchschritt er sie.
Langsam.
Nichts berühren. Nichts umstoßen oder verändern. Keine Spuren!
Er sah die Fotos an der Wand. Die Personen darauf sahen glücklich aus. Ein Stich fuhr ihm durchs Herz.
Ihr habt doch keine Ahnung, was es heißt, wirklich glücklich zu sein! Ihr habt ja keine Ahnung! Aber jetzt … jetzt wird sich das ändern! Denn ich werde jemanden sehr, sehr glücklich machen!
Er ging weiter. Im Türrahmen zum Badezimmer blieb er stehen. Er konnte die Konturen des kleinen Raums gut erkennen. Er prägte sich alles sehr genau ein.
Anschließend betrat er die Küche.
Sofort bemerkte er den massigen Messerblock auf der Anrichteplatte.
Wichtig!
Die Töpfe hingen an der Wand, alle ordentlich nach ihrer Größe sortiert. Auch die Küche war klein. Er ging weiter. Zurück zum Wohnzimmer, von dem aus er seinen Rundgang begonnen hatte.
Die Couch.
Sie erschien im Verhältnis zu den kleinen Räumen und den sonstigen Möbeln überproportional groß, dafür aber gemütlich und weich. Aber sie war auch alt, wie er auf einen Blick erkannte. Das bedeutete, dass sie vermutlich quietschte.
Ausgeschlossen!
Für seine Zwecke war sie unter diesem Gesichtspunkt unbrauchbar!
Der Couchtisch . Er hatte die richtige Höhe, wie er feststellte. Sachte stieß er mit dem Knie dagegen.
Er wackelt! Viel zu instabil!
Neugierig und lauernd ging er weiter. Er gelangte in das Schlafzimmer.
Zu alltäglich. Oder?
Er ging um das breite Bett herum, das fast den ganzen Raum ausfüllte. Die Decke, die ordentlich geglättet darauf lag, sah im schimmernden Mondlicht weich und seidig aus. Dicke Kissen säumten das Kopfende. Eine Kommode stand an der rechten Seite. Er ging davor in die Hocke. Drei Schubladen.
Wunderbar.
Er zog die Unterste auf. Frauenzeitschriften, einige davon sogar schon älteren Datums. Er prägte sich die Titel und die Themen darauf ein. Dann schloss er die Schublade vorsichtig wieder und zog gleichzeitig schon die zweite auf. Taschentücher und eine bläuliche Tube. Er konnte in der Dunkelheit nicht lesen, was darauf stand.
Nichts berühren .
Er zog die Schublade noch ein Stück weiter auf, bis sein Blick auf etwas anderes fiel, das weiter hinten lag. Gebannt starrte er auf den länglichen Gegenstand in der durchsichtigen Box, der am vorderen Ende etwas spitz zulief und leicht gebogen war.
Tz, tz, du unartiges Mädchen, du !
Er spürte das heiße Pochen in seinen Schläfen, und wie es durch seinen Körper bis in die Innenseite seiner Schenkel wanderte. Er begann zu schwitzte; er konnte es riechen.
Wie sie wohl roch, wenn sie schwitzte? Wenn sie es sich hier gemütlich machte, so ganz allein - und unbeobachtet? Der Gedanke erregte ihn stärker, als er erwartet hatte. Sein Atem ging flach und er musste schwer schlucken, um die Trockenheit seiner Kehle zu bekämpfen.
Ruhig , ermahnte er sich selbst. Ruhig .
Eine Schublade war schließlich noch übrig. Vorsichtig zog er sie auf, während er die mittlere wieder behutsam schloss.
Enttäuschend.
Nur Feuchttücher und ihre Pille, ein paar Bonbons, ein paar Perlenohrstecker. Gerade wollte er sie wieder zuschieben, als er etwas aufblitzen sah. Langsam zog er die Schublade wieder auf und legte den Kopf schief, um besser sehen zu können.
Ein Paar Handschellen! Mit Plüschbesatz, nein, wie süß .
Er schloss sie schnell wieder, bevor er seinem innigsten Wunsch die Möglichkeit bot, stärker zu werden und ihn zu überrumpeln.
Nur nichts berühren .
Er musste seinen Drang kontrollieren! Sein Blick fiel auf die Armbanduhr mit den Leuchtzeigern. Noch fünf Minuten.
Er hatte sich jetzt wieder gefasst, stand auf und ging zum Kleiderschrank. Er öffnete die erste Falttür und ertastete dahinter Blusen aus Seide und weicher Baumwolle sowie ein paar eleganter Hosen auf Bügeln. Alles sehr ordentlich, wie es den Anschein hatte.
Die Zweite Tür.
Hier hingen Kleider für den Sommer. Sie waren luftig, frisch, teilweise leicht verspielt und mit diesem sinnlichen Hauch der Romantik verziert. Er schloss die Schranktür wieder und kniete nieder. Zwei breite Schubladen befanden sich unter der Tür. Er zog die erste auf. Strümpfe und Strumpfhosen. Und zu seiner Überraschung ertastete er ganz zu oberst ein paar besonders verführerische: schwarz und halterlos.
Die zweite Schublade.
Dunkles Rot. Graues Weiß. Tiefes Schwarz. Tüllstoff. Spitze. Begeistert bewunderte er die seiner Ansicht nach wunderschöne Auswahl an Unterwäsche. Und jetzt
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