Dunkles Universum 1 - Aguirre, A: Dunkles Universum 1 - Sirantha Jax 1. Grimspace
gehabt. Ich nehme mir einen Moment Zeit und danke dem Himmel dafür, dass sie mich nicht erwischt hat, als ich aus Marschs Kabine geschlichen bin. Bei der Heiligen Maria, das hätte ich nicht überlebt. »Ich wüsste nicht, was das sein sollte«, erwidere ich schließlich.
Dina lächelt matt. »Das weiß man immer erst, wenn es schon zu spät ist, und dann merkt man, dass man es die ganze Zeit über bereits hatte.«
Deprimierender Gedanke, aber aufschlussreich .
»Die Raumstreicher haben gesagt, du wärst mit Hon nach oben.« Schön unverbindlich, und – klar – natürlich will ich es unbedingt wissen, aber ich werde sie auf keinen Fall danach fragen. Wäre doch unhöflich, oder?
Dina lacht. »Ja, auf der zweiten Ebene gibt’s ’nen Basar. Ich werd später noch mal hingehen, mit ein paar Sachen zum Tauschen, damit wir den Küchenautomaten wieder auffüllen können. Das Wirtschaftssystem von Hons sogenanntem Reich basiert größtenteils auf Tauschhandel.« Dann zieht sie eine Braue hoch. »Du hast doch nicht etwa geglaubt, ich …«
»Natürlich nicht«, unterbreche ich sie. »Aber, ich meine, er riecht so gut …«
Dina verdreht die Augen. »Männliche Pheromone wirken bei mir nicht. Wenn er sich mit Läufige-Hündin-Parfüm einsprühen würde, hätte er vielleicht ’ne Chance.«
Pheromone? Sie meint doch nicht etwa den rauchig-würzigen Geruch? Ich habe gedacht, es wäre Hon selbst, der mich so in Stimmung gebracht hat, aber geendet hat das Ganze dann mit Marsch. O verdammt . Am liebsten würde ich mich auf der Stelle verkriechen, aber ich werde mich hüten, Dina irgendwelche Munition zu liefern. Seit ich mit ihr über Edaine gesprochen habe, herrscht eine Art Waffenstillstand zwischen uns, und ich möchte sie auf keinen Fall in Versuchung bringen, ihn zu brechen.
»Ich vergaß. Schätze, ich sehe mir mal den Basar an. Wo muss ich lang?«
»Den Korridor entlang nach links, dann die erste rechts, am Ende findest du den Lift. Es geht recht temperamentvoll zu dort.« Als ich gerade die Bibliothek verlassen will, ruft sie mir noch nach: »Sei vorsichtig, Jax. Hon verhält sich zu kooperativ. Männer wie er verzeihen nicht. Ich glaube, wir befinden uns mitten im Auge des Sturms.«
Über die Schulter werfe ich ihr ein gequältes Lächeln zu. »Als ob das was Neues wäre!« Dann fällt mir ein, dass sie mir vielleicht die Frage beantworten könnte, die seit unserer Ankunft hier an mir nagt. Ich drehe mich um. »Was ist das eigentlich für eine Geschichte zwischen Marsch und Hon?«
Dina zuckt mit den Schultern. »Ich gehöre erst seit ungefähr fünf Umläufen zur Crew. Er hat uns auf Gehenna angeheuert, ’nem anderen Captain abgeworben, besser gesagt.«
Mit »uns« kann sie nur Edaine und den anderen Piloten meinen, was bedeutet, dass Marsch eine ganze Weile lang nicht mehr geflogen ist. Ich frage mich, warum, will aber nicht weiter darüber nachdenken, weil ich Marsch sowieso mindestens einen Monat lang aus dem Weg gehen werde. Doch jetzt, da ich ein bisschen mehr weiß, wird mir klar, wie viel Dina durchgemacht hat. »Hat er euch ein besseres Angebot gemacht?«, frage ich.
»Hatte zumindest den Anschein, einen Anteil an jedem Erlös, nicht nur das normale Gehalt. Aber Loras weiß vielleicht mehr. Er ist am längsten bei ihm. Oder du fragst Marsch selbst.«
»Klar«, schnaube ich. »Weil er ja so auskunftsfreudig ist.«
»Dann frag Hon. Der erzählt’s dir bestimmt.« Mit einem Grinsen im Gesicht schlendert Dina den Gang entlang auf mich zu.
»Ich glaube, du könntest recht haben. Und das macht mir Sorgen.«
»Dass ich recht haben könnte oder Hon dir vielleicht deine Fragen beantwortet?«
Ich überlege einen Moment und versuche herauszufinden, was genau es ist, das mich so beunruhigt. »Beides?« Dina boxt mich spielerisch auf die Schulter, und ich zucke zusammen. Diese Frau könnte mich mit links verprügeln. »Nein, wahrscheinlich ist es eher Hon. Irgendwas an ihm ist faul. Du hast recht, er ist einfach zu kooperativ.«
Dina seufzt in absolutem Einverständnis. Eine weitere Premiere. »Tja, du weißt ja, was man sagt: Wenn du ein ungutes Gefühl bekommst, sammle deine Chips ein und mach dich aus dem Staub.«
Ich nicke. »Ja. Wir müssen so schnell wie möglich von hier weg.«
Aber als Hon den Gang entlang auf uns zukommt und dabei grinst, als hätte er gerade in der Lotterie gewonnen, denke ich, dass das vielleicht leichter gesagt ist als getan.
31
Ich hab genug gesehen.
Hon hat mir alles
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