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Éanna - Ein neuer Anfang

Éanna - Ein neuer Anfang

Titel: Éanna - Ein neuer Anfang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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allzeit ihre Schönheit bewahren.«
    »Nicht nur Seidenblumen verwelken nicht und bewahren sich ihre Schönheit, Missis Sloane«, erwiderte Patrick mit einem Lächeln.
    Ihre Augen blitzten amüsiert und geschmeichelt zugleich auf. »Oh, Ihr seid mir ja ein rechter Charmeur, Mister O’Brien! Ich glaube, wir werden ein scharfes Auge auf Euch halten müssen!« Sie lachte hell und perlend und drohte ihm dabei mit dem Finger.
    In der Zwischenzeit hatte sich hinter Patrick und Gaylord bereits eine beachtliche Ansammlung neuer Gäste eingefunden, die dem Hausherrn und seiner Gemahlin ihre Aufwartung machen wollten. Und so wandte sich Mister Sloane nun mit einem breiten Lächeln an seinen Sohn: »Gaylord, nimm dich bitte unseres neuen Freundes an und stell ihn heute Abend den Gästen vor, deren Bekanntschaft ihm von Nutzen sein kann. Solch ein Empfang ist schließlich nicht nur zum reinen Vergnügen da!«
    Harriet Sloane machte eine leicht indignierte Miene. »William, also wirklich! Dass du immer nur Geschäfte im Sinn hast!«, tadelte sie ihren Mann und nickte Patrick noch einmal freundlich zu.
    Patrick und Gaylord schlenderten zu einem der vielen Champagnerstände und stießen auf ihr Wiedersehen an. Dann sah Gaylord sich nachdenklich im Raum um. »Also dann lass uns doch mal sehen, wen du heute Abend unbedingt kennenlernen solltest.«
    »Ähm … das hat wirklich keine Eile«, entgegnete Patrick schnell und ließ einmal mehr die Gelegenheit verstreichen, den ehemaligen Klassenkameraden über den wahren Grund seines Aufenthalts in New York zu informieren.
    Doch Gaylord war nicht zu bremsen und so lernte Patrick an diesem Abend einige der mächtigsten und reichsten Männer und Frauen von New York kennen wie die Vanderbilts, die Laws und die Stewarts, die aus eigener Kraft in kurzer Zeit ein gewaltiges Vermögen angehäuft hatten und doch von den alteingesessenen New Yorker Clans wie den Beekmans, den Stuyvesants, den DePeters und den Schermerhorns noch immer nicht ganz akzeptiert wurden. Als neureich bezeichneten die Nachkommen der alten amerikanischen Ahnenlinien, die sich aufgrund ihres jahrhundertealten Erbes für die einzig wahren Aristokraten Amerikas hielten, diese erst in den letzten Jahrzehnten zu Geld und Ansehen gekommenen Familien. Und an dem abfälligen Unterton, mit dem dieses Adjektiv in der Regel ausgesprochen wurde, konnte man nur allzu deutlich erkennen, wie wenig der alte Adel von den neuen Emporkömmlingen hielt.
    Nach dem, wie es Patrick vorkam, zwanzigsten dieser kurzen und unverbindlich freundlichen Gespräche, als sie sich gerade erneut einem Champagnerstand zuwandten, erklang plötzlich hinter Patrick und Gaylord eine weiche, helle Frauenstimme, die in vorwurfsvollem Ton sagte: »Hier steckt ihr also, Gaylord! Ich finde es empörend, dass ich dir nachlaufen muss, damit du auch mir endlich deinen Freund aus Dublin vorstellst! Aber ähnlich sieht es dir natürlich schon!«
    »Oh, meine Schwester Florence!«, raunte Gaylord Patrick zu, dann drehte er sich mit einem schuldbewussten Lächeln um. »Wie konnte ich dich nur vergessen, Schwesterherz! Darf ich vorstellen: meine Schwester Florence, mein Freund Patrick O’Brien aus Dublin.«
    Florence Sloane, die im letzten Jahr ihren Debütantinnenball gehabt hatte und nun siebzehn Jahre alt war, wie Patrick später von Gaylord erfuhr, hatte ein anmutiges herzförmiges Gesicht, das von honigblonden Korkenzieherlocken eingerahmt wurde und die vornehme Blässe aufwies, die in ihren Gesellschaftskreisen bei einer Frau als Ideal galt. Nur ein Hauch von Rouge lag auf ihren Wangen, der volle Mund war kirschrot geschminkt, die kleine Nase leicht nach oben gebogen. Sie hatte eine noch schmalere Taille als ihre Mutter und trug ein jadegrünes Seidenkleid mit verhältnismäßig schlichten grauen Paspelierungen, das sich über einer gewaltigen Anzahl von Petticoats bauschte. Am auffälligsten jedoch waren ihre blauen Augen, in denen nun der Schalk aufblitzte, zugleich aber auch eine Spur Empörung und so etwas wie Verlegenheit zu lesen waren.
    »Verzeih mir, liebste Schwester! Aber unser Herr Vater hat mir den dringlichen Auftrag erteilt, Patrick heute Abend mit einigen unserer wichtigsten Gäste bekannt zu machen, und du weißt, dass sein Wort Gesetz ist«, entschuldigte sich Gaylord mit spöttischem Unterton in der Stimme und legte den Arm um seine Schwester.
    »So, ich bin also nicht wichtig?« Schmollend verzog Florence den Mund, während ihre Augen vor Vergnügen

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