Dunkles Spiel der Leidenschaft
Stück von ihm zurück, aber Dayan
verstärkte seinen Griff. Ihr Herz schlug wieder unregelmäßig; es pochte laut in
der Stille der nebelverhüllten Nacht.
»Corinne.« Er wisperte ihren Namen. Oder hatte er ihn
nur gedacht, sodass der Klang wie Schmetterlingsflügel ihren Geist streifte?
Sein Tonfall war verführerisch, verlockend und sehr intim. Allein durch die
Art, wie er ihren Namen aussprach, konnte er ihr Inneres zum Schmelzen bringen.
Er nahm ihre Hand und legte sie zusammen mit seiner auf ihr Herz. »Ganz ruhig,
kleine Liebste. Lausche auf den Klang meines Herzens, das zu deinem spricht. Du
musst lernen, dich zu entspannen und frei zu atmen. Das zu beherrschen, ist
lebenswichtig für dich.«
Sie atmete ein. Ihr Herz folgte bereits dem stetigen
Rhythmus seines Herzschlags. Corinne dachte darüber nach, wie er Dinge in
Worte kleidete. Lebenswichtig für dich. Ihre langen Wimpern hoben sich, sodass sie ihm ins Gesicht sehen konnte.
Körperlich war er sehr schön, sehr sinnlich, sehr männlich. »Ist es auch
lebenswichtig für dich?«
Einen Moment lang blitzte ein Lachen in seinen Augen
auf, nur ganz kurz, dann waren seine Augen wieder schwarz, tief und
undurchdringlich und verbargen unzählige Geheimnisse. »Manchmal ist es mehr als
lebenswichtig. Wie zum Beispiel jetzt. Wenn ich dich anschaue, nimmst du mir
den Atem. Es passiert einfach. Ich bekomme keine Luft mehr.«
Corinne musste wider Willen lachen. Er war einfach unglaublich.
Er gab ihr das Gefühl, schön zu sein, obwohl sie schwanger war. »Dieses
besondere Phänomen ist mir noch gar nicht aufgefallen. Ich muss besser
aufpassen.«
»Dann hast du wohl auch noch nicht bemerkt, dass ich
in deiner Gegenwart weiche Knie bekomme.« In der Dunkelheit, umhüllt von dem
dichten Nebel und dem eigenartigen Raunen von Stimmen, war Corinne dankbar für
Dayans Nähe und das Lachen, das er in ihr auslöste.
»Ich glaube, du denkst dir das alles bloß aus, um mich
zum Lachen zu bringen und damit ich nicht mehr an die Männer denke, die in der
Dunkelheit darauf warten, dir etwas anzutun.« Sie strich mit ihren Fingern
abwesend an seinem Arm hinauf und hinunter. »Ich möchte mit dir gehen.«
Sein Geist war wie ein Schatten in ihrem. Sie hatte
keine Angst um sich selbst, sie hatte Angst um ihn. Sie war fest entschlossen,
ihn zu begleiten. »Kernschmelze.« Er hauchte das Wort an ihren Puls, an ihre
nackte Haut, sodass sie ihn tief in sich spürte. Aus Dayans Mund klang das Wort
wie eine Liebkosung aus schwarzem Samt oder wie der Zauberspruch eines
Hexenmeisters.
Dayan spürte, wie sein Inneres tatsächlich schmolz und
das Blut in seinen Adern zu flüssiger Lava wurde, schwer und heiß und von
stürmischem Verlangen erfüllt. Corinne bedeutete alles für ihn, Licht und
Lachen, Heiterkeit und Poesie und heißen, atemberaubenden Sex. Sie hatte
Liebreiz und Klasse; sie verkörperte Eleganz und Schönheit und beschwor Bilder
von Spitze und Satin und von kerzenerhellten Nächten herauf. Sie besaß die
Reinheit schäumender Wasserfälle und kühler, dunkler Wälder. Tief in ihrem
Innern verbarg sich eine Wildheit, die zu Tage trat, wenn sie mit ihm zusammen
war, eine Wildheit, die seiner eigenen entsprach. Er spürte, dass diese Eigenschaft
sie selbst überraschte, weil sie nichts von ihrer Existenz geahnt hatte. Aber
es musste sie einfach geben; sie zeigte sich in ihrer Musik, die sie voller Leidenschaft
spielte, in den Liedern, die sie für andere schrieb.
Dayan zog sie eng an sich, sodass ihre Herzen in einem
Rhythmus schlugen und sich Corinnes Herz dem stetigen Schlag des seinen
anpasste. »Du bleibst hier im Wagen, Liebes, wo dich der Nebel beschützen
wird. Menschliche Wesen können mir nichts antun. Ich sorge dafür, dass sie
verschwinden.«
Sie erkannte den Nachdruck, den er in seine Stimme
legte, den Befehl, ihm zu gehorchen, dem man unmöglich widerstehen konnte. So
sehr es sie auch irritierte, die bezwingende Kraft seines Tonfalls faszinierte
Corinne. Bevor sie darüber nachdenken konnte, eroberte Dayans Mund ihren, nahm
ihr jede Fähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen, und ersetzte sie durch
reines Fühlen. Dann war er fort, und sie blieb allein im Wagen zurück und
fühlte sich sehr verloren.
Corinne zog die Beine auf den Sitz und knabberte an
einem Fingernagel. Dayan. Er ging ihr unter die Haut, hielt ihr Herz gefangen
und erfüllte ihre Seele so sehr, dass sie nicht aufhören konnte, an ihn zu
denken und sich zu wünschen, bei ihm zu sein.
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