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Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Echo des Blutes: Thriller (German Edition)

Titel: Echo des Blutes: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Die Zauberdroge. Das Zauberwort. Jedenfalls in Neurologenkreisen. Jetzt war die Ärztin ganz Ohr.
    »Wie lange nehmen Sie die Schlaftabletten schon?«
    »Mal nehme ich sie und mal nicht, aber das geht schon eine Ewigkeit so.«
    »Glauben Sie, dass Sie eine gewisse Abhängigkeit entwickelt haben?«
    »Ohne Frage.«
    Dr. Chu reichte ihm ein Merkblatt. »Das sind Tipps für eine gute Schlafhygiene …«
    Byrne hob eine Hand. »Darf ich mal raten?«
    »Gerne.«
    »Kein Alkohol, kein Koffein, kein zu fettes Essen am späten Abend. Kein Nikotin. Regelmäßig Sport treiben, aber vier Stunden, bevor man ins Bett geht, ist Sport tabu. Jeden Tag zur selben Zeit ins Bett gehen und zur selben Zeit aufstehen. Den Wecker umdrehen, damit man die Zeit nicht sehen kann. Im Schlafzimmer sollte es kühl, aber nicht kalt sein. Wenn man nach circa zehn Minuten nicht eingeschlafen ist, sollte man aufstehen, bis man sich wieder müde fühlt. Wenn man allerdings den Wecker nicht sehen kann, woher will man dann wissen, dass zehn Minuten vergangen sind?«
    Dr. Chu starrte ihn an und tippte einen Augenblick lang nichts ein. »Sie wissen ja gut Bescheid.«
    Byrne zuckte mit den Schultern. »Wenn man lange genug damit zu tun hat.«
    Die Ärztin tippte wieder etwas ein. Byrne beobachtete sie. »Okay«, sagte sie dann. »Hüpfen Sie bitte auf den Tisch.«
    Byrne stand auf, ging zu dem mit Papier ausgelegten Untersuchungstisch und setzte sich darauf. Er war seit Jahren nirgendwo mehr hinaufgehüpft, wenn überhaupt jemals. Dr. Chu schaute ihm in die Augen, die Ohren, die Nase und den Hals. Sie hörte sein Herz und die Lungen ab. Dann nahm sie ein Maßband und maß den Halsumfang.
    »Hm«, murmelte sie.
    Kein gutes Zeichen. »Ich bevorzuge Hemden mit Kentkragen und Umschlagmanschetten.«
    »Ihr Halsumfang ist größer als dreiundvierzig Zentimeter.«
    »Ich treibe Sport.«
    Die Ärztin setzte sich hin und hängte sich das Stethoskop um den Hals. Sie sah besorgt aus. Ihre Miene drückte nicht gerade die Befürchtung aus, Byrne würde es nicht mehr lange machen, aber sie wirkte besorgt. »Es gibt Anzeichen für eine Apnoe.«
    Byrne hatte schon mal davon gehört, aber er wusste nichts darüber. Die Ärztin erklärte ihm, dass Apnoe der Fachausdruck für nächtliche Atemstillstände war.
    »Ich höre auf zu atmen?«
    »Das wissen wir noch nicht genau.«
    »Wissen Sie, ich bin nämlich in dieser Branche tätig, wo die Leute aufhören zu atmen.«
    Die Ärztin lächelte. »Das hier ist etwas anderes. Ich glaube, ich sollte Sie im Schlaflabor anmelden.« Sie reichte ihm eine Broschüre. Farbfotos lächelnder, gesunder Menschen, die aussahen, als würden sie viel schlafen.
    »Okay.«
    »Möchten Sie es versuchen?«
    Alles war besser als das, was er Nacht für Nacht durchmachte. Vor allem die Sache mit den Atemaussetzern machte ihm Sorgen. »Klar. Ich bin einverstanden.«
    Drei von fünf Leuten im Wartezimmer schliefen.
    Byrne kehrte kurz im American Pub im Center Square Building in der Market Street ein. Es herrschte reger Betrieb. Er suchte sich einen Platz am Ende der Theke und nippte an einem Bushmills. Kurz nach zehn klingelte sein Handy. Byrne beschloss, den Anruf zu ignorieren, doch dann sah er auf dem Display eine Rufnummer des Philadelphia Police Departments. Er musste den Anruf annehmen.
    »Kevin hier.«
    »Detective Byrne?«
    Es war die Stimme einer Frau, einer jungen Frau. Er erkannte sie nicht. »Ja?«
    »Hier ist Lucy.«
    Es dauerte einen Moment, bis Byrne begriff, wer sie war. Dann erinnerte er sich. »Hallo, Lucy. Gibt es Probleme?«
    »Ich muss mit Ihnen sprechen.«
    »Wo bist du? Ich hol dich ab.«
    Eine lange Pause.
    »Lucy?«
    »Ich bin im Gefängnis.«
    Die kleine Polizeiwache lag in der South Street zwischen der Neunten und der Zehnten Straße. Sie war 1985 eröffnet worden und sollte sich ursprünglich nur von Frühling bis Herbst an den Wochenenden um die Probleme kümmern, die entstanden, wenn die Menschenmassen zu den Klubs, Geschäften und Restaurants in der South Street strömten. Mittlerweile war die Wache das ganze Jahr über sieben Tage die Woche rund um die Uhr besetzt und sorgte in dem gesamten Viertel mit über vierhundert Einzelhandelsgeschäften und fast achtzig Restaurants, Kneipen und Bars mit Alkoholausschank-Lizenz für Ruhe und Ordnung.
    Als Byrne die Wache betrat, entdeckte er sofort einen alten Kumpel, Police Officer Denny Dorgan. Denny war ein kleiner, stämmiger Typ Anfang vierzig, der noch immer bei der

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