Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
zu stürzen, der es wagte, seine Hand nach irgendetwas anderem als Mineralwasser oder ProTrain-Power-Drinks auszustrecken. Zudem bildeten sie eine sehr diskrete, aber nicht zu übersehende menschliche Barriere zwischen den Wettbewerbsteilnehmern und den übrigen Leuten im Saal. Wie eine Schar eifriger Kindermädchen überwachten sie, wie ihre Schäfchen aßen und was sie aßen, und als sie mit dem Essen fertig waren, schafften sie sie diskret wieder weg, und zwar mit einer solchen Schnelligkeit,
dass es wie die spektakuläre Nummer in einer Zaubershow wirkte.
Remy, die den Anblick der gutaussehenden Wettkämpfer beinahe so köstlich gefunden hatte wie das Essen selbst, das ihnen an diesem Abend serviert worden war, war zutiefst enttäuscht, als sie registrierte, dass der Sportlertisch auf einmal leer war.
»Sie sind weg!«, rief sie betrübt.
Alex, die sie hatte gehen sehen, nickte bedächtig und zwinkerte Bentley zu, von dem sie wusste, dass er viel zu aufmerksam war, als dass ihm der künstliche Nebel entgangen wäre, der vom Abgang der Wettkämpfer hatte ablenken und das Eintreffen einer prachtvollen achtstöckigen Torte ankündigen sollen, die mindestens zwei Meter hoch war und natürlich in den ProTrain-Farben schillerte und die jetzt zur Titelmelodie von Die Stunde des Siegers und, begleitet von den erstaunten Ohs und Ahs der versammelten Gäste, wie ein Triumphwagen von sechs männlichen Models, die nichts am Leib hatten als Lycra-Shorts, in den Saal gezogen wurde.
»Aber keine Sorge, chérie«, tröstete Bentley sie und zwinkerte Alex zu, »denn …«
»Sie werden wiederkommen«, sagten sie im Chor.
Ein weiteres Mal wurde das bunte Treiben um Punkt Mitternacht beendet.
»Ich komme mir vor wie Aschenputtel«, grummelte Oliver Preston Alex zu, als sie sich zufällig nebeneinander wiederfanden, während sie aus der Sark Suite geführt wurden.
Der leicht angetrunkene Bentley, der den Kommentar aufgeschnappt hatte, verdrehte die Augen, grinste Alex hinter Olivers Rücken an, formte mit den Lippen die Worte »Glass Slippers« und »Von der Prinzessin zur Schwuchtel« und lachte sich laut über seinen eigenen Witz schlapp.
Bentley ignorierend, hakte Alex sich bei Oliver ein, um ihn zu stützen, als die drängelnde Menschenmasse und der reichlich genossene Alkohol ihn beim Passieren der Konferenzraumtüren leicht ins Schwanken brachten.
»Ich weiß, was du meinst«, erwiderte sie lächelnd und schaffte es, Bentley mit ihrem freien Ellbogen einen Rippenstoß zu verpassen, als er anfing, hinter ihnen herzutänzeln und seine eigene Version von Oliver in High Heels vorzuführen. »Aber jede Wette, dass Aschenputtel am Morgen danach nie mit einem monumentalen Kater fertig werden musste.«
Kapitel 18
N achdem sie Oliver zu seinem Zimmer begleitet hatte, das sich auf dem gleichen Flur befand wie ihres, und ihm nahegelegt hatte, vor dem Zubettgehen noch ein großes Glas Wasser und zwei Aspirin einzunehmen, empfahl sie Remy, die ebenfalls ein bisschen zu viel Champagner und Wein getrunken hatte, das Gleiche und steuerte ihr eigenes Zimmer an. Dort duschte sie und ging zu Bett, doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte einfach nicht einschlafen.
Alex hatte nicht viel getrunken. Sie wusste nicht, ob es daran lag, dass sie älter und weiser wurde, oder eher daran, dass sie älter wurde und eine durchzechte Nacht schlechter wegstecken konnte, aber was auch immer der Grund war, insbesondere wenn sie arbeitete, mied sie Alkohol eher, als dass sie ihm frönte.
Die Sache war nur die, dass sie mit etwas mehr Wein im Blut sofort in einen seligen Tiefschlaf versunken wäre.
Der Abend war bewusst so inszeniert worden, dass er das Adrenalin der Gäste in Wallung brachte, und Alex war immer noch ganz high von dieser dröhnenden ProTrain-Show. Vielleicht hatten sie irgendwelche Glukose-Drinks in die alkoholfreien Cocktails gemischt, aber woran auch immer es lag, sie konnte einfach nicht in den Schlaf finden, so sehr sie sich auch bemühte, und noch schwerer fiel es ihr, weil sie etwas auf dem Herzen hatte, weil etwas an ihr nagte, und es war in den frühen Morgenstunden, als dieses nagende Etwas einen unersättlichen Appetit bekam.
Trotz der beruhigenden MMS, die er ihr geschickt hatte,
lag ihr ihre Unterhaltung mit Jake immer noch auf der Seele. Er hatte irgendwie ausweichend geantwortet, da war sie sich ganz sicher. Oh ja, er hatte es gut kaschiert, indem er so getan hatte, als würde ihr Misstrauen ihn
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