Dunkler Highlander: Sie waren unendlich weit entfernt – aber ihre Liebe überwand alles (German Edition)
dauerte eine gute Stunde und endete in einem grünen Park hinter einer verschnörkelten breiten Pforte.
Die gepflegte Einfahrt führte zu einem großen modernen Haus mit blitzenden Fenstern und dorischen Säulen. Der Herbst hatte die Bäume zu beiden Seiten der Auffahrt rot und golden gefärbt. Zweige streiften das Kutschendach. Es war ein klarer, trockener Tag.
Alles schien so normal. Zarabeth fuhr in einer Kutsche, um einen Nachbarn zu besuchen, und wurde von Bediensteten in Kniebundhosen empfangen. Allerdings war die Kutsche während der Fahrt von mit Pistolen bewaffneten Highlandern umgeben, und weitere Bewaffnete hatte Zarabeth in den Bäumen und Sträuchern beidseits des Weges wahrgenommen. Baron Valentin war unter ihnen gewesen, aber bereits verschwunden, als sie in Ross-Hall ankamen.
Ein hoher Raum mit Deckengewölben, an dessen Wänden zahlreiche Gemälde hingen, bildete die Diele im Herrenhaus. Zarabeth erkannte Werke des schottischen Malers Ramsay sowie welche von Gainsborough, Reynolds und Stubbs.
Adam Ross, ganz vorbildlicher Gastgeber, begrüßte sie. Er trug einen knielangen Kilt in den Ross-Farben, doch sein Leinenhemd, die moirierte Weste und den dunklen Gehrock hätte man auch in einem der Londoner Clubs erblicken können.
Zarabeth lächelte. »Du hast ein sehr schönes Herrenhaus.«
»Mein Vater hatte ein Faible für Architektur«, sagte Adam bescheiden. »Vieles hier hat er entworfen.«
Die Bediensteten nahmen den Damen die Umhänge ab, und Adam führte sie in einen Salon, der mit elegantem Mobiliar, einem Pianoforte und weiteren Gemälden ausgestattet war. Alles in diesem Haus schrie geradezu heraus, dass die Besitzer wohlhabend waren. Nirgends zog es oder drohten Dachbalken herabzustürzen.
Zwei Männer in den Fünfzigern erhoben sich von ihren Stühlen, um sich neben zwei Matronen gleichen Alters zu stellen, die beide recht füllig wirkten und nach der neuesten Mode gekleidet waren. Abgesehen von ihrer Haar- und Augenfarbe ähnelten sich die beiden auffallend.
Zwei jüngere Damen, die vor dem Pianoforte gesessen hatten, sprangen auf. Sie waren in jungfräulich blassen Musselin gewandet. Mit den Ringellöckchen, die ihnen von der Stirn bis fast in die Augen hingen, hatten sie etwas von jungen Fohlen, die durch ihre flauschige Mähne linsten. Das eine Mädchen war blond, das andere dunkelhaarig wie Zarabeth. Ihre Augen strahlten, ihr Lächeln noch mehr, und sie machten einen artigen Knicks.
»Eure Hoheit«, sagten sie im Chor, bevor sie einander verärgert ansahen.
Mary stellte alle vor. Die zwei Mädchen blieben stumm stehen, während ihre Mütter und Väter vorgestellt wurden, allerdings nahm Zarabeth die Gedanken der Mädchen klar und deutlich wahr.
Mein Knicks war besser. Warum hat sich die Prinzessin nicht mehr zu mir verneigt, wo mein Knicks doch so viel besser war?
Ziehen die Prinzessinnen in Nvengaria sich so an? Die sieht ja genauso altbacken aus wie Mary Cameron.
Ich spiele als Erste. Die Prinzessin wird es wollen.
Und beide dachten sie: Wo ist Mr. MacDonald? Warum ist er nicht gekommen?
Zarabeth hatte ihre liebe Not, sich auf die Unterhaltung mit den Eltern zu konzentrieren und zur rechten Zeit die richtigen Antworten zu geben. Die eine Familie waren die Bartons, die andere die Templetons. Beide waren schottischer Abstammung, sprachen aber Englisch ohne einen Hauch jenes Akzents, den Zarabeth so sehr mochte. Sie konnte bei ihnen keine Gefahr wahrnehmen, lediglich recht einfältige Gedanken darüber, wie reich Adam war und dass Egan hoffentlich ebenso vermögend wäre, denn eine gute Partie für ihre Töchter würde ihr gesellschaftliches Ansehen heben.
Die Töchter hießen Faith und Olympia. Die blonde Faith gehörte zu den Bartons, die dunkelhaarige Olympia zu den Templetons.
»Ihr Kleid ist entzückend«, schmeichelte Olympia, die eben noch gedacht hatte, dass Zarabeth recht altbacken darin aussah. »Es muss très rigueur sein.«
Zarabeth ignorierte ihr erbärmliches Französisch und antwortete höflich: »Sie sind zu freundlich.«
»Ich habe alles über Nvengaria gelesen«, brüstete sich Faith. In ihren Gedanken dröhnte es jedoch, sie fände das Thema so öde, dass ihr die Worte fehlten, weshalb sie es schnell wieder fallenließ. »Ich war noch nie dort. Stattdessen werde ich nach Paris reisen.«
»Paris ist eine schöne Stadt«, pflichtete Zarabeth ihr bei.
Alle setzten sich, und Adam spielte weiter den Gastgeber, wenn auch mit leicht gequälter Miene. Was
Weitere Kostenlose Bücher