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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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werden sollte.
    Er hatte sich einen Vorwand zurechtgelegt: Er wollte Oonagh berichten, daß er Deirdra noch immer beobachte, bisher jedoch nur herausbekommen habe, daß sie wenig Geschäftssinn habe und, was ihre Garderobe betreffe, in der Tat zur Verschwendung neige. Falls Oonagh nach Einzelheiten fragen sollte, würde er sich mit einer Antwort schwertun, aber er war zu sehr von seinen Gefühlen in Anspruch genommen, um sich über solche Nebensächlichkeiten große Gedanken zu machen.
    Er ging die Princes Street hinauf; ein frischer Morgen nach frostiger Nacht, aber nicht unangenehm. Er kannte sich in Edinburgh wenig aus, aber er hatte bereits eine Zuneigung zu der Stadt gefaßt. Die Altstadt war steil und eng, mit hohen Häusern, vielen Seitenstraßen, Sackgassen und anstrengenden Treppen, überraschenden Hinterhöfen und Gäßchen, vor allem in östlicher Richtung, auf die Royal Mile zu.
    Er hatte den Ainslie Place erreicht, McTeer öffnete ihm mit der üblichen düsteren Miene schlimmster Vorahnungen.
    »Einen guten Morgen, Mr. Monk.« Er nahm dem Gast Hut und Mantel ab. »Sieht wieder nach Regen aus.«
    Monk hatte Lust zu widersprechen.
    »Regen?« erwiderte er erstaunt. »Dabei ist es ganz trocken draußen. Eigentlich sehr angenehm.«
    McTeer ließ sich nicht beirren. »Das wird nicht so bleiben«, sagte er und schüttelte resigniert den Kopf. »Sie wollen zu Mrs. McIvor, nehme ich an?«
    »Wenn ich darf? Auch mit Major Farraline hätte ich gerne gesprochen, falls er zu sprechen ist.«
    McTeer seufzte. »Das weiß man nie so genau, Sir. Aber ich werde mich gerne für Sie erkundigen. Wenn Sie solange im Frühstückszimmer Platz nehmen wollen.«
    Monk akzeptierte, blieb jedoch in dem dunklen Raum mit den schwarzen Kreppschleifen und den halb geschlossenen Jalousien. Er war etwas unruhig. Gleich würde er Oonagh gegenüberstehen und müßte sie belügen, und das fiel ihm auf einmal schwerer, als er erwartet hatte.
    Die Tür ging auf, und er wandte sich um. Sein Mund wurde trocken. Sie blickte ihn mit ihren ruhigen, intelligenten Augen an. Sie war nicht schön, aber es ging eine Kraft von ihr aus, der er sich nicht entziehen konnte und die er bewundern mußte. Doch vor allem war es das Rätselhafte an ihr, das ihn beeindruckte, ein unergründliches Geheimnis, das sie wohl niemals preisgeben würde. Plötzlich kam Baird McIvor ihm in den Sinn. Was hatte Mary an ihm gemocht? Er hatte erfolgreich um Oonaghs Hand angehalten, und doch hatte er sich so sehr in Eilish verliebt, daß es ihm nicht einmal in Gegenwart seiner Frau gelang, seine Gefühle zu verbergen. Wie konnte er so gewöhnlich, so grausam sein? Sie mußte es bemerkt haben. Liebte sie ihn so sehr, daß sie ihm seine Schwäche vergab? Oder liebte sie Eilish so sehr? Auch dieses Geheimnis blieb tief in ihr verschlossen.
    »Guten Morgen, Mr. Monk«, unterbrach sie seine Gedanken und holte ihn zurück in die Gegenwart. »Haben Sie etwas zu berichten?« Es war nichts anderes als eine höfliche Frage, und doch zitterte ihre Stimme ein wenig. Sie fragte einen Freund, keinen Bediensteten. Wenn er zögerte, würde er sich verraten. Er war sich der wachen Aufmerksamkeit hinter diesen gelassenen, blauen Augen absolut bewußt.
    »Guten Morgen, Mrs. McIvor«, erwiderte er. »Nicht viel, fürchte ich, nur daß meine Ermittlungen, soweit sie Ihre Schwägerin betreffen, nichts Unehrenhaftes an den Tag gefördert haben. Ich glaube nicht, daß sie spielt oder die Gesellschaft von Leuten mit zweifelhaftem Ruf sucht. Sie hält keinen Liebhaber aus und muß auch niemandem Geld geben, um alte Schulden zu begleichen oder um sich sein Schweigen zu erkaufen.« Er lächelte sie offen an, nicht dreist, aber unbefangen. Durch übertriebene Selbstgewißheit hatte sich schon so mancher Lügner verraten. »Nein, sie scheint mir eher eine Person zu sein, die den Wert des Geldes nicht kennt und sich nicht darauf versteht, zu handeln oder auch nur günstig einzukaufen.«
    Hinter irgendeiner Tür kicherte ein Hausmädchen, war aber augenblicklich wieder still.
    Sie sah ihm fest in die Augen, als suchte sie etwas darin. Schon lange hatte er sich nicht mehr solch einem durchdringenden Blick ausgesetzt gesehen, einem Blick, der soviel Gespür für den Charakter eines Menschen hatte und nicht nur seine Ansichten zu lesen schien, sondern darüber hinaus seine Gefühle, seine Schwächen und Begierden erspürte.
    Plötzlich ließ ein Lächeln ihr Gesicht erstrahlen.
    »Ich bin so erleichtert, Mr.

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