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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Rucket
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dazu kombiniert worden waren, um Geld zu drucken! Tatsächlich erwirtschaftete die Firma mit den Servern im Keller fast seinen ganzen Jahresgewinn. Tag und Nacht, 24 Stunden, 365 Tage im Jahr, und das jetzt schon seit fast sieben Jahren, ratterten und surrten diese Geräte.
    Langsam stand er auf und ging zu drei Servern, die etwas abseits standen. Alle waren mit einem roten Dreiecks-Aufkleber versehen. Ansonsten sahen sie genauso aus wie die anderen und machten auch die gleichen Geräusche. Er umrundete sie, strich sachte über die Metallverkleidung. Dann sah er wieder zur Uhr. Jetzt dauerte es nicht mehr lange!
    Bald schon könnte er wieder ans Licht steigen, in der Bar noch einen kleinen Drink nehmen, um das Surren und Summen dieser Metallkisten durch lachende Männer, grölende Billiardspieler und dem leisen Klingeln des Einarmigen Banditen eintauschen. Dann würde er nach Hause fahren. Ja, nach Hause. Sein feines Zuhause. Und zu Elisabeth. Sie würden zu Abend essen, sich über die Belanglosigkeiten des Tages unterhalten und alltägliche Floskeln austauschen. Sie würde dann das Geschirr spülen und er könnte sich noch die Nachrichten ansehen - mit dem Hintergedanken, dass er dann nicht beim Spülen helfen müsste. Und dann würden sie schlafen gehen.
    Er kicherte leise und unterdrückt. Wieder sah er wie gehetzt zur Uhr. Nicht mehr lange! Die Nacht war nah!

*** 19 ***
    Das Kissen war warm. Gemütlich. Die Decke umschloss mich beschützend und spendete eine behagliche Wärme.
    Gerade hatte ich mich noch in einem Geschäft ertappt. Ich fuhr mit einem Einkaufswagen von gigantischen Ausmaßen durch einen irrsinnig großen Supermarkt. Ich war ein Kandidat oder ein Auserwählter - oder ein Glückskind? Ich konnte es nicht sagen.
    Jedenfalls musste - oder durfte - ich soviel in den Wagen packen, wie nur irgendwie hinein ging. Ich hatte diese Aufgabe gestellt bekommen, bevor dieses Geschäft in einer Stunde geschlossen sein würde. Schaffte ich es in dieser Stunde durch den ganzen Laden zum Ausgang, würde alles, was im Einkaufswagen war, mir gehören – einfach so geschenkt!
    Anfangs war auch alles bestens gelaufen. Die anfängliche Panik und Hektik war einer inneren Ruhe gewichen. Schnell hatte ich Weinkisten, Cornflakes in allen Geschmacksrichtungen, Nussnougatcreme in Kilogläsern sowie eine riesige Menge Pralinen, Schokolade, Schokonüsse, Puffreis und Kekse in den Wagen gestopft. Im ersten Moment fehlte mir noch jede Orientierung in dieser Einkaufshalle, wo die Regale scheinbar drei oder vier Meter hoch und bis oben hin voll gestopft waren. Aber dann nahmen die Regale ein mir bekanntes Aussehen an.
    Und dann wusste ich, woran es mich erinnerte.
    Es sah genauso aus wie in dem kleinen Laden von Mister Green, wo ich als Jugendlicher nachmittags Kartons ausgepackt und Regale aufgefüllt hatte, um ein bisschen Taschengeld zu verdienen. Ja, die Anordnung der Waren verwandelte sich immer mehr in die des mir bekannten Ladens - und an einer entfernten Ecke glaubte ich auch einen sehr alt und verschwommen aussehenden Mister Green zu erkennen, aber ohne Brille, obwohl er früher ohne Brille blind wie ein Maulwurf war. Aber sein helles Hemd mit den olivgrünen Streifen, seine blasse Krawatte, von der er ein ganzes Dutzend gehabt haben musste, denn er trug immer die gleiche, und die rote Schürze nebst der schwarzen Hose mit den scharfen Bügelfalten - alles war so, wie ich es kannte.
    Doch nur eine Sekunde später, gerade als ich zu ihm gehen wollte, war er auch schon verschwunden.
    Nach einiger Zeit - und in meinem Wagen war erstaunlicherweise immer noch Platz - bemerkte ich die Angestellten, die an den Regalen standen und mich Fahnen schwenkend und singend anfeuerten wie bei einem Marathon. Ich spürte, wie mir langsam der Schweiß auf die Stirn trat. Außer mir war kein anderer Kunde in den Regalreihen zu sehen.
    Und dann ging es plötzlich los!
    Im hinteren Teil, dort wo ich angefangen hatte, wurde das Licht gelöscht und der Eingangsbereich verfiel in eine menschenleere, schwarze Dunkelheit. Dann löschte sich die nächste Reihe von Lichtröhren, die an der Decke hingen. Das Dunkel kam näher, schien Regale, Dosen, Beutel, den Boden und die Decke, einfach alles unter sich zu begraben oder es zu schlucken.
    Jetzt spürte ich kalten Angstschweiß auf meiner Stirn. Panik ergriff mich.
    Ich will nicht im Dunkel bleiben! schoss es mir durch den Kopf. In einer Einkaufshalle mit meterhohen Regalen, ohne jede Ahnung, wo es

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