Dunkle Spiegel
wieder hinaus ging und einem Einkaufswagen, dessen Inhalt ich dann wohl auch noch bezahlen musste!
Ich begann zu rennen. Doch statt mich weiter anzufeuern stellten mir die Angestellten plötzlich Hindernisse in den Weg! Riesige Kartons, die fast den ganzen Gang versperrten. Eine riesige Pralinenkugel rollte plötzlich auf mich zu. Kaum war ich ihr mit viel Mühe ausgewichen, stand ich an einer Wand. Hier sah alles staubig und schmutzig aus! Die Kartons in den Regalen waren alle brutal aufgerissen, geleert und wieder hingeschmissen worden. Sie waren mit Staub, Schmutz und Spinnweben überzogen. Hier war ich eindeutig falsch! Zurück! Aber zurück ging es plötzlich nicht mehr - denn auch dort versperrte mir eine Wand den Weg! Nackter Stein, der sich direkt an die Regale anschloss. War ich gefangen? Ich drehte mich wie ein Kreisel. Der Wagen wurde immer schwer und ließ sich kaum noch bewegen.
Da! In den Regalen entdeckte ich eine Lücke, gerade groß genug, um durchzuschlüpfen. Und dahinter war Licht! Ich nahm Anlauf, preschte vorwärts - und stieß gegen eine rot-weiß gestreifte Metallbarriere. Der Angestellte, der sie herab gelassen hatte, lachte irre und zeigte mit dem Finger auf mich.
Durfte der das? fragte ich mich. Nein! Definitiv nicht! Ich war Detektive Crocket - und ich würde diesem Clown schon noch Manieren beibringen! Ich zog meine Waffe, spürte aber ihr Gewicht überhaupt nicht in der Hand. Zorn kochte in mir auf. Ich stapfte auf ihn zu. Keine Warnung, keine Verhandlungen! Ich hielt ihm den Lauf meiner Waffe an den Kopf.
Doch was war das? Ich hielt einen Lutscher in der Hand, bedrohte ihn gerade mit dem Stiel! Der Kerl lachte weiter, wurde immer lauter. Ich ballte meine Fäuste.
Das Dunkel kam näher!
Jeden Moment würde hier alles in der Schwärze verschwinden - und ich wäre mit diesem Zirkusclown allein! Obwohl - warum nicht? Ich könnte ihn dann windelweich prügeln, schoss es mir durch den Kopf.
Aber da war das Licht! Von der anderen Seite der Lücke im Regal schimmerte es verheißungsvoll durch und zog mich wie ein Magnet an!
Hinter der Barriere!
Ich könnte einfach über die Stange springen und nach draußen gehen. Ich sah auf den Wagen. Etwas Wehmut ergriff mich. Ich sah wieder durch die Lücke in das Licht, dass schon fast einen gelb-orange-roten Farbton hatte. Gleißend. Hell. Fast wie …
“Aufstehen, Jason! Werd` wach.”
Ich blinzelte. Sah mich um.
Ich lag in unserem Bett, Sarah saß neben mir auf der Bettkante und lächelte mich liebevoll an. Eine Strähne war ihr in die Stirn gefallen und drehte eine Pirouette.
Ich sah verstört an ihr vorbei.
Da war das Fenster, durch das mir die untergehende Sonne genau ins Gesicht geschienen war, bevor sie nun langsam hinter den Baumwipfeln zu versinken begann.
Das Licht … noch immer hatte mich dieses Gefühl von Panik im Griff. Und ich hatte auch noch immer dieses Gefühl, als müsste ich rennen wie der Teufel.
Mein Atem ging schnell. Nur langsam verdrängte die Realität die Einwirkungen meines Traumes. Sarah strich mir zärtlich über Stirn und Wange, und mein Puls beruhigte sich augenblicklich. Welch fast schon heilende Wirkung ihre Berührungen doch auf mich hatten!
Ich stemmte mich hoch, setzte mich aufrecht gegen das Kopfende. Sie reichte mir ein Glas kühles Mineralwasser und lächelte mich an. Ihre schönen, braunen Augen hatten einen hellen, mystisch angehauchten grauen Schleier. Ich sah ihre Lachfältchen an den Augen und ihrem Mund. Ich kannte jede einzelne von ihnen. Ich beruhigte mich wieder.
“Schlecht geträumt, mein Schatz?” fragte sie liebevoll, wenn gleich auch etwas Besorgnis in ihrer Stimme mitschwang.
Ich sagte nichts, nickte nur leicht.
Ich kannte ihren auffordernden Blick, mit dem sie mir jetzt in die Augen sah. Ich atmete noch einmal ruhig und tief durch und begann, ihr in allen Einzelheiten von meinem Traum, dieser verrückten Hetzjagd zu erzählen. Aber die Bilder begannen schon langsam zu verblassen. Als ich fertig war nahm ich einen großen Schluck Wasser und sah sie stirnrunzelnd an.
“Verrückter Traum, was?”
Ihr Lächeln wurde breiter, dann verdrehte sie leicht die Augen wie ein kleines Mädchen. Mein kleines Mädchen!
“Was bedeutet er, was meinst du?”
Sarah überlegt kurz, bevor sie vielsagend antwortete: “Er könnte sehr viel bedeuten - oder einfach gar nichts!”
“Damit hilfst du mir nicht.” meinte ich nur schmollend.
“Nun,” begann sie lachend, “ich könnte ja jetzt
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