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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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Gästen beim Aussteigen behilflich zu sein.
    Patrick fühlte sich ein wenig fehl am Platz, als er aus der einfachen Kutsche stieg. Wie es aussah, war er der einzige Gast, der seinen Kutscher hier vor dem Haus entlohnen musste. Doch die Pagen verzogen keine Miene und grüßten ihn mit derselben förmlichen Höflichkeit, die sie auch den anderen Gästen entgegengebracht hatten.
    Forsch durchquerte er im Anschluss mit seinem Bouquet in der Hand den gepflegten und von einem schmiedeeisernen Gitter umschlossenen Vorgarten, stieg die Stufen zum Eingangsportal hinauf und betrat die weiträumige Empfangshalle des Anwesens, das mit seinen Marmorböden, den Kronleuchtern an den hohen Decken, den Seidentapeten und den vielen erlesenen Kunstwerken an den Wänden mehr wie ein Palast als wie ein Wohnhaus wirkte.
    In der Halle, deren Boden ein Schachbrettmuster aus schwarzen und weißen Marmorplatten zierte, und in den angrenzenden Räumen hielten sich mindestens fünfzig andere Gäste auf. Nie zuvor hatte Patrick so viel funkelnden Gold-, Rubin-, Smaragd- und Diamantschmuck an Ohren, Händen und Hälsen von Frauen gesehen wie hier. Und ohne dass er es recht bemerkt hatte, war auch schon ein livrierter Kellner neben ihn getreten und reichte ihm nun mit weißseidenen Handschuhen ein Glas perlenden Champagner in einem dünnwandigen Kristallglas.
    Kaum hatte Patrick sein Glas in Empfang genommen, als Gaylord sich aus einer Männergruppe links vor ihm in der Halle löste und auf ihn zueilte.
    »Da bist du ja, Patrick! Schön, dass du gekommen bist! Ich hatte schon Angst, du würdest mich hier unter all den alten Herrschaften versauern lassen«, rief er freudestrahlend, schlug ihm jovial auf die Schulter und warf einen kurzen anerkennenden Blick auf das Bouquet. »Nicht schlecht, dein Geschenk! Das wird meiner Mutter gefallen. Ich habe leider mit meinem Präsent nicht ganz ihren Geschmack getroffen. Aber was soll’s. Sie kauft sich doch sowieso alles, wonach ihr gerade der Sinn steht. Komm, ich stelle dich meinen Eltern vor!« Damit zog er Patrick mit sich in den hinteren Bereich der Halle, die hinsichtlich ihrer Größe und Ausstattung einem vornehmen Ballsaal alle Ehre machte.
    Missis Harriet Sloane und ihr Ehemann William standen am Fuß des breiten Treppenaufgangs, der in einem elegant geschwungenen Viertelbogen ins obere Stockwerk hinaufführte, und begrüßten ihre Gäste.
    Gaylords Mutter war eine bildhübsche schlanke Frau, die höchstens Ende dreißig sein konnte. Ihr rubinrotes Taftkleid entsprach der neuesten französischen Mode und brachte ihre schmale Taille vorteilhaft zur Geltung. Auch bot es einen herrlichen Kontrast zu dem honigblonden Haar. Um ihren Hals schmiegte sich eine dreireihige Perlenkette, in die Diamanten eingearbeitet waren. Sie strahlte Grazie aus und das Selbstverständnis einer Frau, die wusste, welch hohe Stellung sie und ihre Familie in der New Yorker Gesellschaft einnahmen.
    Eine stattliche Erscheinung war auch ihr Mann. William Sloane, gute fünfzehn bis zwanzig Jahre älter als seine Frau, schien mit seinem durchdringenden Blick, seiner Größe und Körperfülle den ganzen Raum zu beherrschen. Er besaß ein herbes Gesicht, das von einem scharf konturierten und schon leicht grau melierten Backenbart umrahmt wurde. In seinem vollen schwarzen Haupthaar fand sich jedoch noch keine Spur von weißen Strähnen. Er trug einen Maßanzug aus feinstem Tuch.
    »Mom … Dad, das ist Patrick O’Brien, mein Freund und Studienkollege aus Dublin, von dem ich euch bereits erzählt habe!«, stellte Gaylord Patrick vor, als sie bei seinen Eltern angekommen waren.
    »Ah, Edmund Wexfords tüchtiger Neffe!«, sagte William Sloane erfreut und streckte Patrick seine Hand zu einem herzlichen Händedruck entgegen. »Schön, dass Ihr uns die Ehre gebt, junger Mann. Wir haben schon viel Gutes über Euch gehört! Seid herzlich willkommen! Ich freue mich darauf, später von Euren New Yorker Plänen zu erfahren!« Er zwinkerte ihm zu, als ginge auch er davon aus, dass Patricks Besuch in New York in Verbindung mit der Brauerei Wexford stand.
    Patrick verbeugte sich höflich, bedankte sich für die Einladung und überreichte der Dame des Hauses sein Bouquet mit den entsprechenden Glückwünschen.
    »Was für wunderbare Seidenblumen!« Harriet Sloane war über das Geschenk sichtlich entzückt. »Wie reizend von Euch, Mister O’Brien. Als hättet Ihr gewusst, wie sehr ich diese hübschen Blumenbouquets liebe, die nie verwelken und

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