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Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Titel: Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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eine Frau kann schließlich nie genug Freunde haben …
    »Bist du sicher? Er schien sich doch so zu freuen, dich wiederzusehen.«
    Remy nickte betrübt. »›Mein Partner Tim‹, hat er gesagt. Was brauchst du noch an Bestätigung? Außerdem liebt er Blumen. Schwule Männer lieben Blumen. Oder?«
    »Ich weiß nicht, ob man das so verallgemeinern kann wie, dass alle Frauen gern Schokolade essen …«
    »Er liebt Blumen. Er hat sich total darüber gefreut.«
    »Ja, aber du hast sie ihm gekauft, als du noch dachtest, er sei hetero.«
    »Ja stimmt. Du meine Güte, ist das verwirrend.«
    »Willkommen zurück in der Welt der Beziehungen«, sagte Alex mitfühlend. »Ich weiß nicht, ob dich das ein bisschen aufmuntert, aber für meinen Geschmack sieht er überhaupt nicht schwul aus.«
    »Stimmt«, entgegnete Remy matt. »Für meinen auch nicht. Aber Simon sah auch nicht schwul aus. Und wir wissen beide, wie die Geschichte geendet hat.«

     
    Am Ende hatten sie einen richtig netten Abend. Nett, aber irgendwie eigenartig. Obwohl Joe in seinem Restaurant mitarbeitete, hatte er ihnen viel Aufmerksamkeit geschenkt und ihnen das Gefühl vermittelt, VIPs zu sein; der Wein, den sie tranken, ging aufs Haus, ebenso der Nachtisch, den sie gar nicht bestellt hatten, und am Ende kam er zu ihnen an den Tisch und trank Kaffee mit ihnen. Es war ihr so vorgekommen, als ob er mit ihr flirtete, doch sie wusste, dass sie sich das einbilden musste, und sie hatte ja zu ihrem eigenen Leidwesen bereits die Erfahrung gemacht, dass es nichts Peinlicheres gab, als zu glauben, dass ein Mann mit einem flirtete, um dann herauszufinden, dass man sich komplett geirrt hatte. Deshalb schrieb sie seine Aufmerksamkeiten lediglich der Tatsache zu, dass er eben ein netter Mann war, ein netter freundlicher Mann, ein netter freundlicher schwuler Mann, rief sie sich nachdrücklich in Erinnerung, der einen netten freundlichen schwulen Partner namens Tim hatte. Denn Tim war natürlich genauso liebenswürdig und hinreißend und witzig und freundlich gewesen wie Joe.
    Und wieder einmal hatte sie all das an Simon erinnert. Weshalb sie, als sie wieder in ihrem Hotelzimmer war und allein auf ihr Bett fiel, den plötzlichen Drang verspürte, ihn anzurufen.
    Es hatte nichts mit dem Wein zu tun, den sie getrunken hatte, um ihre angespannten Nerven zu beruhigen, sondern mit den fünf Jahren, die sie zusammen gewesen waren, von denen viele - zumindest was sie anbelangte - glückliche Jahre gewesen waren. Kann man Glück über einen so langen Zeitraum vortäuschen? Sie verspürte plötzlich den Drang, Simon diese Frage zu stellen.
    Als sie seine Handynummer wählte, meldete sich die Mailbox.
    »Hi, Simon, ich bin’s. Ich vermisse dich. Ist das nicht komisch?
Vermisst du mich eigentlich auch jemals? Eigentlich könntest du das schon, finde ich, immerhin waren wir so lange zusammen, aber vielleicht verhält es sich auch wie mit einer alten Warze, die man sich hat entfernen lassen. Eine Warze würdest du nie vermissen, egal wie lange sie schon in deinem Gesicht gesessen hat, bevor du den Entschluss gefasst hast, sie wegschneiden zu lassen. Was ich dich fragen möchte, Simon, ist die jahrhundertealte Frage, die normalerweise ein Mann einer Frau stellt: Hast du alles nur vorgetäuscht, Simon? Die ganze Zeit? Alles? Hast du die ganze Zeit nur so getan als ob?«
    Zu exakt der gleichen Zeit hinterließ Alex im Zimmer nebenan eine ähnliche, wenn auch knappere Nachricht auf Jakes Mailbox.
    Wie spät war es noch mal in Hongkong?
    Er hatte ihr mindestens achtmal erklärt, wie viele Stunden Zeitunterschied es waren, aber sie vergaß es immer wieder. Waren sie der englischen Zeit acht Stunden voraus, oder waren sie acht Stunden zurück?«
    Da sofort die Mailbox ansprang, ging sie davon aus, dass es acht Stunden später sein musste.
    »Hi, Jake. Ich bin’s. Ich vermisse dich. Und ich liebe dich. Bye.«
    Kurz, aber süß.
    Nicht verärgert, sondern hoffnungsvoll.
    Auch nicht zu gefühlvoll.
    Auf den Punkt gebracht und rational.
    Wenn man bedachte, wie irrational sie sich in Wahrheit vorkam, hatte sie das ziemlich gut hinbekommen.
    Er hatte ihr versprochen, sie heute anzurufen, und hatte es nicht getan.
    Und nach dem gestrigen Tag hatte sie diesen Anruf wirklich nötig gehabt.
    Alex ließ sich aufs Bett fallen und starrte an die Decke.

    »Die Liebe wächst mit der Entfernung«, sagte sie laut zu sich selbst, als wollte sie sich von der Wahrheit dieses Sprichworts überzeugen, und in dem

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