Dunkle Umarmung
Frieden von Meer und Himmel zu sein – auf einem Schiff das Ihnen die unermüdlichen Einfälle des Speiseplans und der Dienstleistungen von van Voreen bietet?
BON VOYAGE!
Die Einladung auf der anderen Innenseite lautete dann: WIR GEBEN UNS DIE EHRE,
SIE ZUM BALL »BON VOYAGE« EINZULADEN,
WIR STELLEN IHNEN DIE NEUE
KARIBIKKREUZFAHRT
DER VAN-VOREEN-GESELLSCHAFT VOR.
AUF DER JILLIAN UM 20 UHR
SMOKING VORAUSSETZUNG.
Es war alles sehr aufregend. Mama kaufte ein trägerloses schwarzes Dior-Kleid mit einem diagonalen Streifen aus samtenem grauen Fell im Mieder und einem wogenden, weiten Rock. Sie trug ihre Tiffany-Kette mit den ovalen Diamanten und die passenden ovalen Diamantohrringe und das entsprechende Armband, in das ebenfalls ovale Diamanten eingesetzt waren. Sie verbrachte den ganzen Nachmittag damit, sich zurechtzumachen.
Als sie endlich aus ihrem Ankleidezimmer auftauchte, fand ich, daß sie umwerfend aussah.
In dem Kleid, das sie für mich ausgesucht hatte, fühlte ich mich unwohl. Es war ebenfalls trägerlos, und ich fand, daß meine Schultern zu eckig waren und meine Schlüsselbeine zu weit abstanden. Meinem kritischen Blick erschienen meine Brüste irgendwie künstlich, sogar albern. Das Kleid war in einem tiefen Dunkelblau gehalten, und unter dem weiten Rock trug ich mehrere Petticoats. Mama hatte mich gebeten, die Kette zu tragen, die Tony mir geschenkt hatte, und dann hatte sie mir kleine goldene Steckohrringe geliehen, die sehr gut zu der Kette paßten. Ich zog das goldene Armband an, das sie und Daddy mir im letzten Jahr geschenkt hatte. Das Haar ließ ich mir zu einem langen Pagenkopf kämmen und bürsten.
Daddy lief in seinem Smoking wie üblich unten auf und ab.
Als wir gemeinsam die Treppe hinunterkamen, blieb er stehen und sah mit einem ehrfürchtigen Lächeln zu uns auf.
»Prachtvoll, einfach prachtvoll«, rief er. »Du bist schöner denn je, Jillian. Und du, Leigh, bist heute abend wahrhaftig eine Prinzessin.« Er küßte mich schnell auf die Wange und ging zu Mama, um ihr auch einen Kuß zu geben, aber sie sagte, das würde ihr Make-up ruinieren.
»Schon gut. Wir sind jedenfalls spät dran.«
Auf Mamas Drängen hin hatten wir an jenem Abend eine Limousine bereitstehen, die uns zum Schiff brachte. All unsere Koffer waren schon im Lauf des Tages hingebracht und in unsere Suiten getragen worden. Für eine Party an Bord hätte man sich keine perfektere Nacht wünschen können. Der Himmel war mit Sternen übersät, und nur ab und zu zog ein kleiner Wolkenfetzen vor ihnen vorbei.
Sobald wir eingetroffen waren, nahmen wir unsere Plätze am großen Eingang zum Ballsaal ein, um alle zu begrüßen.
Abgesehen davon, daß sie eines von Daddys größeren Schiffen war, war die Jillian auch eins der luxuriösesten. Der Korridor, der zum Ballsaal führte, war mit edelsten Hölzern getäfelt, die auf Hochglanz poliert waren. Gewaltige Spiegel in vergoldeten Rahmen säumten die Wände, und es gab antike französische Möbelstücke-Polsterstühle, kleine zweisitzige Sofas und Schwarzkieferntische –, die an den Wänden standen. Jeder, der hier eintrat, hatte mit Sicherheit das Gefühl, einen Palast zu betreten.
Der Ballsaal war ein riesiger Raum mit burgunderfarbenen Samtbehängen an den Wänden, die von der hohen Decke herabfielen, und überall schimmerte es gold- und silberfarben.
Der Raum lag im Glanz von etwa einem Dutzend gewaltiger Kronleuchter mit elektrischen Kerzen. Hinten rechts war eine Bar, die sich fast über die Hälfte des Raumes erstreckte. Ein rundes Dutzend Barkeeper in gestärkten weißen Hemden, schwarzen Fliegen und glänzenden schwarzen Hosen brachte die Gäste mit Margaritas und Piña Coladas in Karibikstimmung.
Das Essen stand auf einem Büfett bereit. Es gab Tische, auf denen nur Salate standen, andere mit Suppe, wieder andere mit Ente, bestem Rindfleisch, Huhn und Fisch. Eine ganze Ecke war nur den Desserts vorbehalten, und dort gab es flambiertes Eis, alle Arten von Pudding, Obstkuchen, Torten, Soufflées, Petits Fours und Sorbets. Kellner und Kellnerinnen, die nach Art der Karibik gekleidet waren, servierten Hors d’œuvres und Champagner.
Auf der Bühne stand eine sechzehnköpfige Swing-Kapelle mit einer Sängerin. Sobald wir unsere Plätze eingenommen hatten und die Gäste allmählich eintrafen, begannen sie zu spielen. Manche Gäste gingen direkt auf die gekachelte Tanzfläche vor der Bühne zu und fingen an zu tanzen. Um uns herum herrschte sofort eine
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