Dunkle Verführung: Roman (German Edition)
erkannte, wer der Dunkelhaarige war. »Sie sind doch William Laurens, der älteste Sohn von State Senator Laurens, oder?«
Bill neigte den Kopf, als ob er darin nach Anzeichen für ihre Identität suchte. »Kennen wir uns?«
»Sie ist die Tochter von Senator Goudeau«, sagten Dr. Alexander und ihr Anwalt unisono.
»Ah.« Erkennen glitt über Bills Gesichtszüge. Er streckte ihr die Hand entgegen. »Wir sind uns schon auf Wahlkampfpartys begegnet.«
Sie nickte. »Ich mag Ihre Frau. Sie ist etwas ganz Besonderes.« Selena Laurens war mehr als das. Sie war ein außergewöhnlicher Charakter, eine Frau mit übersinnlichen Kräften, und hatte einen New-Age-Laden unten im French Quarter. Marguerites Vater tolerierte sie nur, weil Bills Familie eine der Reichsten von ganz Louisiana war und weil Selenas Familie nicht zu weit unter seiner stand.
Wäre Selena mittellos gewesen, hätte sie als geisteskranke Verrückte gegolten. Aber so bezeichnete Marguerites Vater die Tarotkarten-Leserin als »exzentrisch«.
Bill lachte. »Ja, das ist sie. Darum liebe ich sie.« Er wies auf den blonden Mann neben ihm. »Das ist mein Schwager Kyrian Hunter, und Julian kennen Sie ja schon.«
»Erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte sie zu Kyrian, der ihre Hand schüttelte und ihren Gruß erwiderte.
»Wenn ihr mich bitte einen Moment entschuldigt …« Bill ging hinüber zu der Polizistin und sprach mit ihr.
Marguerite wandte sich wieder Kyrian zu. »Sie sind doch der Mann, für den Nick Gautier gearbeitet hat, oder?«
Kyrian runzelte die Stirn. »Sind Sie eine Freundin von Nick?«
Sie nickte. »Er war ein wunderbarer Mensch.«
»Ja, das war er«, sagte Kyrian mit traurigem Gesichtsausdruck.
Bill kam zurück. »Sie holen ihn jetzt, aber, verdammt noch mal, der Junge muss lernen, sich aus solchem Ärger rauszuhalten.«
»Was ist denn passiert?«, fragte Kyrian.
Bill seufzte schwer. »Tja, er hat vergessen, mir zu erzählen, dass er einen Wachmann von der Tulane University verletzt hat, und jetzt haben sie ihn in eine Isolationszelle gesetzt.«
»Wren?«, fragte sie hoffnungsvoll. »Sind Sie wegen Wren hier?«
Kyrian sah sie fassungslos an. »Wren kennen Sie auch?«
Marguerite nickte. »Wir haben uns zwar gerade erst kennengelernt, aber ja, ich kenne ihn.« Sie sah sich verlegen um. »Es ist mir unangenehm, das zu sagen, aber ich bin der Grund, aus dem er verhaftet wurde.«
Bill zog die Augenbraue hoch. »Wie denn das?«
»Wren kam auf den Campus, um mir meinen Rucksack zurückzugeben, den ich im Sanctuary vergessen hatte. Als er gehen wollte, fing eine Gruppe von Verbindungsstudenten an, ihn blöd anzureden. Nachdem sie ihn wiederholt beleidigt hatten, schubste ihn einer der Jungen, und Wren schlug ihn nieder. Die anderen stürzten sich auf ihn, und dann kam die Polizei und verhaftete ihn wegen Unruhestiftung.«
Sie konnte sehen, wie Bill die neuen Informationen verarbeitete und sich darauf konzentrierte, wie er sie verwenden konnte, um Wren herauszuholen. »Hat er wirklich einen Polizisten angegriffen?«
»Ja, aber das war ein Versehen. Der Wachmann kam von hinten, und ich bin sicher, er dachte, es sei ein weiterer Student, der sich auf ihn stürzt. Wren hat nicht gesehen, wer es war, bis er ihn niedergeschlagen hatte.«
Bill sah sie durchdringend an. »Würden Sie als Zeugin aussagen?«
»Ja, unbedingt.«
»Gut«, sagte er lächelnd. Sie wusste nun, dass Bill Wren aus dem Schlamassel herausholen würde. Gott sei Dank.
»Wer ist dieser Junge, dass Sie ihm zu einer Zeit zu Hilfe eilen, wo Sie sonst zum Dinner gehen?«, fragte Mr Givry.
»Wren Tigarian.«
Ihr Anwalt runzelte die Stirn, Marguerite auch.
»Müsste ich den Namen kennen?«, fragte der Anwalt.
»Tigarian Technologies«, erklärte Dr. Alexander. »Das einzige Kind von Aristoteles Tigarian und der Alleinerbe des internationalen Firmenimperiums.«
Marguerite blieb der Mund offen stehen. Tigarian Technologies waren die Zweitgrößten in ihrer Branche und kamen gleich hinter Microsoft. »Warum arbeitet er als Kellner?«
Julian sah sie bedeutungsvoll an. »Warum geht die Tochter eines berühmten Senators zur Tulane University und nicht nach Princeton, Harvard oder Yale?«
»Mir gefällt New Orleans.«
»Und Wren hat kein Interesse daran, die Firma seines Vaters zu übernehmen«, sagte Bill. »Er überlässt das lieber dem verantwortlichen Management.«
Trotzdem ergab das für sie keinen Sinn. Wren lebte nicht wie ein wohlhabender Mann. Er lebte wie ein
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