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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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suchte dringend jemanden, der nicht nur die Werbetexte schrieb, sondern auch ein Vermarktungskonzept entwickelte. Natürlich konnten sie nicht gut zahlen. Aber es war eine Chance, ein Anfang.
    »Wie sind Sie denn auf mich gekommen?«, fragte Mia den Geschäftsführer Ulrich Hampel bei ihrem ersten Telefongespräch.
    »Unser Berater hat Sie empfohlen, Arthur Kessler.«
    »Kessler? Kenne ich nicht.«
    Mia stutzte.
    »Moment mal … Arthur Kessler sagten Sie? Der Mann heißt Arthur mit Vornamen? Hat er dunkle Haare und … ähm, eine Narbe im Gesicht?«
    »Ja, genau. Er hatte mal einen schweren Autounfall.«
    »Das wusste ich nicht. Aber dann kenne ich ihn doch.«
    Arthur. Schon wieder Arthur. Der Mann wurde allmählich zu einer Plage. Wieso mischte er sich ungefragt in ihr Leben ein und empfahl Mia bei einer Firma, ohne ihr ein Wort davon zu sagen? Er wusste doch überhaupt nichts von ihrer beruflichen Situation. Es missfiel ihr, dass er immer genau dann, wenn Mia anfing, ihn ein wenig zu mögen, Dinge tat, mit denen er sich wieder total unbeliebt bei ihr machte.
    Sie rief ihn an, aber er ging nicht dran. Klar, dachte Mia giftig, vermutlich vergnügte er sich gerade mit einer ihrer Nachfolgerinnen, von denen es sicher zahlreiche gab.
    »Kannst du mir mal erklären, was dieser ganze Mist soll?«, keifte sie auf seinen Anrufbeantworter.
    Es war schon spät am Abend, als Arthur sich meldete, zunächst per SMS.
    »Bist du noch wach?«
    »Ja«, schrieb Mia zurück. »Und ich bin ziemlich sauer auf dich.«
    Es dauerte nur Sekunden, bis er anrief.
    »Was ist los?«, fragte Arthur reserviert. »Ich erinnere mich nicht daran, dass ich mich in letzter Zeit dir gegenüber daneben benommen hätte.«
    »Und ob du das hast«, sagte Mia wütend. »Ich hatte heute ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit Ulrich Hampel von Elbzeug.«
    »Aha.«
    Seine aufreizend ruhige Stimme machte Mia rasend. »Elbzeug, du weißt schon, diese Ökoleute.«
    »Und?«
    Sie hatte das Bedürfnis, ihm ins Gesicht zu schlagen. »Was – und? Kannst du mir mal erklären, wieso du denen meine Mailadresse gibst?«
    In der Sekunde, in der sie die Worte aussprach, wurde ihr klar, dass er ihre Adresse überhaupt nicht kannte. Er kannte ja nicht mal ihren Nachnamen.
    »Ich habe denen deine Adresse nicht gegeben«, sagte er prompt.
    »Das hat Ulrich Hampel aber behauptet.«
    »Und warum sollte ich das tun?« Seine Stimme wurde ungeduldiger, abweisender. »Damit sie dich zuspammen? Obwohl das in ihrem Fall nicht schlimm wäre. Sie machen tolle Sachen.«
    »Darum ging es nicht«, sagte Mia verunsichert und kam sich wieder mal völlig idiotisch vor. »Sie haben mir einen Job angeboten.«
    »Oh.«
    Sie schwiegen beide, verwirrt über dieses seltsame Missverständnis.
    Arthur brach das Schweigen mit zögernder Stimme. »Kann sein, dass ich damit doch zu tun habe, jedenfalls entfernt. Ich hatte mich ein bisschen nach freiberuflichen Kommunikationsprofis umgehört, weil die bei Elbzeug sich keine Agentur leisten können.«
    »Und?« Mia hielt den Atem an und presste das Handy so fest an ihr Ohr, dass es wehtat.
    »Nun ja, ein Bekannter hat mir eine Liste mit mehreren Namen gegeben. Die habe ich einfach weitergeleitet. Die Auswahl wollte ich natürlich den Elbzeugleuten überlassen.« Kurze Pause. »Außerdem war mir nicht klar, dass du offenbar auch auf der Liste stehst.«
    Mia wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte. Sie stellte eine letzte Frage. »Wer hat dir denn die Namen gegeben?«
    »Ein Bekannter, wie ich schon sagte, Stefan Büttner. Vielleicht kennst du ihn, er arbeitet auch in der Werbung.«
    Sie ließ fast das Handy fallen vor Überraschung.
    »Tut mir leid, wenn das zu Verwirrung geführt hat.« Arthurs Stimme klang auf einmal so weit weg, als würde er sich am anderen Ende der Welt befinden. »Andererseits ist es doch toll, dass du einen Job hast ...«
    »Noch habe ich ihn nicht«, sagte Mia hastig. »Ich muss erst noch ein Angebot schreiben.«
    »Natürlich. Aber es wird sicher gut laufen. Und es wird dir Spaß machen. Das ist ein netter Laden.«
    Was wusste er schon, was ihr Spaß machte?
    »Dann haben wir also alles geklärt und können dieses merkwürdige Gespräch beenden?«, fragte er und klang dabei ein wenig freundlicher als am Anfang.
    »Scheint so«, murmelte Mia betreten.
    »Also dann – gute Nacht.« Er fügte noch etwas hinzu, mit einem eigenartigen Unterton. »Ach, und falls du zufällig noch einen kleinen Nebenjob suchen solltest

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