Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket

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Also sparen Sie sich Ihren Einwand.”
    Ich schloss meinen Mund wieder und nickte nur. Ich setzte eine Mine auf, die meinen Unmut deutlich machen sollte. Aber der Chief drehte sich nur um und schritt langsam davon.
    Kurz vor seinem Büro hielt er noch einmal inne und rief uns über die Schulter zu: “Gute Arbeit! Wir kriegen ihn!” Dann verschwand er.

*** 17 ***
    Der Cursor auf dem Bildschirm blinkte, rhythmisch und ohne Unterbrechung. Völlig ruhig, wie ein normaler Herzschlag.
    Aber sein Herzschlag war im Augenblick alles andere als ruhig. Unruhig flatterte sein Blick über den Bildschirm. Die anderen Chatter hatten sich schon mit so banalen Themen wie dem Wetter, Fußball und dem ewig andauernden Gerede über Politik beschäftigt. Er hatte nicht ein einziges Mal gegrüßt. Sein Name stand in der Liste und er wusste, dass er von ihm entdeckt werden würde.
    Von ihm ?
    Oder von ihr ?
    Er wusste ja eigentlich gar nichts über den Anderen oder die Andere . Er wusste nicht, ob es ein er oder eine sie war, wie alt, ob verheiratet oder Single, Schwul oder hetero, ob der Andere nicht vielleicht sogar in der gleichen Stadt wohnte wie er.
    Vielleicht sogar in der gleichen Straße?
    Oder direkt neben ihm? Oder sogar im gleichen Haus?
    Aber was spielte es schon für eine Rolle, wenn er das wusste? Er wollte etwas ganz anderes wissen. Schon lange hatte nichts mehr seine Fantasie so beflügelt wie dieser besondere Chat. Nichts hatte in ihm so den Nervenkitzel herauf beschworen wie dieser merkwürdige Chatter, der sich regelmäßig meldete und die unglaublichsten Dinge erzählte.
    Ob sie wahr waren? Oder ob er sie sich nur ausdachte?
    Ach, was soll´s! Ihm sollte das egal sein! Eigentlich … konnten sie ja gar nicht wahr sein, hatte er schon häufiger bei sich gedacht. Welcher Wahnsinnige würde so etwas schon machen?! Wer wäre so genial, ohne dass er nicht sofort von der Polizei geschnappt werden könnte? Nein, das konnte unmöglich wahr sein!
    Und was wenn doch, erklang eine leise zweifelnde Stimme in seinem Kopf. Seine Hände begannen zu schwitzen und zu zittern. Er fühlte sich, als würde er etwas absolut Verbotenes tun. Als würde er auf einer Rasierklinge sitzen. Ach was, auf einem ganzen Sitz mit aufrecht stehenden Rasierklingen!
    Unruhig rutschte er auf dem Drehstuhl hin und her. Immer wieder lauschte er, ob nicht plötzlich jemand hereinkommen würde.
    Aber da war nichts. Er war allein.
    Wieder beobachtete er den Bildschirm, scrawlte die Leiste der Chatter auf und ab.
    Da! Ja! Er war da!
    Ein Siegesgefühl überkam ihn. Sein Blut begann schneller zu fließen; er spürte seinen heftigen Herzschlag.
    Da erschien ein kleines Fenster vor ihm.
    DerUnsichtbare sprach mit ihm!
    Ungeduldig wartete er auf die ersten Zeilen seines Chatpartners. Doch der Cursor blinkte nur wie schon zuvor auf dem großen Bildschirm. Brutal ruhig und gleichmäßig.
    “Na, wird das heute noch was?” flüsterte er zu sich selbst. Seine Ungeduld wuchs.
    Da erschienen die Buchstaben in dem kleinen Fenster.
    Ich grüße dich, Zauberer. Hast du schon auf mich gewartet?
    Oh ja, und wie! Hat lange gedauert. Warum? antwortete er sofort.
    Mein Computer zeigt die ersten Alterserscheinungen, glaube ich … hat lange gedauert, bis ich überhaupt ins Internet kam. Aber das ist ja wohl im Moment nicht wichtig. Oder?
    Nein. Nein, nein! Hast du etwas für mich?
    Eine kurze Pause trat ein.
    Ja, ich habe Neuigkeiten für dich! Es wird wieder geschehen!
    Nicht im Ernst! Wirklich? Wann? Und wo?
    Wieder eine Pause.
    Vielleicht schon sehr bald. Er ist hungrig. Er ist ungeduldig - so wie du.
    Er setzte sich zurück. Sein Puls ging jetzt völlig ruhig. Wie gebannt starrte er auf den Bildschirm. Er war hochkonzentriert.
    Erzähl mir mehr darüber. Was weißt du?
    Sie wird etwas ganz besonderes sein. Hübsch. Sogar attraktiv, würde ich sagen. Intelligent. Humorvoll. Ein Leckerbissen.
    Er las jedes Wort ganz genau, sogar mehrmals. Er wollte nichts verpassen, was vielleicht zwischen den Zeilen stehen könnte.
    Und was wird dieses Mal geschehen?
    Mal sehen, er denkt sich etwas ganz besonderes aus. Etwas ganz besonderes für eine ganz besondere Frau. Und er wird es sehr genießen - so wie immer!
    Er überlegte kurz. Irgendwie hatte er, wie auch beim letzten und vorletzten Treffen den Eindruck, nur hingehalten zu werden.
    Es war eindeutig nicht wie sonst.
    Mal ´ne dumme Frage. Wie kann ich diesem Club beitreten? tippte er ein. Jetzt wollte er es wissen!
    Eine längere