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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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ich noch überhaupt keine Spuren von Verkehr gesehen – keine Furchen von Rädern, keine Hufspuren, Schuhabdrücke, nichts. Sieht aus, als hätte Auriel recht. Keiner reist auf dem Geisterweg.
    Der Himmel ist immer noch dunkel, aber man kann den kommenden Tag schon spüren. Plötzlich stoßen wir auf einen umgekippten Wagen mitten auf der Straße. Ich lass Hermes im Schritt drum rum gehen.
    Er ist richtig zertrümmert worden. Hier und da liegen traurige Überreste rum. Abgewetzte Essnäpfe, ein abgetragener Männerstiefel. Tracker beschnüffelt alles. Nero stürzt auf irgendwas runter. Er nimmt es in den Schnabel und zeigt es mir. Es ist eine Lumpenpuppe.
    »Lass sie liegen«, sag ich.
    Was hier passiert ist, ist nicht freundlich gewesen. Und auch erst ein paar Tage her, würde ich sagen. Die Furchen von den Rädern sind immer noch gut zu sehen. Da sind die Hufabdrücke von einem zu Tode erschreckten Pony. Und noch andere Spuren … von einem Tier, nicht von Menschen, aber von einem Tier, das ich noch nie gesehen hab. Jede Spur ist größer als meine beiden Hände ausgebreitet nebeneinander. Ein Tier mit zwei Zehen. Der innere Zeh ist lang. Viel länger als der äußere. Mit einem Nagel dran. Es sieht irgendwie wie ein Huf aus. Aber es ist kein Huf.
    Sie wird der Geisterweg genannt. Die, die diesen Weg nehmen, kommen nur selten ans Ziel.
    Ich späh in den Wald. Er wächst dicht auf beiden Seiten der Straße, bedrängt sie, dunkel und unfreundlich. Ist das da gerade eben eine Bewegung gewesen? Tracker starrt in dieselbe Richtung und knurrt. Vielleicht ist das hier doch nicht so ein freundliches Land.
    »Komm weiter, Tracker!«
    Jetzt kann es nicht mehr weit sein bis zum Yann Gap. Wir sehen zu, dass wir Land gewinnen. Aber Tracker guckt immer wieder nach rechts. In die Bäume auf der Südseite vom Weg. Nach ungefähr drei Meilen scheint Tracker sich zu beruhigen, und vor uns hör ich Wasser rauschen.
    Tatsache, ein schmales Flüsschen verläuft quer über den Weg. Es fließt schnell und plappert nervös vor sich hin. Als wir näher kommen, wird Hermes langsamer. Ich treib ihn an, aber er wirft den Kopf hoch und beklagt sich. Er wird wieder langsamer, dann bleibt er störrisch stehen.
    Halt auf dem Geisterweg nicht an. Egal was ist.
    Egal was ist. Tja, ich hab nur ein Pferd, und das braucht was zu trinken. Tracker auch, er ist die ganze Nacht gelaufen. Das dauert ja nicht lang. Ein paar Minuten, mehr nicht. Ich lass mich von Hermes runterrutschen. Das Wasser ist seicht und plätschert schnell über die Steine.
    »Wartet«, sag ich. »Ich guck erst nach, ob –«
    Schon drängelt Hermes sich schnaubend an mir vorbei. Tracker stürzt sich ins Wasser und fängt an zu trinken. Nero landet auf einem Fels und taucht den Schnabel ins Wasser.
    »Schätze, das geht in Ordnung«, sag ich.
    Wir trinken lange und ausgiebig. Das Wasser plätschert und wirbelt, wirkt schwarz in diesem Licht. Es ist eiskalt, schmeckt fade, wie Stein. Ich guck zum Himmel hoch, während ich mir Gesicht und Arme wasche. Dunkle Wolken verstecken den Mond. Die letzten Überreste der Nacht verweben sich mit den Schatten im Wald, man kann eins nicht vom anderen unterscheiden. Ich kneif die Augen zusammen. Sieht aus, als ob jemand auf der Nordseite vom Geisterweg einen Pfad durch die Bäume gehauen hätte.
    Mit einem Kreischen fliegt Nero hoch. Ich schöpf noch mal Wasser. »Au!« Ich reiß die Hände aus dem Wasser. Saug am linken Handgelenk. Der Eisengeschmack von Blut. Ich muss es an einem Stein aufgeschürft haben. Ich steck die Hand wieder ins Wasser, beweg sie hin und her, um das Blut abzuwaschen.
    »Wir machen uns besser wieder auf den Weg«, sag ich.
    Wie der Blitz ist Tracker aus dem Wasser. Steht steifbeinig da, starrt auf den Fluss und knurrt.
    Ich runzel die Stirn. »Was ist denn mit dir los?«
    Irgendwas streicht über meine Haut. Was Langes, Dünnes. Ich reiß die Hand raus und guck ins Wasser. Ich kann nicht viel erkennen, das Licht ist zu schlecht, das Wasser so dunkel.
    Die Wolken geben den Mond frei.
    Im Wasser wimmelt es von Schlangen. Lange, schwarze, dicke Schlangen, die sich winden und krümmen, es werden immer mehr. Plötzlich merk ich, dass noch Blut von meinem Handgelenk tropft. Das Wasser fängt an zu brodeln vor lauter Schlangen.
    »Ahh!« Ich krabbel rückwärts. Tracker dreht durch und bellt wie wild. Hermes wiehert schrill und bäumt sich auf. Eine Schlange windet sich an einem Vorderbein hoch. Ich stürz zu ihm und reiß sie

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