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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Kenlock
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Ungereimtheiten, die Steve zur Sprache brachte, wurden von Richard zur Seite geschoben. Er wollte einfach glauben, dass alles in Ordnung war.
    Steve spielte für einen Augenblick mit dem Gedanken, John Chen einzuweihen, entschied sich aber dann dagegen. Sie beide konnten gut miteinander arbeiten, und John war auf seinem Gebiet ein Spitzenmann, aber menschlich war er verschlossen und schweigsam. In all den Jahren, die sie nun schon zusammenarbeiteten, hatte Steve von ihm nur erfahren, dass er ursprünglich aus China stammte und mit seiner Familie geflohen war.
    Ein Foto an der gegenüberliegenden Wand seines Schreibtisches zeigte ihn, Richard und John Chen, wie sie lachend vor dem Firmengebäude standen. Die Sonne schien auf ihre Gesichter, und alle drei streckten siegesbewusst den Daumen nach oben.
    Steve betrachtete nachdenklich die Fotografie. John stand neben ihm. Er war etwas kleiner als er selbst, mit schwarzen Haaren, die so kurz wie bei einem Gefangenen in einem Straflager geschnitten waren. Selbst die weite Jeans und das lockere T-Shirt konnten seine hagere, zähe Figur nicht verbergen. Chens asiatische Gesichtszüge mit den hohen Wangenknochen und tief liegenden, nachtschwarzen Augen wirkten intensiv. Steve fiel auf, dass Chens Augen selbst in diesem Moment des Glücks und der Freude traurig blickten.
    Was geht bloß in ihm vor? dachte Steve. Warum spricht er nie über sich selbst? Ich muss mit ihm reden - wirklich reden.
    Im Augenblick plagten ihn andere Sorgen. Er konnte sich nicht dazu durchringen, auf das Angebot einzugehen, aber er wollte sich anhören, was Gersham zu sagen hatte.
    Seine Gedanken wanderten zu Liz. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass ihre Ehe, die so vielversprechend begonnen hatte, am Ende war. Liz war ein anderer Mensch geworden, und er wusste nicht, warum.
    Wahrscheinlich habe ich sie enttäuscht, ihre Erwartungen nicht erfüllt, gestand er sich ein. Liz war eine zielstrebige Frau voller Ehrgeiz, die von einem Leben träumte, das er ihr nicht bieten konnte. Sie wusste nichts von Gershams Angebot, und ihm graute vor dem Augenblick, in dem sie davon erfahren würde.

    Der Anwalt, den Sam Gersham mitbrachte, stellte sich als Samuel P. Rosenberg vor. Er war klein, mit schütterem Haar, einem verkniffenen Wieselgesicht, in dem kluge, braune Augen alles wahrzunehmen schienen. Er begrüßte Steve mit einem Händedruck, der ihm das Gefühl gab, einen toten Fisch in der Hand zu halten. Er war ihm sofort unsympathisch.
    Richard setzte sich rechts von Steve, Gersham und Rosenberg nahmen vor dem Schreibtisch Platz. Rosenberg händigte ihm und Richard ein mehrseitiges Vertragsformular aus, das beide schweigend durchblätterten. Durch das Fenster in Steves Rücken fiel das Sonnenlicht herein und verwandelte das Papier in ein strahlendes Weiß, das die Sätze verschwimmen ließ. Er kniff die Augen zusammen und las konzentriert. Ein Punkt erregte seine Aufmerksamkeit, und sein Blick heftete sich auf Gersham.
    „Auf Seite fünf steht, dass ich und mein Partner uns verpflichten, in Zukunft nicht mehr in Richtung genetischer Manipulation von Viren zu arbeiten. Was soll das?“
    Es war Rosenberg, der antwortete. „Sehen Sie, Mr.Sanders. Mein Mandant möchte sich durch diesen Passus lediglich absichern. Ohne eine eidesstattliche Erklärung Ihrerseits, in der Sie sich dazu bereit erklären, nicht mehr in diese Richtung zu forschen und zu arbeiten, wäre es Ihnen doch ein leichtes, das Programm, das wir mit dem Kauf Ihrer Firma erwerben, erneut zu erstellen und an einen unserer Konkurrenten zu verkaufen. Zwölf Millionen Dollar sind viel Geld, eine Investition, die sich erst einspielen muss. Die Centurion Corporation möchte sichergehen, dass sie über einen gewissen Entwicklungsvorsprung verfügt, wenn sie mit den daraus entstehenden Produkten auf den Markt geht.“
    „Das verstehen wir natürlich“, warf Richard schnell ein.
    Steves ärgerlicher Blick nagelte ihn fest, aber Richard wandte sich wieder dem Vertrag zu und blätterte weiter.
    „Nein, das verstehen wir nicht!“, entschied Steve. „Wir haben viel Zeit und Arbeit in dieses Programm investiert. Dass Sie es erwerben möchten, ist verständlich, aber wenn wir nicht mehr in der Lage sind, in diese Richtung zu arbeiten, gehen all die Erfahrungen verloren, die wir uns mühsam erworben haben.“
    „Mr.Sanders, Ihr Einwand in Ehren, aber das ist inakzeptabel“, sagte Gersham energisch. „Mit dem Geld, das Sie

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