EB1021____Creepers - David Morell
Ronnie
nachlud.
Verdammt, ich hab mich von ihm reinlegen lassen! Er hat
mich dazu gekriegt, dass ich Munition verschwende! Nur
noch fünf Schuss! Störgeräusch drang aus seinem Funkgerät.
Ronnie zielt auf das Geräusch!, dachte Balenger. Als das
Funkgerät wieder zu knacken begann, rannte er die Treppe
hinauf. Zwei Schüsse krachten hinter ihm her; Schrotkugeln
schepperten auf den Metallstufen unter ihm.
»Durch die Löcher sehe ich kein Licht von deiner Stirnlam‐
pe«, sagte die Stimme aus Balengers Funkgerät. »Jetzt verstehe
ich. Während deine Freunde mich abgelenkt haben, bist du die
Treppe runtergestiegen bis zu den Leichen. Du hast ihre
Nachtsichtbrillen geholt.« Balenger hielt an der Öffnung der
Falltür inne. Hier konnte Ronnie ihn nicht erwischen. »Ich ha‐
be die Ladungen gefunden, die du unter den Leichen angeb‐
racht hast«, sagte er ins Funkgerät.
»Ja nun, und hier ist noch eine, die du nicht gefunden hast«,
sagte die Stimme.
Ein Rumpeln erschütterte das Gebäude. Einen Moment lang
glaubte Balenger, es sei ein weiterer besonders lauter Donner‐
schlag. Aber als die Wände zitterten, wurde offenkundig, dass
die Erschütterung aus dem Inneren des Gebäudes gekommen
war. Er musste die Kante der Falltüröffnung umklammern,
um den Halt nicht zu verlieren. Er spürte, wie die Schockwelle
auf seine Ohren traf.
Über ihm schrie Amanda: »Hier drüben! Der Überwa‐
chungsraum! «
Balenger zog sich durch die Öffnung, stürzte in den Über‐
wachungsraum und öffnete die Falltür. In dem Rauch musste
er husten. Als der Qualm sich verzogen hatte, zeigte ihm die
Nachtsichtbrille, dass die Treppe drei Stockwerke tiefer ge‐
sprengt worden war. Die verdrehten Stahlreste zitterten und
schwankten. Weit unten konnte er Flammen erkennen. Balen‐
ger hob sein Funkgerät. »Wenn du von dem Metallkasten re‐
dest, den du Amanda angelegt hast, doch, den haben wir ge‐
funden. Ich hab ihn die Treppe unter dem Uberwachung‐
sraum runtergeworfen. Da unten scheint gerade ein Feuer
auszubrechen.«
»Ich habe sowieso vor, den Kasten hier morgen bis auf die
Grundmauern abzubrennen. Die Münzen sind für mich wert‐
los.«
Der plötzliche Themenwechsel machte Balenger nervös.
»Die Münzen?«
»Ein Vermögen, aber ich konnte sie nicht verwenden, um
die Steuern für das Hotel zu bezahlen«, sagte die Stimme bit‐
ter. »Ich war bei verschiedenen Münzhändlern in verschiede‐
nen Städten. Nie mehr als zwei Münzen auf einmal. Nie die
wirklich unbezahlbaren. Aber man muss eine Menge Sieben‐
hundertdollarmünzen verkaufen, wenn man versuchen will,
eine Immobiliensteuer von fünfzigtausend Dollar abzubezah‐
len. Eines Tages in Philadelphia hat ein Händler, den ich noch
nie gesehen hatte, sich das Angebot angesehen und gesagt:
›Sie sind also der Mann mit den ganzen Double Eagles. Die
anderen Händler reden über nichts anderes mehr.‹ Das war
die letzte Münze, die ich versucht habe zu verkaufen.«
Warum redet er so viel?, fragte sich Balenger. Er spielt auf
Zeit. Was hat er vor?
Schlagartig wurde ihm klar, was er vor wenigen Sekunden
zu Ronnie gesagt hatte: Ich hab ihn die Treppe unter dem Überwa‐
chungsraum runter geworfen. Da unten scheint gerade ein Feuer
auszubrechen. Herrgott, ich hab ihm verraten, wo ich bin.
Balenger sprang von der offenen Falltür zurück und stürzte
in Richtung Schlafzimmer. Etwas explodierte hinter ihm, aber
diesmal ohne Schrot. Lediglich eine Welle von Hitze folgte auf
den Knall, die den Überwachungsraum erfüllte. Der Detonator
neben der Falltür, dachte er. Ronnie hatte ihn ferngezündet.
Rauch stieg auf.
Amanda und Vinnie stürzten vor ihm her. Aber bei Vinnie
wurde offenkundig, dass er nicht begriffen hatte, was die klei‐
ne Explosion ausgelöst hatte. »Die Falltür!«, brüllte Balenger.
»Vinnie, weg von der –« Vinnie sah verwirrt nach unten. Die
Falltür. Der Detonator.
Die Explosion war klein, aber ohrenbetäubend. Sie sandte
einen Lichtblitz an Vinnies Beinen hinauf. Seine Jeans fingen
Feuer. Er stürzte schreiend zu Boden und schlug auf seine Ho‐
senbeine ein.
Balenger griff nach dem Bettüberwurf und schlug damit die
Flammen aus. Vinnies Schreie brachen nicht ab. In schneller
Folge krachten die Explosionen durch das Penthouse. Balenger
sah die Lichtblitze, sah Flammen im Überwachungsraum und
der Krankenstation. »Ein Feuerlöscher!«, schrie Amanda. »Die
Küche!«
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