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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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sich gut verstanden, wenn man wohl auch nicht von einer Freundschaft zwischen ihnen hatte sprechen können. Beide waren sie damals Mitglieder der Rugby-Mannschaft des Colleges gewesen. Während Patrick allerdings ein eher durchschnittlicher Spieler war, hatte Gaylord Sloane sich mit seinem groß gewachsenen, sehnig-sportlichen Körper, seiner Aggressivität und Kühnheit im Spiel in kürzester Zeit einen Stammplatz im Team erkämpfen können. Nur ungern hatte der Trainer den amerikanischen Jungen damals wieder gehen lassen, als Gaylords Vater seine umfangreichen geschäftlichen Transaktionen in Irland und England zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht hatte und gemeinsam mit seinem Sohn nach New York zurückgekehrt war.
    »Das ist ja wirklich eine Überraschung, ausgerechnet dir hier über den Weg zu laufen«, sagte Patrick und grinste. »Mit dir hätte ich heute wirklich am wenigsten gerechnet, Gaylord!«
    »Mensch, Wahnsinn! Du hier in New York und ich weiß nichts davon!« Gaylord versetzte Patrick mit seiner linken Faust einen spielerischen, aber ziemlich kräftigen Schlag gegen die Schulter. Er hatte sich tatsächlich nicht verändert. »Sag, wie lange bist du schon hier?«
    »Nicht einmal zwei Wochen.«
    »Schon fast zwei Wochen? Mann, warum hast du dich denn dann noch nicht bei mir gemeldet?« Wieder ein Faustschlag.
    »Na ja, ist ja doch mittlerweile schon etwas her, unsere gemeinsame Zeit im College. Und ich dachte, du hast bestimmt Besseres zu tun, als hier den Fremdenführer für mich zu spielen und mit mir über alte Zeiten zu plaudern«, wich Patrick aus. In Wahrheit hatte er Gaylord ganz einfach völlig vergessen. Zu viel war in den letzten dreieinhalb Jahren geschehen, in denen sie keinen Kontakt gehabt hatten.
    »Idiot!« Noch ein Faustschlag. »Warum hast du nicht geschrieben, dass du kommst? Wir hätten dich vom Schiff abholen lassen können und du hättest natürlich erst einmal bei uns gewohnt.«
    »Wie gesagt …«
    »Ist dein Onkel denn auch in der Stadt?«
    »Nein«, antwortete Patrick schnell, »den kriegen doch keine zehn Pferde auf ein Schiff. Außerdem hat er es nicht mit Amerika. Irland ist für Onkel Edmund einfach heiliger Boden. Alles andere interessiert ihn nicht – natürlich mit Ausnahme seines Biers.«
    Gaylord grinste. »Aber dich interessieren andere Länder! Clever von dir, dich schon mal bei uns umzusehen und die Fühler auszustrecken! Hier in Amerika liegt die Zukunft, so viel ist gewiss. Auch für einen irischen Bierbrauer! Die Leute hier können von dem Zeug gar nicht genug bekommen. Das ist ein Markt, auf dem man im Handumdrehen ein Vermögen machen kann. Na ja, und dein Onkel wird ja auch nicht ewig leben.«
    Patrick wurde das Gespräch allmählich unangenehm. Offenbar nahm Gaylord an, dass er aus geschäftlichem Interesse – als Nachfolger seines Onkels in der Dynastie der Wexford-Brauerei – in New York war. Und woher sollte er auch wissen, dass sein früherer Schulkamerad längst nicht mehr in der Gunst des Onkels stand und aufgrund seines eigenwilligen Wunschs, Schriftsteller zu werden, nicht einmal mehr auf eine kleine finanzielle Unterstützung der Familie Wexford zu hoffen brauchte.
    »Also was Onkel Edmund und mich angeht …«, bemühte sich Patrick, den Irrtum richtigzustellen.
    Doch Gaylord ließ ihn gar nicht erst ausreden. »Du musst gar nicht weitersprechen. Klar, dass er nicht gerade erbaut war, als du ihm gesagt hast, dass du mal hier das Wasser für euch ausloten willst. Dein Onkel gehört eben noch zur alten Generation. Aber wenn du erst einmal die Zügel in dem Laden in der Hand hältst, wirst du schon wissen, wo das Geld am besten und einfachsten zu scheffeln ist – nämlich hier. Erzähl mal, wo bist du denn untergekommen?«
    »Im Shakespeare Hotel«, antwortete Patrick und ließ fast ein wenig erleichtert die Gelegenheit verstreichen, Gaylord von dem Streit mit seinem Onkel zu erzählen und einzugestehen, dass er von nun an ganz auf sich allein gestellt war und beruflich gerade wenig Erfolge vorweisen konnte. Was hatte es Gaylord auch groß zu interessieren!
    »Der alte Geizhals hält dich wohl an der kurzen Leine, was?« Gaylord zwinkerte ihm zu. »Aber wenn es sein muss, kann man es in diesem Hotel schon aushalten. Hat wenigstens eine tüchtige deutsche Leitung! Die verstehen sich noch auf das Bedienen. Keiner buckelt so gut wie die Hunnen!« Er lachte. »Hör mal, ich bin im Augenblick etwas in Eile. Muss noch schnell ein Geschenk für meine

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