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Durst: Thriller (German Edition)

Durst: Thriller (German Edition)

Titel: Durst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Riva
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bei dir. Bitte eine deiner Angestellten, mir einen schönen heißen Tee zu kochen. Es ist kalt, und gleich wird es auch noch regnen, fürchte ich. «
    » Aber… Papa. «
    » Kein Aber. Bis gleich. «
    Der Chauffeur Rogério ging direkt in die Küche durch, während Josef ins Arbeitszimmer seines Sohnes geführt wurde. Paulo Johannsen hing nicht an seinem Haus, aber das Arbeitszimmer mit seinen gut hundert Quadratmetern war ihm wichtig. Das war sein Reich.
    » Hallo, Paulo « , sagte Josef knapp, als er eintrat. Paulão saß immer noch in seinem Sessel, eingewickelt in eine gewaltige moosgrüne Strickjacke.
    » Papa. « Er wollte aufstehen.
    » Bleib sitzen, bleib sitzen, ich setz mich auch sofort. Ich bin müde, und diese Feuchtigkeit zieht mir in die Beine. Ist der Tee fertig? «
    » Er kommt gleich, zusammen mit Suelys Zimtkeksen. «
    » Wunderbar. « Der alte Josef setzte sich und betrachtete seinen Sohn.
    » Worüber willst du mit mir reden, Papa? «
    » Tu nicht so ahnungslos, Paulo. Sag mir doch bitte eines: Weißt du zufällig, wo dein Sohn ist? Mein Enkel Bruno? «
    In Paulos Magen begann eine kleine Murmel herumzurollen. » Nein, warum? «
    Josef bleckte die Zähne. » Ich hatte ein langes Gespräch mit meinem Freund und ehemaligen Mitgesellschafter Augusto Miller. «
    Paulo runzelte die Stirn. » Mit Augusto? «
    » Ja, mit Augusto. «
    » Weshalb denn das? «
    » Nun… « Josef machte eine unbestimmte Geste. » An Themen hat es uns nicht gemangelt. « Er bedachte seinen Sohn mit einem schrägen Blick. » Unter anderem hat er mich über eine sehr interessante Geschichte aufgeklärt. «
    » Aha? «
    » Eine Geschichte von Drachen und Heiligen, wenn du es genau wissen willst. «
    » Könntest du dich etwas genauer ausdrücken? «
    In diesem Moment trat eine Hausangestellte ein und brachte den Tee und die Kekse. Sie spürte die Stimmung und war schnell wieder verschwunden.
    » Ich bin alt, Paulo « , fuhr Josef fort, als sie wieder alleine waren. » Und ich möchte nicht viel Atem verschwenden, weil ich nicht weiß, wie viel mir davon noch bleibt. Du weißt nur zu gut, wovon ich spreche, zumal wir die Sache einzig und allein dir zu verdanken haben. Du hast jetzt das Sagen, und ich kann nichts mehr tun, außer zu hoffen, dass dir ein Funke Verstand geblieben ist. «
    » Jetzt übertreib mal nicht, Papa. «
    » Halt den Mund, Paulo. « Der alte Josef saß jetzt kerzengerade in seinem Sessel und klammerte sich an den Knauf seines Spazierstocks mit der kunstvollen Einlegearbeit. » Versuch nicht, ausgerechnet bei mir den Experten heraushängen zu lassen, verstanden? Alt zu sein heißt nicht notwendigerweise zu verblöden. Die Arroganz, mit der du den Industriekapitän spielst, zieht bei mir nicht. Ich habe dir das führende Unternehmen dieses mittelalterlichen Landes überlassen, und du hast es fertiggebracht, ein Loch von der Größe eines Wolkenkratzers reinzuschlagen. Himmelherrgott! In Anbetracht deines Versagens solltest du hier nicht den Klassenbesten geben. «
    Paulo spürte, wie sein gesamtes Blut in seinen Stiernacken schoss und weiter hinauf in die Schläfen, aber er gab sich Mühe, sich zu beherrschen.
    » Deswegen bin ich allerdings gar nicht gekommen « , fuhr Josef fort. » Ich bin wegen etwas anderem hier. Wegen Bruno. Nun schau nicht so, du weißt genau, wovon ich spreche. «
    » Eigentlich nicht. «
    » Du bist ein schlechter Lügner, Paulo. Du weißt es nur zu gut, und du bist genauso besorgt wie ich, nur dass du damit fertig zu werden gedenkst, indem du gemütlich im Sessel sitzt und Zeitung liest. Aber ich sage dir eins: Entweder du unternimmst etwas, und zwar sofort, oder ich tu es. «
    Paulo schaute ihn mit seinen blauen Augen an, ohne zu blinzeln. Josef nahm seine Tasse, blies in den heißen Tee und trank einen Schluck.
    » Da du ja offenbar alles weißt « , sagte Paulo, » kannst du mir vermutlich auch sagen, was ich deiner Meinung nach unternehmen soll? «
    » Keine Ahnung, Paulo. Ich weiß nur, was ich unternehmen würde, und das dürfte dir nicht gefallen. «
    Paulão erhob sich mühsam aus seinem Sessel und trat auf seinen Vater zu.
    » Willst du mir drohen, Papa? «
    » Darauf kannst du wetten, du Schwachkopf « , sagte der alte Josef und trank seinen Tee aus.
    Ein paar Kilometer vor São Paulo setzte Bruno Johannsen den Blinker und fuhr mit dem X3 auf eine überfüllte Tankstelle. Auf dem Parkplatz stellte er eines seiner drei Handys an, das alte schwarze Motorola, und wurde sofort

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