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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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den Farralines, aber die kleinen Unterschiede fielen schnell ins Auge: der kleinere Mund mit den feingeschnittenen Lippen, die schnurgerade Nase. Auch in seiner Art war er anders, sein Selbstvertrauen schien sich aus seinem Intellekt zu speisen, nicht aus Herkunft oder Macht. Es war schon seltsam, was solche Kleinigkeiten – ein Neigen des Kopfes, eine Falte zwischen den Augen, ein Zögern, ein Abschätzen, wie bei einer potentiellen Bedrohung – alles über die Herkunft eines Mannes verrieten, bevor er auch nur den Mund aufgemacht hatte.
    »Das ist mein Schwager, Quinlan Fyffe«, sagte Oonagh und sah zunächst ihn, dann wieder Monk an. »Er ist ein begnadeter Drucker, zu unserem großen Glück, und ein brillanter Geschäftsmann.« Sie legte nicht die leichte Herablassung gegenüber geschäftlichen Dingen an den Tag, wie eine Dame der englischen Gesellschaft es getan hätte, im Gegenteil, sie sprach mit Bewunderung davon. Aber die Farralines waren ja auch keine Adeligen; sie hatten sich ihren Reichtum selber erarbeiten müssen und waren deshalb stolz auf ihre Fähigkeiten. Oonaghs Vater hatte die Firma gegründet und aufgebaut. Deshalb war ihr die falsche Eitelkeit derjenigen, die ihr Leben im Müßiggang verbringen konnten, immer fremd geblieben.
    »Guten Abend, Mr. Fyffe«, sagte Monk.
    »Und das ist Quinlans Frau, meine Schwester Eilish«, fuhr Oonagh fort, lächelte der jungen Frau freundlich zu, um sich dann wieder zu Quinlan umzudrehen und ihm eine Hand auf den Arm zu legen. Es war eine sonderbare, sehr vertrauliche Geste, als wollte sie ihm ihre Schwester noch einmal zur Frau geben oder ihn zumindest an diese Verbindung erinnern.
    Nach dem, was Mrs. Forster über Eilish erzählt hatte, betrachtete Monk sie interessiert und fast ein wenig hochmütig, auf eine Enttäuschung gefaßt. Doch der erste Blick auf sie belehrte ihn eines Besseren. Ihre Schönheit gründete sich nicht nur auf makellose Züge, es ging ein Strahlen von ihr aus, ein Leuchten, das an die Phantasie rührte; ihre Anmut weckte in einem alle möglichen halbvergessenen Träume. Monk war sich nicht einmal sicher, ob sie ihm tatsächlich gefiel: Sie war beunruhigend, unnahbar, ihr fehlte die Verletzlichkeit, die ihn an der weiblichen Schönheit normalerweise anzog. Er zog eine gewisse Art von Unvollkommenheit vor, die eine Frau zerbrechlicher, erreichbarer machte. Andrerseits war sie nicht zu übersehen. Wer einmal einen Blick auf Eilish Farraline geworfen hatte, vergaß sie nicht so schnell wieder.
    Sie erwiderte seinen Blick ohne großes Interesse, als wäre sie nicht ganz bei der Sache. Vielleicht war sie viel zu sehr von sich selber fasziniert, um ihre Gedanken an jemand anderen zu verschwenden.
    Sie waren gerade mit der Vorstellung fertig, als die nominelle Herrin des Hauses das Zimmer betrat. Deirdra Farraline war klein und dunkel, ihre Vitalität reichte vollkommen aus, einen vergessen zu lassen, daß ihr Kleid nicht ordentlich gebügelt war und sie keinen Schmuck trug. Sie hatte nichts von der außerordentlichen Schönheit ihrer Schwägerin, und doch war es ein Gesicht, das Monk auf den ersten Blick gefiel. Es strahlte Wärme aus, Lebensfreude, und er spürte, daß man bei näherer Bekanntschaft mit ihr noch andere Qualitäten entdecken würde.
    »Guten Abend, Mr. Monk«, sagte sie, sobald man sie einander vorgestellt hatte. »Ich hoffe, wir können Ihnen helfen.« Sie lächelte ihm zu und sah gleichzeitig an ihm vorbei, als hätte sie etwas ganz anderes im Sinn. »Hat jemand Kenneth gesehen? Wirklich ungezogen von ihm!«
    »Gewartet wird nicht!« entschied Alastair. »Er muß eben später essen oder ganz verzichten. Sein Benehmen läßt in letzter Zeit sehr zu wünschen übrig. Ich werde ein ernstes Wort mit ihm reden müssen.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Unter den gegebenen Umständen sollte man ein bißchen Familiensinn erwarten dürfen. Es ist höchste Zeit, daß wir endlich etwas über diese Frau erfahren, um die er sich bemüht.«
    »Darum mußt du dich jetzt nicht sorgen, mein Lieber«, sagte Oonagh leise. »Du hast mehr als genug zu tun. Ich werde mit Kenneth reden. Ich nehme an, er will sie nicht gerade jetzt ins Haus bringen.«
    Er sah sie erleichtert an, dann lächelte er. Es veränderte sein ganzes Gesicht. Mit ein wenig Phantasie konnte Monk sich den jungen Mann vorstellen, der er einmal gewesen war, und jetzt fiel ihm auch die Ähnlichkeit zwischen Bruder und Schwester auf. Er betrachtete Oonagh und fragte sich, ob

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