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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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ich bin sehr wohl davon überzeugt, dass in meinem Manuskript sehr viel zu Herzen Gehendes steckt. Es findet sich fast auf jeder Seite!«, protestierte er. Er konnte es ertragen, wenn man ihm sagte, dass er in seinem Roman ein Thema behandelte, das nur wenige zeitgenössische Leser interessierte, auch wenn er diese Tatsache einfach nicht verstehen wollte. Aber eine solch falsche inhaltliche Kritik an seinem Werk, in das sein ganzes Herzblut geflossen war, konnte er einfach nicht unkommentiert hinnehmen.
    Benjamin Park verdrehte die Augen und ließ sich in seinen Drehstuhl zurückfallen. »Mein Gott, ja! Ich weiß, worauf Ihr anspielt. Auf das Schicksal dieses heroischen Mädchens … dieser … Ella … Sheridan …«
    »Sullivan, Éanna Sullivan!«, korrigierte Patrick ihn ungestüm.
    »Ja genau, genau die meine ich, also Éanna Sullivan. Natürlich hat sie ein bewegendes Schicksal, diese Éanna Sullivan, das gebe ich zu. Und Ihr zeigt in Eurem Manuskript in der Tat immer wieder, wie vorzüglich Ihr Euer Handwerk beherrscht, was die Recherche, die Realitätstreue und die Detailgenauigkeit betrifft«, räumte der Verleger ein. »Aber all dieses Sterben und Hungern und In-Erdlöchern-Hausen! Mein Gott, wer will denn hier in New York davon noch etwas lesen? Wenn man daran Interesse hat, dann schlägt man doch lieber die Zeitungen auf, die sind doch immer noch voll genug davon! Und was das zu Herzen Gehende anbelangt, so hat Euer Manuskript wohl vor allem für die Menschen in Irland ein bewegendes und hoffnungsvolles Ende. Aber nur, weil sie nicht wissen, was sie hier erwartet. Vorausgesetzt, sie schaffen es überhaupt, über den großen Teich bis nach Amerika zu gelangen. Aber meine Leser hier in New York, mein Lieber, die wissen nur zu gut, wie es Einwanderern im gelobten Land in der Regel ergeht. Und die wollen das, was viele von ihnen vermutlich selbst einmal durchgemacht haben, nicht ein zweites Mal in einem Buch lesen. Das können sie nämlich wesentlich billiger haben, indem sie sich an ihre eigenen Erlebnisse erinnern. Wobei noch dazu sehr fraglich ist, ob sie das überhaupt wollen.«
    Patrick, der sich von Mister Parks atemloser Rede wie erschlagen fühlte, schwieg betreten. All seine hochgespannten Erwartungen an diesen Tag waren gerade zerplatzt wie eine Seifenblase!
    »Nun macht nicht so ein bestürztes Gesicht, Mister O’Brien. Dazu besteht nicht der geringste Anlass!«, fuhr der Verleger nach einer kurzen Atempause fort. »Den wenigsten Autoren gelingt gleich beim ersten Anlauf der richtige Wurf. Und wie gesagt, mit dieser Éanna Sullivan habt Ihr eine Figur geschaffen, die mir wie aus dem richtigen Leben gegriffen erscheint. Aber meine Leser wollen nun mal in der wenigen freien Zeit, die sie haben, nicht vom Leid anderer Leute lesen, wo sie doch an ihrem eigenen Schicksal häufig selbst schon schwer genug tragen. Hier, solche Werke müsst Ihr schreiben, mein Bester!« Wieder wühlte er in den Papieren auf seinem Schreibtisch und zog dann eine Art dünnes Heft hervor, das er Patrick reichte. »Verfasst mir ein paar von diesen Mammuts und ich garantiere Euch bei Eurem Talent in kürzester Zeit einen durchschlagenden Erfolg!«
    »Mammuts?« Verständnislos nahm Patrick das Heft entgegen, das einen Umfang von vielleicht zwanzig, dreißig Seiten hatte und – wie es schien – auf ziemlich billigem Papier gedruckt worden war. Auf dem Umschlag stand der reißerische Titel Lady Jeffersons heimliche Liebschaften , innen zogen sich zwei enge Textkolonnen in kleiner Schriftgröße über die Seiten.
    »Das Ding ist auf einem einzigen Bogen gedruckt, sechs Fuß und sieben Inches mal vier Fuß und vier Inches«, erklärte Benjamin Park begeistert. »Wegen eines Schlupflochs in den Postgesetzen kann ich diese Mammuts mit der billigen Rate, die eigentlich für Zeitungen vorgesehen ist, verschicken lassen«, fuhr er mit einem breiten Grinsen fort und ließ wieder einen Aschekegel auf seinen Schreibtisch fallen, als er mit der Zigarre auf das erwähnte Heft zeigte. »Damit lässt sich Geld verdienen, Mister O’Brien! Solche Romanzen, Melodramen und Kriminalgeschichtchen kann ich für sechs Cent verkaufen. Und dafür gibt es mehr Käufer, als Ihr glaubt! Haltet die Augen auf und ihr werdet meine Hefte überall in New York an den Straßenständen finden. Das ist es, was die Leute lesen wollen! Nun, was sagt Ihr? Habt Ihr Interesse daran, für mich zu arbeiten? Ich bin fest davon überzeugt, dass Ihr mir ein paar

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