Echo der Angst - Eden, C: Echo der Angst
zuckte die Achseln. »Unser Killer weiß, was er tut.«
Ja, zu dem Ergebnis war Luke auch gekommen. Solche Killer planten jeden einzelnen Schritt im Voraus, und an den Tatorten war oft nicht die kleinste Spur zu finden.
»Er ist überdurchschnittlich intelligent«, fuhr Monica fort. »Ihm geht es weniger um die Angst als darum, sie zu kontrollieren. Die Opfer bitten und betteln, und die Macht liegt in seinen Händen.«
Luke starrte auf sie hinab.
»Höchstwahrscheinlich hat sich unser Killer als Kind extrem ohnmächtig gefühlt. Er hatte Angst, und dann zerbrach etwas in ihm.« Sie sah ihn an, aber er hatte nicht den Eindruck, sie nähme ihn wahr.
Luke zog den zweiten Stuhl unter dem Tisch hervor. »Glaubst du, er hat schon als Kind gemordet?«
»Möglich. Aber vor Kurzem muss etwas passiert sein, das ihn total aufgewühlt hat. Irgendetwas hat ihn dazu gebracht, in dieser Stadt mehrere Frauen zu töten. Ein Auslöser. Wenn wir herausfinden, was das war, können wir ihn festnageln.«
Je eher, desto besser.
»Er kennt die Frauen. Bis er sie umbringt, kennt er sie besser als der eigene Freund. In- und auswendig.« Flüsternd fuhr sie fort: »Er bricht sie, und dann weidet er sich an ihrer Furcht.«
»Ja, und dann bringt er sie um.« Dieses Schwein.
»Er missbraucht sie nicht. Aber die Art, wie er sie tötet, hat etwas genauso Intimes, und für ihn ist das die einzige Art, wie er mit einem Menschen intim werden kann.«
»Ich fange mit den Opfern an und sehe, ob es eine Verbindung zwischen ihnen gibt.« Mit Opfern beschäftigte er sich tausendmal lieber als mit Tätern.
Monica nickte. »Okay. Klingt gut.«
Wenn er gründlich genug suchte, würde er mit Sicherheit eine Verbindung entdecken. Man wurde nicht von ungefähr zum Opfer, wie die Leute immer glaubten.
»Kenton ist in ein paar Stunden hier.« Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Computer. »Er kann uns bei der Befragung von Familien und Freundeskreisen helfen.«
»Wie schaffst du das?«, fragte er, weil er spürte, wie sie ihm entglitt.
Er hatte sie in den Armen gehalten, war so nah dran gewesen, sie zurückzuerobern. Aber im Augenblick hätte Monica genauso gut tausend Kilometer weit weg sein können.
Ihre Finger schwebten über dem Keyboard. »Was?«
»Dich so in die Typen hineinzuversetzen.« Sie schien regelrecht im Kopf der Täter spazieren zu gehen. »Für dich ist das so natürlich wie für andere Leute das Atmen.«
»Ja.« Sie sah ihn nicht an.
»Wie machst du das?« Das wollten alle immer wissen.
»Ich werde der Killer.« Noch immer sah sie ihn nicht an, aber ihre Stimme klang angestrengt.
Beinahe, als habe sie Angst. Aber nur beinahe.
»Wenn man zum Killer wird, ist es leichter, das Profil zu erstellen.« Sie zuckte die Achseln.
Leicht kam ihm das nicht vor. Ein durchgeknallter Killer war das Letzte, was er werden wollte.
Sie räusperte sich. »Ich habe viel zu tun. Übernimmst du die übrigen Vernehmungen der Krankenhausmitarbeiter und der Familie?«
Ah, er war entlassen. Gut. »Wird erledigt.«
Die Mauer, die sie um sich errichtet hatte, machte ihn sauer. Er stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Sie würde ihn ansehen müssen. Er strich ihr über die Wange, und sie schnappte nach Luft. Aber sie sah ihm nicht in die Augen.
»Luke … «
Seine Muskeln spannten sich an. Wie sie seinen Namen aussprach … verdammt . »Wir arbeiten an dem Fall. Wir werden dieses Arschloch kriegen.« Er konnte nicht schweigen, denn sie musste wissen, was auf sie zukam. »Aber das mit uns … das bringen wir auch zum Abschluss.«
Endlich sah sie zu ihm auf. »Du hast keine Ahnung, worauf du dich einlässt. Dafür bist du nicht stark genug.«
Das klang eindeutig nach einer Warnung und so gar nicht nach der Frau, die ein paar Stunden zuvor leidenschaftlich seine Umarmung erwidert hatte. »Überlass das mir.«
Keiner von ihnen wandte den Blick ab. Liebevoll strich er ihr über die samtige Haut.
Auch als es klopfte, zog er die Hand nicht weg. Zuerst würden sie das hier klären. »Du kneifst? Läufst davon?« Er provozierte sie, und ihm gefiel, wie sie bei seinen Worten die Augen zusammenkniff.
»Ich laufe nicht davon.«
Die Frau log wie gedruckt. Sie war davongelaufen, aber jetzt hatte er sie doch noch gekriegt … vielleicht.
Wieder klopfte es. Diesmal war es eher ein Wummern.
Himmel.
»Ich will dich.« Die Worte sprudelten fast zu schnell aus ihrem Mund.
Er spürte, dass er eine Erektion bekam. Der falsche Zeitpunkt . Er
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