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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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Mütze auf. Beim Gehen brachte er wieder die Türglocke zum Läuten.
    Man weiß, dass Sebastian pünktlich bei Luon Li O eintraf. Wie er von der Straße aus immer vermutet hatte, war das Ping Li ein ziemlich bescheidenes Restaurant: nur ein paar wenige Tische mit Papiertischdecken. Die Kellnerin saß im Durchgang zur Küche, wo im Moment nur ein einziger Koch arbeitete. An zwei Tischen saßen Männer und aßen Suppe. Man weiß, dass Luon Li O seinen Gast begrüßte, indem er erfreut die Arme ausbreitete. Als er sah, dass Sebastian sich umschaute und einen Tisch auszuwählen schien, hob er abwehrend die Hand.
    » Wir essen im anderen Raum « , sagte er und bedeutete Sebastian, ihm zu folgen.
    Der sagte nichts, sondern lief dem Alten hinterher zu einer Tür, die er auf den ersten Blick gar nicht bemerkt hatte, weil sie mit ihrer türkisfarbenen Lackierung wie ein Wandschirm aussah. Im anderen Raum war es dunkler. Fenster gab es dort nicht, und Sebastian musste die Augen zusammenkneifen. Zunächst hatte er den Eindruck, sich in einem illegalen Spielsalon zu befinden, aber dann erkannte er, dass die Leute, die an den runden Tischen saßen, ebenfalls aßen. Rechts stand eine lange Bar, und auf der gegenüberliegenden Seite erhob sich eine kleine Revuebühne. Der Bühnenrand war mit brennenden Glühlämpchen markiert.
    Er hatte schon gehört, dass sich hinter einigen anonymen Bars im alten Bangkok Spielhöllen, Bordelle und Theater mit eher unziemlichen Aufführungen verbargen, aber nie hätte er so etwas hinter dem schiefen Schild des Ping Li vermutet.
    Luon Li O zeigte auf einen abgelegenen Tisch, und sofort beeilte sich ein Kellner in einer weißen Jacke, ihnen die Stühle zurückzuziehen. Im selben Moment erschien auf der Bühne eine junge Thailänderin in einem altrosa Kimono. Ein langer Schlitz gab den Blick auf die schlanken Beine frei. Zusammen mit ihr erschienen zwei Musiker mit einer Pu-che-Trommel und einer Pi-joom-Flöte, deren Klang zum Süßesten gehört, was man sich vorstellen kann. Die Frau fing mit sanfter Stimme zu singen an, die Augen halb geschlossen.
    » Mögen Sie Musik? « , fragte Luon Li O.
    Sebastian nickte und schaute ihn fragend an.
    » Sind Sie überrascht? « , erkundigte sich der Alte.
    » Ja und nein. Ein wenig schon, doch. «
    » Was möchten Sie essen? «
    » Entscheiden Sie doch bitte. Sie kennen die Küche vermutlich besser als jeder andere. «
    Luon Li O lächelte, dann rief er den Kellner zu sich und erteilte flüsternd Anweisungen, die Lippen nur wenige Millimeter vom Ohr des Mannes entfernt.
    Für unbestimmte Zeit schwiegen die beiden Männer. Um sie herum waren Essgeräusche zu hören, in die sich, wie eine sanfte Welle, die melodiöse Stimme der Sängerin mischte.
    Luon Li O musterte Sebastians Gesicht. » Nun, mein Freund, da können wir wohl sagen, dass mir ein Drache das Leben gerettet hat. «
    Sebastian war es satt, noch einmal zu betonen, dass er ihn nicht gerettet, sondern ihm nur sein Geld zurückgegeben habe.
    » Sie haben mir die Hoffnung zurückgegeben. Das ist mehr, als dieses Geld wert war. «
    » Hoffnung– worauf? «
    » Auf meinesgleichen. «
    » Hatten Sie die verloren? «
    » In letzter Zeit war sie etwas ins Schwanken geraten. Aber lassen Sie uns das Thema wechseln. Auch an der Tür zu Ihrem Geschäft habe ich einen schönen Drachen bemerkt. Mögen Sie Drachen? «
    Sebastian dachte noch nach, was er darauf antworten sollte, als der Kellner mit einer dampfenden ovalen Suppenterrine erschien.
    » Ja, ich mag Drachen. «
    » Hier in Thailand bekommt man nicht oft so etwas zu sehen wie das, was Sie neulich in der Hand hatten. Darf ich fragen, woher Ihr Drache stammt? «
    In diesem Moment erschien ein kleiner Mann mit einem auffälligen Toupet und einer dicken Hornbrille. Er bat um die Erlaubnis, Luon Li O die Hand küssen zu dürfen. Dann grüßte er Sebastian und kehrte schnell an seinen Tisch zurück.
    » Stören Sie sich nicht daran « , sagte der Thai. » Das sind Freunde. Sprechen Sie doch bitte weiter. «
    » Den habe ich schon viele Jahre. Ich habe ihn in China gekauft. Er wurde mir geschenkt, vielmehr. «
    » Wo? «
    Sebastian antwortete nicht, sondern aß den ersten Löffel Suppe.
    » Gut « , sagte er. » Sehr gut. «
    » Stört es Sie, dass ich Ihnen diese Fragen stelle? «
    » Um ehrlich zu sein, lasse ich mich nicht gerne ausfragen. «
    » Das habe ich mir schon gedacht. Entschuldigen Sie bitte. «
    Nun kam ein anderer Mann, schlank und mit langen

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