Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
Vom Netzwerk:
viel zu perfekt vorkam.
    Brendan zögerte kurz, bevor er antwortete. »Auf der Cross Street.«
    »Aber das ist ja in Five Points!«, rief Éanna erschrocken. »Das ist doch eine der Straßen, die sich bei der Old Brewery kreuzen, erinnerst du dich nicht, Brendan?«
    »Ja schon, aber das Haus liegt ein ganzes Stück davon entfernt, fast schon oben an der Mott Street!«, erklärte Brendan hastig. »Und so schlimm ist es da gar nicht, das hat Liam mir mehrmals versichert. Da wohnen auch viele anständige Leute, die ihr Brot mit ehrlicher Arbeit verdienen. Über Five Points wird wahrscheinlich einfach nur viel zu viel dummes Zeug geredet. Außerdem können wir uns gar nichts anderes leisten. Ich habe mich schon umgehört – alles, was außerhalb vom sechsten Bezirk liegt, können wir einfach nicht bezahlen. Und dass wir nicht ewig im Emerald Isle bleiben können, steht ja wohl auch fest. Da schmeißen wir das Geld zum Fenster raus und füllen Conny und seiner Frau nur die Taschen!«
    »Da ist was Wahres dran«, räumte Emily ein. »Vierzig Cent pro Nacht für Kost und Logis sind ein Haufen Geld, davon könnten wir gut etwas sparen!«
    »Und was soll dieses Apartment kosten?«, wollte Éanna wissen, die Brendan und Emily in diesem Punkt zwar recht gab, über die Aussicht, nach Five Points zu ziehen, aber alles andere als erfreut war.
    »Der Vermieter nimmt sieben Dollar den Monat, bezahlt wird jedoch jede Woche im Voraus, also ein Dollar und fünfundsiebzig Cent pro Woche«, antwortete Brendan. »Und das ist für uns doch erschwinglich, jetzt, wo ich eine feste Anstellung in der Gießerei habe und ihr ordentlich dazuverdient.«
    Emily verzog das Gesicht. »Na ja, ordentlich ist wohl ganz schön übertrieben. Gestern haben wir es gerade mal auf vierundzwanzig Cent gebracht – ein Hungerlohn für einen elend langen Tag Lauferei und bessere Bettelei!«, erklärte sie verdrossen. Mittlerweile besaßen die Mädchen einen ganzen Karton voll unverkaufter Streichholzschachteln und -bündel, sodass sie sich erst einmal nicht mehr in die frühmorgendliche Schlange bei Mister Patterson einreihen mussten.
    »Aber Geld ist das auch und davon könnten wir immerhin schon mal das Essen bezahlen«, erwiderte Brendan. »Und raus müssen wir über kurz oder lang aus dem Logierhaus, darin sind wir uns doch wohl alle einig, oder?«
    Éanna nickte und musste gegen ihren Willen lachen, als sie sah, mit wie viel Eifer und Ausdauer Brendan seinen Plan verfolgte. Vorerst gab sie sich geschlagen. »Also gut, ansehen können wir uns das Apartment ja mal. Aber bitte lass uns erst dann entscheiden, in Ordnung?«
    Brendan machte ein erleichtertes Gesicht und legte seinen Arm um ihre Schulter. »Jaja, mein kleiner Sturkopf, aber wir könnten es uns da richtig hübsch machen, du wirst schon sehen!«
    Éanna erwiderte seinen Blick mit einem etwas gequälten Lächeln. Ihr war beklommen zumute bei dem Gedanken, schon jetzt aus dem Logierhaus auszuziehen – und zwar nicht allein deshalb, weil diese Wohnung, von der Brendan so schwärmte, in Five Points lag. Etwas anderes bereitete ihr zusätzliche Bauchschmerzen: Sie würden sich in dem sogenannten Apartment nicht länger eine Kammer zu dritt teilen, sondern fortan zwei Zimmer bewohnen. Und was das für sie und Brendan bedeutete, wusste sie nur zu gut. Nur ob sie es auch wirklich wollte, das wusste sie nicht.

Neuntes Kapitel
    Patrick musste einiges an Selbstbeherrschung aufbringen, um sich seine Aufregung und erwartungsvolle Anspannung nicht anmerken zu lassen, als er das Büro des Verlegers Benjamin Park in dessen dreistöckigem Verlagsgebäude in der Houston Street betrat.
    Zwei Verleger hatte er seit seiner Ankunft in New York schon aufgesucht, doch keiner von ihnen hatte Interesse an seinem Manuskript gezeigt. Schon nach wenigen Sätzen über den Inhalt seiner Niederschrift hatten sie ihm mit freundlichem Bedauern mitgeteilt, dass solch ein Buch entweder nicht in ihr Programm passe oder ihrer Ansicht nach keine Aussicht habe, auch nur die Druckkosten wieder einzuspielen. Dagegen hatte Benjamin Park ihn in Ruhe ausreden lassen, um Aushändigung des Manuskriptes gebeten und ihm versichert, ihn nach eingehender Prüfung so schnell, wie es seine Arbeit eben zuließ, über sein Urteil in Kenntnis zu setzen. Und nun, keine fünf Tage nach ihrer ersten Begegnung, hatte er ihm am Morgen eine Nachricht per Boten ins Shakespeare Hotel geschickt, dass er an diesem Nachmittag gern mit ihm über sein Buch

Weitere Kostenlose Bücher