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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wie ein Feuer.« Er ließ den Blick durch das Foyer schweifen, und für einen Augenblick ruhte er auf dem riesigen Konterfei seines Bruders, dem Monk bis jetzt wenig Beachtung geschenkt hatte. Er schürzte die Lippen, und auf seinem Gesicht schienen die verschiedensten Gefühle miteinander zu wetteifern: Liebe, Haß, Neid, Abscheu, Bedauern, Sehnsucht nach der Vergangenheit, sogar Mitleid.
    »Wissen Sie, er war ein Schweinehund… manchmal«, sagte er, kaum lauter als ein Flüstern, aber seine Stimme zitterte vor Erregung. »Der schöne Hamish, mein älterer Bruder, der Oberst. Ich hab’s nur zum Major gebracht. Dabei war ich der bessere Soldat. Hat ’ne gute Figur gemacht. Konnte mit den Damen umgehen. Sie haben ihn bewundert.«
    Er ließ sich auf der untersten Stufe nieder. »Aber Mary war die Beste. Sie ist immer aufrecht gegangen und hat den Kopf hoch getragen. Und einen Humor hatte sie! Konnte einen immer zum Lachen bringen… über die verrücktesten Sachen.« Er schien den Tränen jetzt sehr nahe zu sein, und Monk hatte trotz seiner Ungeduld ein wenig Mitleid mit ihm. Er war ein alter Mann und lebte von der Gnade der jüngeren Generation, die nichts als Verachtung für ihn übrig hatte.
    »Das war nicht richtig«, sagte Hector plötzlich und schaute wieder das Porträt an. »Absolut nicht richtig. Das hätte er ihr nicht antun dürfen, ausgerechnet ihr!«
    Monk war nicht besonders interessiert. Hamish Farraline war seit über acht Jahren tot. Es konnte keine Verbindung zu Marys Tod geben, und nur darum ging es jetzt. Die Ungeduld gewann die Oberhand. Er wandte sich zum Gehen.
    »Vorsicht vor McIvor!« rief Hector ihm nach. Monk drehte sich um. »Warum?«
    »Sie hat ihn gemocht«, antwortete Hector mit verträumtem Blick. »Man hat es immer gemerkt, wenn Mary jemanden mochte.«
    »Tatsächlich?«
    Er hatte keine Lust mehr, auf McTeer zu warten. Der alte Trottel war sicher im Anrichtezimmer eingeschlafen. Also nahm er sich den Mantel selber von der Garderobe und ging zur Tür, als Alastair aus dem Salon kam und sich für McTeers Abwesenheit entschuldigte.
    Monk wünschte noch einmal eine gute Nacht, nickte Hector zu, der noch immer auf der Treppe saß, und verließ das Haus. Er hatte das Angebot, ihm einen Wagen zu rufen, ausgeschlagen und machte sich zu Fuß auf den Weg, als er eine unverwechselbare Gestalt so schnell unter der Laterne hindurchhuschen sah, daß sie ihm beinahe entgangen wäre. Niemand sonst hatte solch eine anmutige Haltung, solch leuchtendes Haar. Der größte Teil des Kopfes wurde von einer Haube verdeckt, aber im Laternenschein war das Kupferrot über der Stirn deutlich zu erkennen.
    Wohin, in aller Welt, mochte Eilish Fyffe unterwegs sein, zu Fuß, eine Stunde vor Mitternacht?
    Er wartete, bis sie den Rasen in der Mitte des Ainslie Place überquert hatte und auf der anderen Seite war, wo sie entweder in der St. Combe Street oder in der Glenfinlas Street verschwinden würde. Dann lief er ihr schnell und lautlos nach, kam gerade noch rechtzeitig an der nächsten Ecke an, um sie über den Charlotte Square eilen zu sehen.
    Hatte sie ein Rendezvous? Das lag nicht nur nahe, es schien die einzige Erklärung zu sein. Warum hätte sie zu so später Stunde noch unterwegs sein sollen, offensichtlich bemüht, von niemandem gesehen zu werden?
    Sie hatte den Platz überquert und setzte ihren Weg durch die Lothian Road fort. Links von ihnen lagen die Princes Street Gardens, und dahinter erhob sich der gewaltige Fels, auf dessen Grat die Burg thronte.
    Monk blieb etwa hundert Meter hinter ihr und war beinahe erstaunt, als sie plötzlich nach links abbog und in der King’s Stahles Road verschwand. Er kannte den Weg. Es war sein eigener Heimweg. Aber was hatte eine Dame wie Eilish Fyffe hier zu suchen, in diesen engen Gassen zwischen den dunklen Häusern, in denen die Menschen dicht an dicht wohnten?
    Er dachte immer noch darüber nach, als plötzlich ein stechender, betäubender Schmerz ihm die Sinne raubte und sich vor ihm ein pechschwarzes Loch auftat.
    Er kam wieder zu sich, immer noch auf dem Gehsteig sitzend, gegen eine Hauswand gelehnt, mit schrecklichen Schmerzen im Kopf, frierend, aber mit einer schäumenden Wut im Bauch. Eilish war nirgends zu sehen.
    Am nächsten Abend kehrte er nicht gerade bester Laune zum Ainslie Place zurück. Sobald es dunkel war, bezog er seinen Wachposten.
    Er bekam jedoch nicht Eilish zu sehen, dafür einen heruntergekommenen Mann in schmutzigen, abgerissenen Kleidern,

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