Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
den Kopf und schiebe mich an ihr vorbei. Ich will nicht mit ihr darüber reden. Marsch kann ihr sagen, was sie wissen muss, oder wovon er glaubt, sie sollte es wissen. Ich will jetzt nur noch allein sein.
»Keine Besucher, ohne Ausnahme«, sage ich zu meinem Raum-Bot.
»Verstanden«, piepst er zurück.
Ich wasche mich nicht mal. Bestimmt sehe ich schlimm aus mit all dem getrockneten Blut im Gesicht, aber es kümmert mich nicht, ich will mich nur auf meiner Liege ausstrecken und die Augen vorerst nicht mehr aufmachen.
Der Schlaf fühlt sich so schwer und unausweichlich an wie der Tod. Ja, das muss der Tod sein, denn ich höre Kais Stimme …
»Bodenkontrolle, hier spricht die Sargasso. Bitte überprüfen Sie die von Ihnen angegebene Flugbahn und die Koordinaten noch einmal. Unsere Daten besagen etwas anderes. Wir würden hundert Kilometer vom Raumhafen entfernt landen und … «
Ein Knistern aus dem Intercom, dann sagt eine gereizte männliche Stimme: »Die von uns übermittelten Daten sind korrekt, Sargasso . Befolgen Sie die Anweisungen. Bodenkontrolle Ende.«
Wir sehen uns stirnrunzelnd an. Obwohl wir nicht mehr eingeklinkt sind, spüren wir beide das ungute Gefühl des anderen. Ich habe es schon, seit wir die Raumstation Soltai verlassen haben, und jetzt, im Anflug auf Matins IV , ist es noch viel stärker. Während wir uns also auf den Landeanflug vorbereiten, in diesem riesigen Stahleimer, der so gar nichts gemein hat mit den schnellen, eleganten Schiffen mit ihrer Minimalbesetzung von vier Crew-Mitgliedern, mit denen wir normalerweise unterwegs sind, führen wir unsere eigenen Berechnungen durch, und das Ergebnis sieht dramatisch anders aus als das, was uns die Bodenkontrolle übermittelt hat.
Ich nicke Kai bestätigend zu, und er drückt erneut auf den Rufknopf. »Bodenkontrolle, der von Ihnen angegebene Winkel erzeugt nicht genügend Luftwiderstand für ein Schiff dieser Größe. Wir würden unweigerlich abstürzen.«
Es folgt ein langes, unheilvolles Schweigen, dann: » Sargasso , Sie haben fünfundsiebzig VIP s an Bord! Weigern Sie sich, den Anweisungen Folge zu leisten?«
Kai sieht zutiefst besorgt aus, hin- und hergerissen zwischen der Pflicht zum Gehorsam gegenüber dem Konzern und unserer beider Gewissheit, dass die Bodenkontrolle gerade einen fürchterlichen Fehler macht – entweder das, oder man gibt uns die falschen Angaben mit Absicht.
»Nein«, sagt er langsam, »aber …«
»Dies ist Ihre dritte Weigerung, der Ihnen zugewiesenen Flugroute zu folgen. Sie lassen uns keine Wahl, wir müssen dieses Verhalten als Meuterei einstufen und entsprechende Schritte einleiten.«
Kein weiterer Funkspruch mehr, nur noch Stille, was alles nur noch schlimmer macht.
»Schalte um auf Autopilot«, verkündet der Computer geradezu erfreut. »Codes für Freischaltung der Fernsteuerung akzeptiert. Übernehme Kurs und Koordinaten.«
O nein. Nein.
»Eine solche Landung überleben wir nicht, es ist ausgeschlossen, dass …« Ich schiebe Kai vom Steuerpult weg und versuche, die Kontrolle über das Schiff zurückzuerlangen.
»Siri, was, zum Teufel, tust du da …?«
»Ich wünschte, ich wüsste es, Baby.«
Die Traum-Jax hat die volle Bedeutung der Ereignisse noch nicht begriffen, aber der Rest meines Bewusstseins weiß, was kommen wird. Ich will schreien, doch die Geschehnisse nehmen unabänderlich ihren Lauf, also sehe ich nur bestürzt zu, während ein Teil von mir immer noch nicht glauben will, dass der Konzern, unser wohlwollender großer Bruder, zulassen könnte, dass uns etwas zustößt, oder – schlimmer noch – sogar dafür sorgt. Kai bricht in nackte Panik aus, seine Hände greifen nach mir, während die Oberfläche des Planeten auf uns zurast.
Im nächsten Moment ist die Welt um mich herum tot …
Ich wache auf, schreiend, mein Hals schmerzt. Jemand hämmert gegen die Tür und brüllt: »Jax! Jax! Türfreigabe, hier spricht der Kommandant! Verdammter Dreckscomputer, lass mich rein!«
In mir kommt alles wieder hoch. Newel, der Unit-Psychiater, der mir während der Traumtherapie zuflüstert: »Sie wollten der Route, die der Konzern vorgegeben hat, nicht folgen, so war es doch, Jax? Haben stattdessen Ihre eigenen Berechnungen zugrunde gelegt. Sie brauchen es nur zu sagen. Sagen Sie es, Jax, und all das hier ist vorbei. Sagen Sie es, und ich werde alles in Ordnung bringen.«
Im Gegensatz zu so vielen meiner anderen Albträume enthält dieser hier wenigstens ein Körnchen Wahrheit: Ich weiß
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