Éanna - Ein neuer Anfang
Verschleierung der Person, die Euch …«
»Handelt es sich bei dieser Person vielleicht um Mister Patrick O’Brien?«, fiel Éanna ihm ins Wort.
Kenneth Gallagher räusperte sich. »Lasst es mich so sagen, Miss Sullivan: Der Name ist mir im Zusammenhang mit dieser Angelegenheit nicht unbekannt. Ich habe tatsächlich einen Gentleman mit ebendiesem Namen kürzlich erzählen hören, dass er vor nicht allzu langer Zeit einen Buchvertrag unterschrieben habe und es nun für angemessen halte, die Hälfte seines Vorschusses mit einer gewissen Dame zu teilen, die am Zustandekommen des Manuskriptes, wie er sagte, einen entscheidenden Anteil hatte. Und wie ich seinen Äußerungen außerdem noch entnehmen konnte, ist er unter keinen Umständen gewillt, den Scheck zurückzunehmen. Eher würde er ihn zerreißen, ließ er verlauten. Er gab zudem auch bereits Anweisungen für die Verwendung des Geldes: Es sei für einen gewissen Wagentreck bestimmt, meine ich, mich zu erinnern. So, ich glaube, damit dürfte genug gesagt sein. Und ich möchte Euch zuletzt noch darauf hinweisen, dass Ihr den Namen dieses Gentlemans nicht aus meinem Mund gehört habt!«
Éanna nickte und konnte sich, trotz ihrer Empörung, ein Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte es doch gewusst! »Ich danke Euch für die Auskunft. Das ist alles, was ich wissen wollte«, sagte sie, steckte den Scheck wieder ein und machte sich umgehend zu der Pension auf den Weg, in der Patrick wohnte. Doch zu ihrer Enttäuschung teilte die Wirtin ihr dort mit, dass Mister O’Brien das Haus bereits vor einer guten Stunde verlassen habe und sie nicht wisse, wann mit seiner Rückkehr zu rechnen sei.
Auch am Sonntagnachmittag hatte Éanna Pech, wieder war Patrick außer Haus. Als sie wenig später in der kleinen Wohnung von Brendan, Emily und Liam eintraf, in die die drei vor ein paar Tagen gezogen waren, erzählte sie ihnen von den zweihundertfünfzig Dollar, gab aber wohlweislich vor, das Geld von Eleanor Cox geerbt zu haben.
Brendan tanzte vor Freude mit ihr im Zimmer auf und ab, als er die Neuigkeit erfuhr. »Du hast zweihundertfünfzig Dollar von dieser alten Witwe geerbt? Das ist ja nicht zu fassen, Éanna! Dann haben wir ja jetzt doch noch rechtzeitig genug Geld zusammen, um Mitte April an dem Wagentreck nach Westen teilzunehmen!«
Sofort zählten die vier ihre Ersparnisse zusammen. »Für euch beide allein wird es reichen«, dämpfte Liam wenig später die allgemeine Begeisterung. »Aber für vier Erwachsene wird es wohl doch zu knapp, wenn man bedenkt, was man alles braucht, um eine so lange Zeit unterwegs zu sein. Aber natürlich nehmen Emily und ich es euch nicht übel, wenn ihr euch im April ohne uns auf den Weg nach Independence machen wollt.«
Emily nickte und schenkte Éanna ein tapferes Lächeln. »Ja. Und irgendwann kommen wir dann auch nach.«
»Das kommt ja gar nicht infrage!«, entgegnete Éanna energisch. »Wir ziehen gemeinsam los, auch wenn es noch etwas dauern wird! Das habe ich dir doch versprochen, Emily! Und dabei bleibt es auch! Wir vier bleiben zusammen und das ist mein letztes Wort!«
Brendan war davon weniger überzeugt als sie, wie sich kurz darauf herausstellte, als er Éanna zum Haus der Harringtons zurückbegleitete. Sie ärgerte sich über ihren Freund.
»Ich denke nicht daran, mein Wort zu brechen und Emily und Liam in New York zurückzulassen! Und du solltest dich schämen, so etwas auch nur in Erwägung zu ziehen, Brendan!«, hielt sie ihm vor. »Liam ist dein bester Freund und hat dir schon oft geholfen, wenn es nötig war, und Emily ist meine beste Freundin. Wenn wir uns nicht alle vier dem Treck nach Westen anschließen können, dann müssen wir uns eben noch etwas gedulden, bis es so weit ist!«
»War ja auch nur so ein Gedanke«, brummte Brendan, der sich nun selbst ein bisschen schämte. »Natürlich ist es mir auch lieber, wenn Liam und Emily dabei sind. Aber vielleicht reichen unsere Ersparnisse ja doch schon jetzt aus.«
Skeptisch sah Éanna ihn an. Sie hatte keinen größeren Wunsch, als bereits Mitte April zu der Gruppe zu gehören, die mit Nathan Palmer und seinem Armeescout nach Westen zog. Aber sie wusste auch, dass es gefährlich war, die Dinge zu überstürzen und mit zu wenig Geld auf solch eine lange Reise zu gehen.
»Meinst du wirklich?«
Er nickte heftig. »Na klar! Du weißt doch auch, mit wie wenig Geld wir auskommen können, wenn es nötig ist! Für so einen Präriewagen und das Zuggespann reicht es ganz
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