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Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag

Titel: Echt easy, Frau Freitag!: Das Allerneueste aus dem Schulalltag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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rausgegangen ist. Okay, Hamid nervt. Er quatscht dauernd dazwischen, wenn ich was erklären will. Wenn er durch den Raum läuft, dann schmeißt er ab und zu eine Federtasche runter. Aber klauen … nein, das glaube ich auf keinen Fall. Chanel steht unschlüssig vor der Tafel und murmelt schon leicht abwesend: »Mein Handy, mein Handy«, vor sich hin. Sie macht keine Anstalten, Hamid zu suchen.
    Ich überlege schon seit einem halben Jahr, ob ich mir ein Smartphone kaufen soll. Brauche ich das? Soll ich so viel Geld investieren? Die kosten doch total viel. Lohnt sich das überhaupt? Meinen Schülern stellt sich diese Frage überhaupt nicht. Mittlerweile haben sie ALLE ein Smartphone. Aber irgendwie scheint niemand seins zum Telefonieren zu benutzen, sie haben alle kein Guthaben. Und Verträge dürfen die ja noch nicht haben. Wenn ich beim Wandertag frage, ob jemand mal die fehlenden Schüler mit seinem Handy anrufen kann, dann heißt es immer: »Ich hab kein Geld drauf.« Vielleicht verlernt man mit einem Smartphone das Telefonieren. Vielleicht geht es da gar nicht um Kommunikation. Ich komme ja noch aus der Generation Telefonzelle und Festnetzapparat mit Wählscheibe. Ging auch. Meine Freunde aus der DDR haben als Jugendliche sogar ohne jegliches Telefon überlebt. Aber damit kann ich Chanel jetzt wohl nicht kommen.
    Nach einer kleinen Unendlichkeit holt Rosa ihr Handy aus der Tasche und hält es triumphierend in die Luft. »Hier, Chanel, warte, ich rufe dich an.« Na toll, dann klingelt das Handy bei Hamid auf dem Hof, das werden wir in meinem Raum kaum hören. Rosa wählt und wartet. Plötzlich zuckt Chanel zusammen, strahlt glücklich und zieht ihr weißes iPhone aus ihrer hautengen Gesäßtasche.
    »Ah, da ist es ja! Mein Handy!«, stellt sie freudig fest und küsst ihr geliebtes Mobiltelefon. Rosa schüttelt den Kopf, guckt zu mir und rollt mit den Augen. »Oh Mann, Chanel!« Die, nun wieder ganz tiefenentspannt, packt den Inhalt ihrer Schultasche ein, dreht sich zu mir und sagt: »Frau Freitag, ist nicht wegen den 500 Euro, wirklich nicht.«
    Rosa und Dilay fangen an zu lachen. Rosa kriegt sich gar nicht mehr ein: »Nee wa, ist nicht wegen der 500 Euro. Hauptsache, die Fotos sind noch da.« Chanel grinst, und die drei verschwinden Richtung Schulhof.
    Pflegestufe 3
    »Frau Freitag, ich bin vielleicht am Donnerstag nicht da.«
    »Warum? Wo bist du denn da?«
    Rosa steht vor mir, grinst und dreht, während sie spricht, ihren Oberkörper hin und her.
    »Ich habe vielleicht einen Termin.«
    »Was denn für einen Termin?«
    »Beim Kinderarzt.«
    Oh Mann, immer dieses Zum-Arzt-gehen-während-der-Schulzeit.
    »Rosa, am Donnerstag ist doch Schule. Warum legst du dir denn da einen Arzttermin hin?« Gesünder als Rosa kann man gar nicht aussehen. Sie strahlt eine jugendliche Vitalität aus, von der ich mir und den schlappen Kollegen im Lehrerzimmer gerne ein paar Scheiben abschneiden möchte.
    »Also, ist ja auch noch nicht klar, ob am Donnerstag oder am Freitag.«
    Jetzt kommt Irina und stellt sich mit ganz traurigem Gesicht neben Rosa: »Ich muss zum Augenarzt. Ich kann heute nicht zu Deutsch gehen.«
    »Also, Kinder, ihr hattet gerade zwei Wochen Ferien, warum seid ihr denn da nicht zum Arzt gegangen? Ich habe euch doch schon tausendmal gesagt, dass ihr euch die Termine nicht in die Schulzeit legen sollt. Wann ist denn dein Termin, Irina?«
    »So um 15 Uhr.«
    »Na, da kannst du doch zu Deutsch gehen.«
    »Aber ich muss erst Tropfen reinmachen. Um 14 Uhr, dazu muss ich nach Hause.«
    »Und warum hast du die Tropfen nicht mit in die Schule gebracht? Warum sind die zu Hause? Ach egal. Setzt euch mal hin, damit wir anfangen können.«
    Sie schleichen auf ihre Plätze. Ich gucke mir den Haufen auf meinem Schreibtisch an. Die Fehlzettel von gestern. In der vorletzten Stunde waren alle meine Schüler noch da, aber auf den Zetteln steht, dass Hamid, Orkan und Taifun danach nicht bei Musik gewesen sind.
    »Sagt mal, Jungs, Hamid, Orkan und Taifun, wo wart ihr denn in der letzten Stunde gestern?«
    Hamid macht ein sehr ernstes Gesicht: »Ich bin nach Hause gegangen. Ich hatte Kopfschmerzen.«
    »Aha, und hast du dich irgendwo abgemeldet, zum Beispiel bei mir? Nein, hast du nicht. Orkan, wo warst du?«
    »Ich hatte auch Kopfschmerzen.«
    »Hm. Wie praktisch. Und ich gehe recht in der Annahme, dass du auch einfach nach Hause gegangen bist?« Er nickt. »Und Taifun? Auch Kopfschmerzen?«
    »Nein, ich musste zum Arzt.

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