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Dunkle Umarmung

Dunkle Umarmung

Titel: Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wieder glücklich und munter.«
    »Was ist aus ihr geworden?« Ich fragte mich, warum er einen so wunderbaren Menschen nicht geheiratet hatte.
    »Sie ist bei einem Autounfall in Europa ums Leben gekommen, während sie mit ihren Eltern verreist war… auf einer dieser heimtückischen Gebirgsstraßen. Ich kannte sie eigentlich erst kurze Zeit, aber… jedenfalls«, sagte er hastig,
    »ist sie in Winterhaven zur Schule gegangen, und ich habe sie dort getroffen, und deshalb kenne ich mich so gut aus.
    Genaugenommen hat mich Jillian sehr an sie erinnert. Sie hat auch dieses perfekte Gesicht, diese Zartheit, die die Künstler suchen. Du hast sie auch, Leigh«, fügte er hinzu und drehte sich schnell wieder zu mir um.
    »Ich? Nein, ich sehe Mama nicht besonders ähnlich. Meine Augen liegen zu dicht beieinander, und meine Nase ist viel zu groß.«
    »Unsinn«, beharrte er. »Du bist zu bescheiden. Es wäre nicht schlecht, wenn ein Teil davon auf deine Mutter abfärben würde«, sagte er mit einer verblüffenden Bitterkeit. »Sie bringt mich um den Verstand, das kann ich dir versichern. Aber das ist wohl ganz und gar mein Problem. Heute müssen wir nur an dein Wohlergehen denken und daran, daß du glücklich wirst.«
    Er lehnte sich zurück, um den Ausblick zu genießen.
    War ich zu bescheiden? Wurde ich wirklich allmählich hübscher, oder sagte Tony das nur, weil er mich aufheitern wollte? Außer Daddy hatte mich eigentlich noch kein Mann derart mit Komplimenten überhäuft. Lag das daran, daß ich noch so jung war, oder daran, daß Väter und Stiefväter immer so was sagten? Fest stand, daß mein Haar so seidenweich schimmerte wie Mamas und auch so schön war, und wir hatten dieselbe Augenfarbe. Erhoffte ich mir zuviel, wenn ich dachte, ich könnte vielleicht eines Tages so schön wie sie werden?
    »Da«, sagte Tony und deutete mit dem Finger nach vorn, als wir auf die Schule zukamen. »Siehst du jetzt, was ich meine?«
    Winterhaven machte wirklich einen eleganten Eindruck und schien etwas ganz Besonders zu sein. Es war von kahlen Laubbäumen und Nadelbäumen umgeben. Das Hauptgebäude war mit weißen Schindeln verkleidet und leuchtete in der frühen Morgensonne. Ich hatte einen Steinbau erwartet, ein Backsteinhaus.
    Sobald wir angehalten hatten, kam uns ein Schuldiener entgegen, um mein Gepäck zu holen und es auf einem Karren fortzubringen. Tony wies auf den Verwaltungstrakt. Er sah die Beklommenheit, die sich auf meinem Gesicht breitgemacht hatte. Es war eine neue Schule mit neuen Lehrerinnen, und ich mußte neue Freundschaften schließen. Ich kam nicht gegen meine Nervosität an. Das war der Zeitpunkt, zu dem ein Mädchen seine Mutter an seiner Seite brauchte, die ihm Trost spendete, doch meine lag wahrscheinlich noch im Bett und hatte dicke Schichten Nachtcreme im Gesicht, dachte ich geringschätzig.
    »Schau nicht so ängstlich. Du wirst hier gut zurechtkommen.
    Ich habe deine Zeugnisse gesehen, und es wird dir leichtfallen, neue Freundschaften zu schließen, denn alle Mädchen hier werden sich um deine Gesellschaft reißen. Bis auf die, die schrecklich neidisch und sauer sein werden, weil die Neue so hübsch ist«, fügte er hinzu. Sein Lächeln gab mir die Kraft, die Stufen hinaufzusteigen.
    Das, was ich vorfand, erstaunte mich. Ich hatte mit etwas gerechnet, das mit einem üppig ausgestatteten Hotelfoyer zu vergleichen war, doch was ich sah, wirkte eher streng. Alles war sehr sauber, und die Holzdielen glänzten vom Bohnerwachs. Die Wände waren in einem gebrochenen Weiß gestrichen, und die Balken waren verziert und fleckig dunkel.
    Farne und andere Topfpflanzen standen vereinzelt auf Tischen und neben hochlehnigen Stühlen, die unbequem aussahen. Von der Eingangshalle aus konnte ich das Empfangszimmer sehen, das mit dem Kamin und den sorgsam arrangierten Sofas und Sesseln mit ihren Chintzbezügen ein wenig gemütlicher wirkte.
    Tony führte mich ins Büro der Schulleiterin Miß Mallory, einer stämmigen, umgänglichen Frau, die uns beide mit einem breiten, herzlichen Lächeln bedachte.
    »Willkommen in Winterhaven, Miß van Voreen«, sagte sie.
    »Es ist uns eine Ehre und ein Privileg, die Tochter des Besitzers der bekanntesten Luxusdampferlinie des Landes in unsere Schule aufnehmen zu dürfen.« Sie lächelte Tony immer noch an. Ich schätzte sie auf Mitte bis Ende Zwanzig, recht jung für ihre Stellung, doch ihre schrille Stimme und die Brille ließen sie wesentlich älter wirken. Sie hatte das dunkelbraune

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