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Dunkler Grund

Dunkler Grund

Titel: Dunkler Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Monk.«
    Glaubte sie ihm, oder war es nur eine höfliche Art, das Thema für den Augenblick zu beenden?
    »Das freut mich«, sagte er, erstaunt darüber, wie erleichtert er war, diesen heiklen Moment überstanden zu haben.
    »Danke, daß Sie mir so schnell Bescheid gegeben haben.« Sie ging weiter ms Zimmer hinein und rückte mechanisch ein Arrangement getrockneter Blumen auf dem Tisch zurecht – ein ziemlich trostloser Anblick, der ihn an Begräbnisse erinnerte.
    Als hätte er seine Gedanken laut ausgesprochen, verzog sie plötzlich den Mund. »Macht sich nicht besonders gut hier, oder? Frische Blätter wären schöner, finden Sie nicht?«
    Wie beunruhigend es war, so leicht durchschaubar zu sein. Er fragte sich, ob sie nicht auch seine Lüge längst entlarvt und nur beschlossen hatte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    »Ich mag keine getrockneten Blumen«, stimmte er ihr zu, darum bemüht, das Lächeln auf seinem Gesicht zu halten.
    »Sie müssen sehr fleißig gewesen sein«, sagte sie beiläufig.
    Im ersten Moment wußte er nicht, was sie damit sagen wollte, aber dann wurde ihm schlagartig klar, daß es immer noch um seinen Bericht über Deirdra ging. Wie sollte er ihn untermauern, wenn sie Einzelheiten von ihm wissen wollte.
    »Und Sie sind ganz sicher?« fragte sie weiter. Ein Anflug von Belustigung huschte über ihr Gesicht.
    Jetzt half nur Dreistigkeit. »Ja, ich habe keinerlei Beweise für etwas anderes als Leichtfertigkeit und Unwissenheit im Umgang mit Geld finden können«, antwortete er. »Dagegen lassen sich genügend Beweise dafür finden, daß sie in jeder Hinsicht eine äußerst ehrbare Frau ist.«
    Sie stand mit dem Rücken zum Fenster, das Licht legte ihr eine Gloriole um das Haar.
    »Hmm.« Sie seufzte leicht. »Das alles in so kurzer Zeit, während es Sie Tage gekostet hat, ein paar Beweise für Hester Latterlys Schuld zusammenzukratzen…«
    Das hätte er vorhersehen müssen. Er überlegte blitzschnell.
    »Miss Latterly hat sich viel Mühe gegeben, alle Beweise zu vernichten, Mrs. McIvor. Mrs. Farraline hat nichts zu verbergen. Man kann einen Mord schwerlich mit ein bißchen Geldverschwendung beim Schneider, Putzmacher, Handschuhmacher, Strumpfhändler, Schuhmacher, Kurzwarenhändler, Juwelier, Pelzhändler oder Parfümeur vergleichen.«
    »Um Himmels willen!« lachte sie. »Welch eine Liste von Leuten! Ja, ich glaube, ich beginne zu verstehen. Ich bin Ihnen jedenfalls sehr dankbar, auch dafür, daß Sie mich so schnell informiert haben. Wie kommen Sie mit Ihren eigenen Ermittlungen voran?«
    »Bislang konnte ich nichts finden, mit dem die Verteidigung uns in die Falle locken könnte«, sagte er wahrheitsgemäß. »Ich wüßte sehr gerne, wo sie sich das Digitalis besorgt hat. Es scheint von keinem der örtlichen Apotheker zu stammen, und wenn doch, dann möchte der Mann lieber nicht darüber reden.«
    »Was auch nicht verwunderlich ist. Ein solcher Verkauf macht ihn, wie unschuldig auch immer, zur Partei in einem Mordfall«, sagte sie und beobachtete dabei sein Gesicht. »Wer setzt seinen guten Ruf schon gerne aufs Spiel, besonders im Geschäftsleben. Es würde nicht gerade den Umsatz steigern.«
    »Nein.« Er schürzte die Lippen. »Und doch hätte ich ihn gerne gefunden. Die Verteidigung wird darauf hinweisen, daß sie nur kurz Gelegenheit hatte, das Haus zu verlassen. Sie war in einer fremden Stadt – sie kann unmöglich weit gegangen sein.«
    »Haben Sie etwa aufgegeben, Mr. Monk?« Ein leiser Vorwurf und ein wenig Enttäuschung schwangen in ihrer Stimme mit.
    Um ein Haar hätte er etwas Unüberlegtes gesagt. Ein leidenschaftlicher Widerspruch lag ihm auf der Zunge, aber ihm wurde rechtzeitig klar, daß er sich durch zuviel Affekt verraten würde. Sorgsam verbarg er seine Gefühle.
    »Noch nicht«, erwiderte er möglichst beiläufig. »Aber ich bin nahe dran. Ich denke, ich werde bald alles getan haben, um einen günstigen Ausgang sicherzustellen.«
    »Ich hoffe, Sie besuchen uns noch mal, bevor Sie Edinburgh verlassen.« Ihre Miene verriet nichts. Sie konnte auf Tricks verzichten, und er wußte es. So etwas wäre unter ihrer Würde.
    »Danke, sehr gerne. Sie waren sehr entgegenkommend.«
    Er entschuldigte sich, und nachdem sie wieder im hinteren Bereich des Hauses verschwunden war, lief er schnell die Treppe hinauf, um nach Hector Farraline zu suchen. Hätte er auf Mc-Teer gewartet, wäre sein Ansinnen wohl höflich abgelehnt worden.
    Ohne Probleme fand er Hectors Zimmer und klopfte an

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