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Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Barylli
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Kuchen, das man sich einfach vom Tablett nimmt, weil die Schokoladenglasur so lecker glänzt? Bei dem Marmorkuchen? Ich möchte das so nicht sehen. Ich habe ja erlebt, wie der Blitz eingeschlagen hat. An dem Abend, an dem ich ihn dir vorgestellt habe. Nachdem ich mich die ersten Wochen mit ihm so verkrochen habe. In der Wohnung … im Bett … in seinen Armen.
    »Nimm dir Zeit für dich und ihn.« Hast du gesagt. »Nimm dir Zeit für dich und dein Kennenlernen. Wir müssen nicht schon am vierten Abend gemeinsam ins Kino gehen, nur weil ich deine Freundin bin. Ich kann auch gut eine Zeitlang mit mir allein ins Kino gehen.«
    Das hast du gesagt. Und dabei gelacht. Dein schönes Lachen. Dein Lachen hab ich immer so geliebt, Isabell. So sehr. Es hat mich immer so befreit. Von meiner Schwere. Ich bin ja eher ein schwermütiger Mensch, wie du ja weißt. Und du … du hast immer alles überwältigt mit deinem strahlenden, umwerfenden Siegerlachen. Darum haben wir auch so gut zusammengepasst. Du mit deiner oberflächlichen Art und ich mit meiner tiefgründigen Ruhe. Das ideale Paar. Kleiner Scherz.
    Ich habe mich darauf gefreut, dich ihm vorzustellen. Und ihn dir vorzustellen. Jetzt ist mein Leben komplett, habe ich gedacht. Die Freundin, der Mann, fehlt nur noch eine Katze. Oder ein Hund. Es hat sich auch so gut getroffen mit der Zeit.
    Ich meine, du hast dir ja genau in der Woche, in der ich Stefan kennen gelernt habe, den Busen vergrößern lassen. Auf C-Cup. Weil du in den Fotozeitschriften gesehen hast, wie gut das den Frauen steht, die vom Typ her so aussehen wie du. Groß, schlank, langes Haar, symmetrischer Gesichtsaufbau … und … ja: Natürlich! Megatitten.
    Und ich hab dir nicht einmal abgeraten! Weil ich es ja auch machen wollte. Aber zuerst wollte ich bei dir sehen, wie das wirkt. Ich wollte dich gewissermaßen als Spähtrupp vorausschicken. In das Land grenzenloser, weiblicher Attraktivität. Und nach so einer Operation muss man sich ja zwei bis drei Wochen erholen. Und kann nicht gleich herumhüpfen. Also hast du es ein wenig ruhiger angehen lassen und bist ohnehin nicht so viel ausgegangen. Und in der Zeit konnte ich Stefan nahe kommen. Also haben wir ohnehin nichts versäumt.
    Bis zu dem Abend, an dem wir zu dritt ausgegangen sind. Und du uns in meiner Wohnung abgeholt hast. Ich habe Stefan auch von deinem Busen erzählt: Er hat gelacht und gesagt, dass ihm das Wichtigste an einer Frau ihre Augen seien! Und ihr Charakter. Und dass mein 75-A-Busen voll genug sei. Für meine BHs. Also haben wir gelacht und uns auf dich gefreut. Und deinen oberflächlichen Neuaufbau. Als du dann hereingekommen bist, war es eine Wucht. Wirklich. Ich habe selten so schöne Titten gesehen. Zwei richtige Zuckermelonen. Einfach perfekt. Zu dem langen Haar. Und dem Jeansminirock. Und den High-Heels. Mit den um die Waden geschlungenen Lederschnüren. Und der halboffenen weißen Bluse. Du hast nur einen Halbschalen BH getragen. Den transparenten. Den wir damals in Wien gekauft haben. Am Graben. Im ersten Bezirk. Du warst einfach umwerfend. Und das hast du gewusst. Und ich habe es gewusst. Und Stefan hat’s erlebt. Er konnte gar nichts anderes machen als dir in die Bluse fallen. Jeder vernünftige Mann hätte nichts anderes gedacht als: »Wie komme ich so zügig wie möglich in diese Bluse?«
    Und er hat dir auch gefallen. Vom ersten Moment an …
    Blitz!
    Ihr habt euch gesehen und der Blitz hat eingeschlagen. Krachend. Man konnte das Ozon in der Luft mit Händen greifen. Er hat sich dann alle Mühe gegeben, dir nur in die Augen zu schauen. Und deinen Charakter zu erforschen. Und du warst rührend bemüht, immer an meiner Seite zu gehen. So dass ich zwischen euch beiden gehen musste. Ja. Und all diese rührenden Versuche konnten nicht vertuschen, dass es um euch beide geschehen war. Ein »coup de foudre«, wie der Franzose sagt. Eine »amour fou«. Na gut, was nützen mir all diese grandiosen Benennungen, wenn sie nur eine Wahrheit zum Inhalt haben: Du hast mir meinen Mann weggenommen! Unabsichtlich. Selbstverständlich. Ja … was soll man da noch sagen?!
    Ich habe zugesehen, was sich zwischen euch beiden aufgebaut hat. An diesem Abend und in den nächsten Wochen, in denen er dich zufällig in der Stadt auf einen Kaffee getroffen hat. Und an dem Wochenende, an dem er nach Lyon fliegen musste und du Kehlkopfentzündung hattest … und drei Tage allein sein musstest … und nicht einmal am Telefon atmen konntest.
    Ja, all das habe ich

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