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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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Autos durften sowieso nicht ins Zentrum hinein.
    Sarah Clarice verschwand im Bad. Matheus setzte sich aufs Bett und hörte das Wasser rauschen. Er öffnete seinen Rucksack und nahm ein sauberes Hemd heraus. Die Analysen steckten in einer dünnen Mappe. Er legte sie auf das Tischchen zwischen den beiden Fenstern. Nelsons Tagebuch legte er obendrauf. Den dunklen Einband zu sehen, war ein merkwürdiges Gefühl.
    Die Badezimmertür öffnete sich, und Sarah Clarice kam heraus, eingewickelt in ein weißes Handtuch. Matheus schaute schnell weg.
    » Du kannst jetzt ins Bad, wenn du magst. «
    » Was hältst du davon, etwas essen zu gehen? « , schlug Matheus vor.
    » Gute Idee. Ist dir nach Pizza? Ich weiß, wo man hier sehr gute bekommt. «
    » Okay. Ich zieh mir nur schnell ein frisches Hemd an, dann können wir los. «
    Als Matheus aus dem Bad kam, trug Sarah Clarice eine enge Jeans und ein langärmeliges schwarzes T-Shirt. Die Haare hatte sie mit einer dunklen Holzklammer am Hinterkopf zusammengefasst. Sie hielt Nelsons Tagebuch in den Händen und schaute Matheus fragend an.
    » Wir sprechen beim Essen darüber, okay? « , sagte er.
    Sarah Clarice legte das Tagebuch wieder auf das Tischchen zurück, dann gingen sie. Die Gassen waren praktisch menschenleer. Die Luft war feucht, und es war fast kalt. Ihre Schritte hallten auf der holprigen Straße wider.
    Sarah Clarice nahm eine Pizza ohne Mozzarella mit gegrilltem Gemüse und viel gebratenem Knoblauch. » Dann hast du eine Ausrede, um mich nicht küssen zu müssen « , scherzte sie. Matheus konnte darüber gar nicht lachen und schüttelte nur den Kopf. Er bestellte eine Pizza Margherita und zwei Gläser Rotwein. Sarah Clarice nahm noch einen Ananassaft und eine Flasche Mineralwasser.
    Nachdem die akademischen fünf Sekunden vergangen waren, kam sie auf das Tagebuch zu sprechen.
    » Wo hast du das gefunden? In seinem Arbeitszimmer? «
    » Ja. «
    » Ist es seine Schrift? «
    » Ja. Warum sollte es nicht seine Schrift sein? «
    » Was weiß ich. « Sarah Clarice faltete ihre Hände auf der Tischdecke, und Matheus betrachtete ihre langen Finger.
    » Was schreibt er denn? «
    Matheus schwieg, als müsste er erst nach den richtigen Worten suchen, dann sagte er: » Nichts, wie es ausschaut. «
    Sarah Clarice wollte etwas erwidern, hielt sich aber zurück.
    » Na ja, es ist ein Tagebuch. Das Tagebuch eines Landarztes, wie er auf der ersten Seite schreibt. «
    » Das hab ich gesehen. «
    » Er beschreibt seine Arbeitstage. Frühmorgens fährt er mit dem Passat los und besucht als Erstes die landwirtschaftlichen Betriebe, fast immer zumindest. Dann isst er in irgendeinem Lokal unterwegs zu Mittag. Nachmittags macht er Hausbesuche außerhalb von Juazeiro. «
    » Spricht er von den Dörfern? «
    » Ja, er fährt auch in die Dörfer. Manchmal nennt er ihren Namen, manchmal auch nicht. Alles in allem erzählt er von seinem Alltag. Mit Ausnahme von ein paar allgemeineren Betrachtungen. «
    » Was für Betrachtungen? « Sarah Clarice biss in ein Stück Pizza.
    » Na ja, über das Leben. Über seine Arbeit. Über Sandra. «
    » Über Sandra? «
    » Ja. Über die Liebe. Er stellt sich Fragen wie: Was würden wir alles aus Liebe tun? Wozu wären wir dafür bereit? «
    Sarah Clarice schaute Matheus wortlos an und trank einen Schluck Wein.
    » Betrachtungen dieser Art. An einer anderen Stelle fragt er sich, warum das Leben mit den Schwächsten und Schutzlosesten so grausam umspringt. Auch die Natur. Irgendwo schreibt er: › Nicht nur die Menschen behandeln ihresgleichen grausam, auch die Natur tut es, dieses trockene Land hier. ‹ «
    Sarah Clarice zögerte, dann fragte sie: » Kanntest du diese Seite an deinem Bruder? «
    Matheus rieb sich die Schläfen. » Nein. « Er schüttelte den Kopf. » Ich habe ihn ohnehin nicht gut gekannt. «
    » Wie kommt’s? «
    » Das ist eine lange Geschichte. «
    » Und warum erzählst du sie mir nicht? «
    » Mir ist jetzt nicht danach, Sarah Clarice. «
    Sie nickte, ging aber schon im nächsten Moment zum Angriff über. » Warum habt ihr euch eigentlich fünf Jahre lang nicht gesehen? «
    » Das hat mit dem Tod meines Vaters zu tun. «
    » Oh, tut mir leid. «
    » Damals wohnte ich bereits in Ilhéus. Und davor war ich schon ziemlich lange in São Paulo. «
    » Wie lange? «
    » Seit ich ein Kind war. Meine Ausbildung wurde von einem kirchlichen Förderprogramm bezahlt. Ich bin als Kind von meiner Familie fort und in ein Salesianer-Kolleg in Salvador

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