Dunkle Umarmung
möchtest.«
»Ich habe früher einmal davon geträumt, die erste Frau zu werden, die einen Ozeandampfer als Kapitän steuert«, gestand ich. »Und ich habe Daddy davon erzählt.«
»Ja, und was hatte dein Vater Brillantes dazu zu sagen?«
»Er meinte, dazu könnte es eines Tages sogar kommen. Es gibt schon Ärztinnen und Anwältinnen, warum also sollten Frauen keine Schiffskapitäne werden können?«
»Das sieht ihm ähnlich, solche Torheiten auch noch zu unterstützen. Plötzlich wird man von Frauen hören, die als Elektriker, Klempner und Telefonstörungssucher arbeiten.
Man wird sie dann natürlich Elektrikerinnen, Klempnerinnen und Störungssucherinnen nennen müssen, oder nicht?« fragte sie und lachte. »Also wirklich, Leigh, ich fürchte, wir müssen schneller, als ich dachte, dafür sorgen, daß du keine Werften mehr zu sehen bekommst, und wir müssen dich schleunigst in eine anständige Mädchenschule schicken. Es tut dir einfach nicht gut, im Büro deines Vaters herumzusitzen oder in Maschinenräume zu klettern, in denen du von all diesen verschwitzten, schmutzigen Männern umgeben bist. Hast du je erlebt, daß ich so etwas tue? Wann bin ich das letzte Mal im Büro deines Vaters gewesen? Ich kann mich selbst nicht mehr daran erinnern.
Und jetzt muß ich mir Gedanken über diese Party machen, die dein Vater veranstalten will, ehe die Kreuzfahrt beginnt, die Abschiedsparty für die Reisenden. Ich habe Tony Tatterton bereits eingeladen.«
»Ach, ja?«
»Ja, natürlich. Und ich werde noch eine ganze Reihe seiner reichen Freunde einladen. Aber jetzt laß mich nachdenken.
Wenn ich diese Party nicht gründlich plane, wird dein Vater es fertigbringen, daß sie Begräbnischarakter bekommt.«
Sie schwieg während des größten Teils unserer Heimfahrt.
Ich dachte über all die Dinge nach, die sie gesagt hatte, und ich fragte mich, ob mit mir etwas nicht stimmte, weil ich gewisse Dinge gar nicht so empfand wie sie.
Da das Abschiedsfest im Ballsaal des Schiffes stattfinden sollte, verlangte Mama von Daddy, daß er ein anderes, größeres Schiff für die Karibikkreuzfahrt zur Verfügung stellte. Das wollte er nicht, weil sich dadurch die Gewinne enorm verringerten, denn für die erwartete Anzahl an Passagieren war das Schiff bei weitem zu groß.
»Du mußt es lernen, solche Dinge großzügig und sensationell aufzuziehen, Cleave«, sagte Mama zu ihm. »Der Eindruck, den du auf die Gäste machst, ist das, was jetzt zählt, und nicht die Sorge um irgendwelche Profite. Die Presse kommt, und du hast mir die Passagierliste gezeigt – ein paar der feinsten Familien haben diese Reise gebucht, mit der die neue Route eingeweiht wird. Die zusätzlichen Kosten lohnen sich.«
Schließlich beugte sich Daddy ihren Forderungen und stellte die Jillian, seinen zweitgrößten Luxusdampfer, für diese Reise bereit. Vor dem Abschiedsfest begab sich Mama täglich auf das Schiff, um die Dekoration zu überwachen und sich um die Unterhaltung, die Speisenfolge und die Gästeliste zu kümmern.
Viele Würdenträger aus Boston waren eingeladen worden, obwohl sie die Kreuzfahrt nicht mitmachten. Dann brachte Mama eine sehr aufregende Idee zur Sprache.
In Boston wurde gerade ein neues Musical aufgeführt, ehe es nach New York kommen würde. Es hieß The Pajama Game, und wir waren am ersten Abend hingegangen. Mama überredete Daddy, noch mehr Geld auszugeben, um Mitglieder des Ensembles für die Party an Bord zu engagieren. Sie sollten ein paar der größten Erfolge wie »Steam Heat« singen. Das sicherte uns das Interesse der Presse.
Ich ging mit ihr in die Druckerei, um den Auftrag für die Einladungen zu erteilen, die sie selbst entworfen hatte. Auf der Vorderseite war ein Paar in Abendkleidung abgebildet, das an Deck stand und auf einen tintig blauen Ozean unter einem sternenbesäten Himmel hinausschaute. Man konnte die warme Nacht und die Romantik fast fühlen. Auf der Innenseite war eine kürzlich erschienene Anzeige abgedruckt.
MORGEN… 1500 MEILEN WEIT AUF DEM MEER…
Jeder Tag einer Kreuzfahrt mit van Voreen gleicht einer Fülle von Verlockungen. Der Luxus, im Bett zu frühstücken … Spiele oder auch nur das Faulenzen auf den geräumigen Decks…
Einkaufsbummel, Tanztees und allerlei Vergnügliches … Zeit, sich zu erfrischen… und Pläne für die Aktivitäten nach der Ankunft zu schmieden.
Ob dies nun Ihre zweiten oder Ihre ersten Flitterwochen sind –
was könnte belebender wirken, als eingehüllt in den
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