Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
sie noch nie gern getan hatte. Doch er ließ ihr keine andere Wahl.
Ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass sie ihm nicht vertrauen durfte. Und die Frau in ihr, die am liebsten vor allen Problemen davonrannte, wollte auch vor dieser schwierigen Situation fliehen. Valentin machte ihr Angst und faszinierte sie zugleich. Sie erinnerte sich an den Kuss, an ihr Herzklopfen. Unsicher drückte sie eine Hand auf seine gesunde Schulter, wo sie die harten Muskeln unter der seidenglatten Haut fühlen konnte.
»Mary, ich brauche dich!«
Sie wünschte, er meinte damit, dass er ihren Körper brauchte, aber ihr war klar, dass er dringend ihre Hilfe benötigte.
»Sag mir, was ich tun soll«, entgegnete sie leise.
Valentin strich ihr über die Wange. Seine Augen waren so nahe, so dunkel. »Bring mich aus dem Haus, ohne dass uns jemand sieht.« Er küsste sie, dann wandte er sich ab. Prompt wurde ihr kalt, und sie war verwirrt.
Egan suchte eine halbe Ewigkeit nach Zarabeth. Beim Ritt um das Seeufer herum versuchte er nicht daran zu denken, dass ihr Körper leblos auf der schwarzen Wasseroberfläche treiben könnte. Am Rand des Sees war das Wasser zugefroren, in der Mitte jedoch noch fließend, eiskalt und tief.
Ich finde dich, Mädchen. Ich gebe nicht auf, bis ich dich gefunden habe.
Mitten in der Nacht, als die Sterne hoch am Himmel standen und weiß strahlten, ritt Egan schließlich zur Burg zurück. Sein Pferd war erschöpft und fror, und wenn Egan auch die ganze Nacht weiterreiten könnte, wusste er doch, dass das Tier nicht länger durchhielt.
Er erinnerte sich daran, wie er nach Charlie gesucht hatte, wie verzweifelt er gewesen war, als er seine Leiche nirgends finden konnte. Zarabeth könnte ebenfalls tot sein, irgendwo in der Heide liegen, das schwarze Haar im Schnee ausgebreitet. Oder sie war schon weit fortgeschafft worden, vielleicht zu einem Schiff, das in Ullapool wartete, um sie wegzubringen.
Eine unbändige Wut packte ihn, als er den Hügel zur Burg hinaufritt. Zarabeth hatte recht gehabt: Egan hätte Charlie nicht davon abhalten können, in die Schlacht bei Talavera zu ziehen. Charlie hatte nie auf ihn gehört. Er hatte stets munter das getan, was er wollte, und die Mahnungen seines großen Bruders lachend in den Wind geschlagen.
Egans Vater hatte von Egan erwartet, was Gregor MacDonald selbst nie vermochte: Charlies Übermut zu bremsen. Er hatte Egans Porträt in Fetzen geschnitten und ihm ins Gesicht gesagt: Bei Gott, ich wünschte, du wärst ein Bastard, dann hätte ich dich schon als Baby ausradieren können. Charlie hatte seinen Vater mit seinem Lachen und seinem Charme absichtlich gegen Egan aufgehetzt, und das so subtil, dass es niemand merkte, nicht einmal Egan, bis es zu spät war.
Wäre Charlie nicht gestorben, hätte ihr Vater sich ganz gewiss etwas ausgedacht, um Egan weit weg zu verbannen, während er und Charlie hier allein geherrscht hätten. Egan mochte zwar der rechtmäßige Erbe sein, aber wenn er nicht hier gewesen wäre, hätte Charlie tun und lassen können, was ihm gefiel.
In Egans Brust regten sich Gefühle, die er bisher nie zugelassen hatte – vor allem aber eine unbändige Wut, die er all die Jahre unterdrückt hatte. Er hatte Zarabeth vorgeworfen, nur noch eine Hülle ihrer selbst zu sein, während er seinen bitteren Zorn auf seinen Vater hartnäckig leugnete.
Egan gelangte in den Innenhof und stieg vom Pferd, als eine Gestalt aus der Dunkelheit trat. »Gibt es irgendwelche Spuren?«, wollte Olaf wissen.
»Nein«, antwortete Egan, den es alle Kraft kostete, dieses eine Wort auszusprechen.
Olafs Gesicht war sorgenumwölkt. »Ich darf meine Zarabeth nicht verlieren. Ich habe es schon einmal, als sie heiratete, als ich sie in die Ehe mit einem Mann trieb, der sie mir entriss. Und das alles nur, weil ich nicht begriff, was sie glücklich gemacht hätte. Sie jetzt mit dir zu sehen … Ich würde es mir nie verzeihen …« Seine Stimme versagte.
»Wir finden sie«, unterbrach Egan ihn mit fester Stimme. »Ich höre nicht auf, nach ihr zu suchen. Nie!«
Er warf dem Stallburschen die Zügel zu und schritt in die Burg. An der Tür empfing Gemma ihn mit noch mehr schlechten Neuigkeiten: Mary war nun auch noch verschwunden, und in ihrem Zimmer hatte Gemma Blutspuren entdeckt.
Egan fluchte in jeder Sprache, die er beherrschte, bevor er nach einem neuen Pferd rief.
Olaf folgte ihm. Tränen glänzten in seinen Augen. »Was willst du tun?«
»Ihnen nachreiten. Ich glaube, ich
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