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Ebbe und Glut

Ebbe und Glut

Titel: Ebbe und Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Burkhardt
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verstand auf Anhieb, worauf es Arthur ankam und setzte seine Wünsche hervorragend um. Trotzdem verlief die kurze Zusammenarbeit alles andere als harmonisch. Mia weigerte sich, noch einmal in Arthurs Wohnung zu kommen und wickelte den gesamten Auftrag per Mail und Telefon ab. Am Telefon sprach sie kühl und herablassend mit ihm. Er verdiente es nicht anders.
    Zweimal begegnete sie ihm zufällig in den Büroräumen von Elbzeug. Als sie erfuhr, dass Arthur keineswegs ein externer Berater der kleinen Firma war, sondern auch ein Teil seines Vermögens in dem Unternehmen steckte, ging sie die Decke hoch. Er verstand nicht, warum sie so empfindlich reagierte. Wieso war es ihr wichtig, wofür Arthur sein Geld ausgab?
     
    Ihr Temperament erinnerte ihn sehr an Carol. Dabei war Mia ganz anders als sie.
    Arthur stutzte. Jetzt fing er schon an, Mia mit Carol zu vergleichen. Das war unzulässig. Carol ließ sich mit keiner Frau vergleichen. Carol war Carol. Einmalig und wunderbar.
    Aber Mia war … Mia. Verwirrend anders, und Carol doch so ähnlich. Sanft und grob. Nachgiebig und hart.
    Arthur musste zugeben, dass Mia ihn beschäftigte.
     
    Vor allem diese seltsame Idee mit dem Geschichtenerzählen bewegte ihn. Warum hatte sie das vorgeschlagen? Was erhoffte sie sich von ihm? Und was zum Teufel sollte er denn für Geschichten erzählen?
    Aber vielleicht ging es gar nicht darum, was Mia erwartete, sondern was er daraus machte. In schlaflosen Nächten dachte er darüber nach. Und schlaflose Nächte hatte er im Überfluss, gerade in letzter Zeit. Albträume plagten ihn, und Schmerzen. Er dachte, dass er das alles längst hinter sich hätte, aber auf einmal brach alles wieder über ihm herein. Manchmal wollte er schreien vor Wut und Verzweiflung.
    Die Idee, die in ihm wuchs, erwärmte seine dunklen, kalten Nächte, erregte seine Sinne und lenkte ihn ab von finsteren Gedanken. Er hatte diese kleinen Spielereien schon immer geliebt. Und wenn ihn nicht alles täuschte, würde Mia sie auch lieben.
     
    Er schrieb ihr eine Mail.
    » Besten Dank noch mal für die hervorragende Arbeit. Ich bin sehr zufrieden. Dein Honorar habe ich überwiesen – jedenfalls den größten Teil. Die restliche Zahlung erfolgt in Form von Naturalien, Zeitpunkt nach Vereinbarung.«
    Jetzt musste er nur ein wenig Geduld haben und die Nerven behalten.
    Es dauerte jedoch keine fünf Minuten, bis sein Handy klingelte. Wow, sie war schnell!
    »Naturalien?«, schnaubte Mia. »Was soll der Quatsch? Überweis mir das gesamte Geld, und du hörst nie wieder von mir. Oder lass es bleiben, und ich mache dir ewig die Hölle heiß.«
    Oho, sie war richtig gut in Form! Er hatte Mühe, ernst zu bleiben. »Warum willst du nicht wissen, wie die Naturalien aussehen? Vielleicht sind sie viel mehr wert als diese läppischen zweihundert Euro, die ich dir noch schulde.«
    Er hörte ihren Atem dicht an seinem Ohr. Sie war nervös, das merkte er, ohne sie zu sehen.
    »Worum geht es also?« Ihre Stimme klang heiser und angespannt.
    »Nun ja, die Idee stammt eigentlich von dir«, bekannte er. »Du weißt schon – Sex gegen Geschichten. Ich dachte mir, das ist gar nicht so eine bescheuerte Idee.«
    Sie schwieg und atmete hörbar ein und aus.
    »Das wäre eine weitere Dienstleistung«, sagte sie endlich. »Du kriegst von mir Sex, ich kriege dafür was auch immer. Damit hast du deine Textschulden noch nicht beglichen.«
    »Ich weiß. Darum dachte ich daran, dem Ganzen noch eine zweite Komponente hinzuzufügen.« Er legte eine kunstvolle Pause ein. »Du kriegst auch Sex.«
    Schweigen. Atmen.
    »Sex gegen Geld? Das will ich nicht. Auf keinen Fall.« Ihre Stimme klang sehr leise, aber auch sehr entschieden. Natürlich wollte sie keinen Sex gegen Geld, das hatte er einkalkuliert. Er brauchte aber einen Vorwand, um das Ganze zu inszenieren und sie aus der Reserve zu locken.
    »Schade. Dann überweise ich dir gleich dein Honorar.«
    Schweigen. Atmen. Schweigen.
    »Andererseits … «, fuhr er fort.
    »Ja?«
    Er lachte still über ihre aufgeregte, hastige Stimme. »Nun ja, ehrlich gesagt wäre der Sex nur das schmückende Beiwerk. Eigentlich wollte ich dir etwas Hübsches kaufen. Geschenk statt Geld lautet die korrekte Formel.«
    Absolute Stille. Sie schien die Luft anzuhalten.
    »Ein Geschenk?« Es kam sehr zögernd.
    »Ja. Aber vielleicht war das eine blöde Idee. Sag es einfach, dann überweise ich dir sofort dein Geld.«
    »Weißt du, Arthur, das klingt tatsächlich ziemlich blöd.« Auf

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