Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
Vom Netzwerk:
sprechen wolle. Wenn es genehm sei, zwischen fünf und sechs, wenn er den Kopf für neue Projekte frei habe.
    »Bitte nehmt doch Platz, Mister O’Brien!«, forderte Benjamin Park seinen Besucher mit einer jovialen Handbewegung auf und deutete auf zwei lederbezogene Lehnstühle, die vor seinem imposanten Arbeitstisch standen. Dabei verstreute er achtlos Zigarrenasche über den mit Papieren und Druckerzeugnissen aller Art überhäuften Tisch. »Macht es Euch bequem, damit wir in aller Ruhe miteinander reden können.« Er war ein kräftiger Mann in den Vierzigern, in dessen Gesicht besonders der bleistiftdünne schwarze Schnurrbart und das spitz zulaufende Van-Dyck-Bärtchen am energischen Kinn auffielen.
    »Verbindlichen Dank«, erwiderte Patrick mit einem höflichen Nicken, setzte sich in einen der Stühle und legte Sommerhut und Spazierstock auf dem anderen ab. Er trug seinen neuen silbergrauen Anzug aus feinem leichtem Stoff, galt es doch, bei diesem Gespräch einen möglichst positiven Eindruck zu machen.
    »Zigarre?« Benjamin Park griff zu einer Holzschatulle und hielt sie seinem Gegenüber mit hochgeklapptem Deckel hin. »Greift zu! Bester Virginiatabak. Extra für mich angefertigt!«
    Lächelnd wehrte Patrick ab, während sein Herz heftiger zu schlagen begann. Kein Verleger bot einem unbekannten Schriftsteller, der noch keine Veröffentlichungen vorzuweisen hatte, grundlos eine seiner Zigarren an, oder? Das konnte doch nur etwas Gutes bedeuten!
    »Sehr freundlich von Euch, Mister Park. Aber ich habe den Stummel meiner letzten Zigarre gerade erst unten vor Eurem Haus einem Bettler überlassen«, log er. Aus Zigarren machte Patrick sich nicht viel. Und außerdem war er mittlerweile so aufgeregt, dass er fürchtete, seine zitternden Hände könnten ihn beim Anstecken und Rauchen der Zigarre verraten.
    »Verstehe! Man soll es damit ja bekanntlich nicht übertreiben, obwohl ich persönlich die Finger den ganzen Tag lang nicht von diesen Dingern lassen kann. Aber hält mich wenigstens in Gang, dieses Teufelszeug!« Der Verleger lachte mit tiefer Stimme, dann ließ er den Deckel der Holzschatulle wieder zufallen. »Also dann, kommen wir zu Eurem Manuskript.«
    Patrick nickte stumm, weil ihm die Kehle vor Anspannung wie zugeschnürt war und er fürchtete, nur ein heiseres Krächzen herauszubringen, wenn er jetzt etwas zu sagen versuchte.
    Mister Park wühlte in einem Haufen Papieren unmittelbar vor sich, fand endlich das dicke Bündel, das er gesucht hatte, zog es heraus und knallte es vor sich auf den Tisch. »Ich muss schon sagen, Mister O’Brien, Euer umfangreicher Bericht Irlands Großer Hunger lässt für einen noch so jungen Mann ein beachtliches schriftstellerisches Talent erkennen!«
    Patrick räusperte sich. »Erlaubt mir die Bemerkung, dass Talent meines Erachtens nach nichts mit dem Alter zu tun hat«, sagte er dann mit verbindlichem Tonfall. »Es dürfte wohl viel eher die Erfahrung sein, die man dem Alter getrost zusprechen kann. Obgleich auch dies nicht zwangsläufig immer der Fall sein muss.«
    Benjamin Park lachte kehlig auf. »Eine treffliche Feststellung, der ich nur zustimmen kann. Manche Schreiberlinge mühen sich ihr Leben lang ab und erreichen am Ende doch Eure bildhafte Sprache nicht einmal annähernd.«
    »Ich danke Euch für dieses schmeichelhafte Kompliment.« Patrick konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen stahl. War es möglich, dass er diesmal wirklich Erfolg haben sollte?
    Umso ernüchternder fielen für ihn die nächsten Worte des Verlegers aus: »Aber gerade weil Ihr ein so vielversprechendes Talent besitzt, Mister O’Brien, verstehe ich nicht, weshalb Ihr Eure kostbare Zeit damit vertan habt, einige Hundert Seiten lang ausgerechnet das Elend des irischen Volkes in all seinen Facetten auszuleuchten!«
    Patricks Lächeln gefror. »Wie … wie darf ich das verstehen, Mister Park?«
    »Das ist ganz einfach zu verstehen. Ihr habt Euch ein Thema gewählt, von dem hier niemand etwas wissen, geschweige denn Geld dafür ausgeben will!«, erklärte der Verleger und zog genüsslich an seiner Zigarette. »Ihr hättet Eure Zeit und Kraft vielmehr für etwas Aufbauendes, Unterhaltsames und wirklich zu Herzen Gehendes einsetzen sollen. Und das Zeug dazu habt Ihr, dessen bin ich mir gewiss.«
    Patrick hatte Mühe, äußerlich Haltung zu bewahren. Innerlich fiel er gerade zum dritten Mal in Folge in ein dunkles Loch. »Verzeiht, aber ich muss Euch heftigst widersprechen! Denn

Weitere Kostenlose Bücher